Verhandlungen mit Kanton scheiterten

Zuger Asylbewerber ziehen doch nicht ins Motel

Beinahe wär es zur Asylunterkunft geworden: Das Motel wie aus «Thelma and Louise» in Sihlbrugg.

(Bild: wia)

Das Motel in Sihlbrugg wird doch nicht zur Asylunterkunft, die Verhandlungen mit dem Kanton sind gescheitert. Schuld daran sei aber nicht nur der tiefe Mietzins des Kantons, sagen die Besitzer. Diverse Unsicherheiten haben wohl die Besitzer dazu bewogen, das Angebot zurückzuziehen.

Nach langen Verhandlungen ist das Motel in Sihlbrugg als zukünftige Asylunterkunft vom Tisch. «Die Besitzer haben das Angebot zurückgezogen», schreibt die Zuger Direktion des Innern am Montag in einer Mitteilung. Dabei brannten die Motel-Besitzer vor einem Jahr noch für die Umnutzungspläne: «Ich habe dieses Motel nun dreissig Jahre geführt. Darum dachte ich mir, es wäre doch perfekt, wenn nun Asylbewerber hier herkommen könnten und ich stattdessen irgendwo anders ein neues Leben beginne», erzählte Motel-Besitzerin Ursula Röllin damals gegenüber zentralplus. Das Vorhaben ist aber offenbar kurz vor der Verwirklichung begraben worden.

Investitionen hätte der Kanton getragen

Die Vorsteherin der Zuger Direktion des Innern Manuela Weichelt-Picard meint: «Wir befanden uns in den letzten Verhandlungen. Diese drehten sich primär um die Höhe des Mietzinses.» Allfällige Investitionen, die am Motel nötig gewesen wären, um feuerpolizeiliche Anforderungen einzuhalten, hätte natürlich der Kanton übernommen. Auch sonst sei der Umnutzung nichts mehr im Wege gestanden.

Motel-Betrieb ist attraktiver als Asylbewerber

Was also gab den Ausschlag, dass die Motel-Besitzer ihr Angebot zurückzogen? Ganz einfach, so die Besitzerin Ursula Röllin: «Uns braucht es nicht mehr.» Die Lage im Asylbereich habe sich seit letztem Jahr entspannt und «es sind genügend Plätze im Kanton Zug vorhanden». Also zogen die Motel-Besitzer während den Mietzinsverhandlungen mit dem Kanton ihr Angebot zurück.

Tatsächlich sind die aktuellsten Statistiken zum Thema Asyl rückläufig: Die Anzahl an Flüchtlingen und Asylsuchenden im Kanton Zug ist im Vergleich zum letzten Jahr um gut 150 gesunken.

Derzeit ist der Stand auf der Höhe von 1999.

Derzeit ist der Stand auf der Höhe von 1999.

(Bild: screenshot aktuelle Fakten Asyl Zug)

Die Verhandlungen seien aber nicht am Mietpreis gescheitert, stellt Ursula Röllin richtig. Die Zusammenarbeit mit dem Kanton habe dazu noch einige Unsicherheiten mit sich gebracht. «Der Kanton konnte mir nicht sagen, ob überhaupt und wann Flüchtlinge ins Motel kommen würden», erklärt Röllin. Diese Unsicherheiten wollten die Besitzer nicht.

Der normale Betrieb lohnt sich mehr

Mit dem normalen Betrieb haben die Motel-Leute in Sihlbrugg ihre Rendite also nach wie vor in der eigenen Hand. «Wir haben einige Gäste, die ein Zimmer gleich während einigen Monaten beziehen, das ist für uns finanziell interessanter», erklärt Röllin. Für einen Monat kostet ein Zimmer dort 1’000 bis 1’500 Franken. Die Mieten, welche der Kanton für Asylunterkünfte bezahle, seien weniger attraktiv, als man meine, sagt Röllin. Mit solchen Ansätzen wird der Kanton schwer konkurrieren können.

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