Stadtrat soll beim Bund intervenieren

Zuger GLP kämpft gegen Velohelmpflicht für Kinder

Der Bundesrat will den Velohelm für Kinder und Jugendliche zur Pflicht machen. (Bild: Adobe Stock)

Der Bundesrat will für Kinder und Teenager eine Velohelmpflicht einführen. Dies, weil sich die Unfälle in dieser Altersgruppe häufen. Die Stadt Zug soll sich nun aber aktiv dagegen einsetzen. Die Forderung mag überraschen, Zug stünde aber keineswegs alleine da.

Den Velohelm zu tragen, gilt allseits als vernünftig. Weil die Zahl der schwer verunfallten Velofahrer ab dem Alter von zwölf Jahren zuletzt stark angestiegen ist, will der Bundesrat die Velohelmpflicht für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre einführen. Das sei jedoch eine wenig vernünftige Reaktion, meint die Stadtzuger GLP. Sie fordert den Stadtrat nun zur Bekämpfung des bundesrätlichen Ansinnens auf.

Der Bundesrat argumentiert, dass die steigenden Velounfallzahlen bei Kinder und Jugendlichen mit der Tatsache verbunden sind, dass ab einem Alter von 12 Jahren die Helmtragequote sinkt. Eine Velohelmpflicht ist jedoch das falsche Mittel dazu, argumentieren die Grünliberalen – und stehen damit nicht alleine da.

Velohelmpflicht: «Umständlich und unattraktiv»

Eine Helmpflicht würde das Velofahren «umständlich und unattraktiv» machen, schreibt David Meyer seitens der GLP in seinem nun eingereichten Postulat. Und weiter: «Die Stärke des Velos ist jedoch genau seine unkomplizierte Nutzung als effizientes Verkehrsmittel. Mit der Einführung einer Helmpflicht würde diese Stärke verloren gehen.»

«Gerade die Jugendlichen, die tendenziell immer weniger Velo fahren, würden dies mit einer Helmpflicht noch seltener tun.»

David Meyer, GLP Stadt Zug

Meyer führt zudem ins Feld, dass Jugendliche sowieso schon weniger Velo fahren als früher: «Gerade die Jugendlichen, die tendenziell immer weniger Velo fahren, würden dies mit einer Helmpflicht jedoch noch seltener tun.» Gleich argumentiert etwa auch der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) und verweist auf die Tatsache, dass in der Altersgruppe zwischen 13 und 20 Jahre heute nur noch etwa halb so viele Velo fahren wie vor 20 Jahren (zentralplus berichtete).

Tiefe Helmtragequote bei Teenies

Statistisch belegbar ist jedoch auch das Problem mit der sinkenden Helmtragequote, wie die aktuellen Zahlen der Beratungsstelle für Unfallverhütung zeigen. Dort zeigt sich, dass die Quote bei den 0- bis 14-Jährigen bis 2019 bei über 70 Prozent lag. Im aktuellen Jahr nahm die Tragequote bei den Jungen zwar deutlich ab. Dieser Abschwung ist jedoch mit Vorsicht zu lesen, da jüngere Kinder häufiger einen Helm tragen als die Älteren in der gleichen Altersklasse.

In der Altersgruppe zwischen 15 und 29 Jahren ist danach aber unbestritten eine deutliche tiefere Helmtragequote auszumachen, wie die Statistik zeigt:

Statt Velohelmpflicht: Bessere Infrastruktur

Dennoch lehnen Verbände wie der VCS oder Pro Velo – und nun auch die Zuger GLP – eine Helmpflicht für diese Altersklasse ab. Wieso? «Eine generelle Helmpflicht kennen nur Länder mit schwacher Velonutzung, wobei die Sicherheit für Velofahrende aber nicht verbessert worden ist», schreibt David Meyer. Dem freiwilligen Tragen eines Helms stehe «absolut nicht im Wege, doch kann das situativ passend und selbstverantwortlich dem Einzelnen zum Entscheid überlassen werden.»

Die Veloverbände sehen eigentliche Verbesserung der Verkehrssicherheit derweil in einer besseren Infrastruktur. «Wir wehren uns dagegen, dass die Verantwortung für Unfälle und Verletzungen von den Verursachern von Gefahren auf die Opfer verschoben werden», schrieb Pro Velo Schweiz bereits 2010 in einem Positionspapier.

Mehre Schweizer Städte gegen eine Pflicht

Die Zuger GLP fordert den Stadtrat nun mittels Meyers Postulat auf, sich «aktiv gegen die Velohelmpflicht von 12- bis 16-Jährigen beim Bund einzusetzen». Damit würde es Zug anderen Städten wie Basel, Bern, Winterthur und Zürich gleichtun, welche die Pläne des Bundesrats ebenfalls ablehnen.

Die Velohelmpflicht ist Teil eines grösseren Revisionspakets. Als Nächstes müssen die beiden Bundeskammern über das Revisionspaket befinden. Die Inkraftsetzung der Änderungen ist gestaffelt ab 2023 vorgesehen.

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7 Kommentare
  • Profilfoto von Black Pearl
    Black Pearl, 08.01.2022, 23:13 Uhr

    Ich bin Vater eines Kindes in diesem Alter. Eine Helmpflicht macht Sinn. Das Argument dagegen ist veraltet, heutzutage tragen viele Velofahrer/Innen einen Helm, und das ist auch gut so. Hier liegt die GLP leider daneben. Früher argumentierte man auch, bei einem Rauchverbot gehe niemand mehr in eine Beiz, und es kam anders…

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  • Profilfoto von Remo
    Remo, 08.01.2022, 12:17 Uhr

    Eigentlich bin ich meistens einverstanden mit der GLP. In diesem Fall kann ich allerdings nur den Kopf schütteln. Will die GLP mehr Darwin Award Träger produzieren? Die Eigenverantwortung funktioniert bei Kindern und vielen Jugendlichen leider noch nicht.
    Daumen runter GLP!

    In meiner Jugend verunfallte ein etwa gleichaltriger Junge aus dem Ort mit dem Velo schwer. Er stiess mit einem Auto zusammen und hatte schwere Kopf- und Hirnverletzungen. Velohelme gab es damals noch nicht. Der Junge war nachher zeitlebens behindert. Er hat es dann später leider vorgezogen seinem Leben selber ein vorzeitiges Ende zu setzen.

    Wollt ihr von der GLP wirklich verantwortlich sein für weitere solche traurigen Geschichten? Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.

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  • Profilfoto von Andy Bürkler
    Andy Bürkler, 08.01.2022, 12:06 Uhr

    Schon wieder!
    Wieso macht ihr immer Umfragen, welche nur die von euch gewünschten Antwortoptionen enthalten?
    Als Drittes gibt es dann «mir egal». Wenn es «mir egal» ist, dann stimme ich gar nicht ab oder lese den Artikel erst gar nicht.
    Den Punkt kann man sich also sparen und stattdessen einer alternativen Meinung Platz geben.
    Z.B. einfach: «Ich bin generell gegen eine Helmpflicht für Velos».
    Ich möchte das ankreuzen können, ohne gleichzeitig «andere Massnahmen» zu fordern.

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    Dr. Cycle, 07.01.2022, 21:36 Uhr

    Ich weiss schon lange, warum ich als Velofahrer mit dieser links-grünen Velolobby nichts zu tun haben will. Denen gehts nicht um die Sache, sondern um ihre Politik.

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      Remo, 08.01.2022, 12:17 Uhr

      Die GLP ist nicht linksgrün, sondern bürgerlich grün.

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      • Profilfoto von Paul Bründler
        Paul Bründler, 08.01.2022, 13:28 Uhr

        @Remo: Das hatte auch anfangs gedacht und gehofft. Aber eigentlich sind die Unterschiede marginal.
        Die GLP ist auch eine weitestgehend linke Partei mit einer etwas liberaleren Wirtschaftspolitik.
        Im Grunde sind GLP und Linksgrüne «Hans was Heiri» und leider eine vertane Chance.
        Siehe z.B. Swissinfo «Wofür stehen die Schweizer Parteien?»

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 07.01.2022, 19:14 Uhr

    Ich hatte gehofft,das die GLP etwas logischer als die andern Grünen ist.
    Ich finde Meyers Argumente einfach nur doof.Ist das Aussehen wichtiger,als die Sicherheit.Mit solch Eltern ist es kein Wunder,wenn die Jungen nicht sensilibiert werden zum VeloFahren. Man bringt sie lieber mit dem Elterntaxy zur Schule und so werden sie auch nie lernen sich im Verkehr zu bewegen und Sicherheit zu erfahren.Meine Mutter hat mir einmal den Weg gezeigt und durfte dann jeden Tag 1 Kilometer und über diverse (Stadt) Fussgänger
    streifen laufen,
    Und lebe sogar noch.Sich um die Kinder sorgen OK.
    Aber wie sollen Sie mal Zurecht kommen,wenn sie
    Keine Gefahren kennen lernen um damit umzugehen.
    Genau diese verunfallen am ehesten.

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