Knatsch um öffentlichen Aussichtsraum beigelegt

Zug: Bald kann man im 24. Stock Schlange fürs WC stehen

Der Park Tower in Zug: Der usrpüngliche Entwurf von Hans Kollhoff hatte mehr Konzeption und Klasse.

(Bild: zvg)

Endlich gehts mit dem öffentlichen Gesellschaftsraum im Zuger Hochhaus Park Tower weiter. Der Zuger Stadtrat darf 457’000 Franken für den Ausbau verplanen. Doch ganz ohne Gezeter ging das Geschäft im Zuger Stadtparlament nicht über die Bühne.

In luftiger Höhe, im 24. Stock des Parktowers, gleich neben dem Zuger Bahnhof, soll der Stadtbevölkerung ein Gesellschaftsraum zur Verfügung stehen. Eine verlockende Idee, vor Jahren beschlossen. Aber das Hin und Her will kein Ende nehmen. Der Raum war teuer und ist unpraktisch, weist ausser der Aussicht wenig Vorzüge auf. Da die Zuger Stadtregierung das Nutzungsrecht aber nicht mehr zurückgeben kann, hat sie sich zur Flucht nach vorne entschlossen (zentralplus berichtete)

Am Dienstag sollte daher endlich ein Objektkredit für den Ausbau zur Abstimmung kommen. Doch erst mal musste über einen Rückweisungsantrag debattiert werden.

300 Vermietungen «surreal»

Denn die SVP stört sich nach wie vor an den den bekannten logistischen Mängeln des Raums: dass er nur mit einem Lift erreichbar ist, dass nur ein WC vorhanden ist, zu dem sich ausserdem bei einer grösseren Gesellschaft eine Schlange vor dem Abort bilden könnte, die durch die Küchenecke führt, dass es weiter «surreal» ist, von 300 Vermietungen pro Jahr für 500 Franken auszugehen, wie SVP-Fraktionschef Gregor R. Bruhin krisitierte.

Auch die Geschäftsprüfungskommission hatte Vorbehalte. Wohingegen die Bau- und Planungskommission darauf hinweist, dass man wegen den baulichen Gegebenheiten gar nicht viel anderes unternehmen kann, als das Vorgesehene.

«Aussichtsjuwel»

Unter den Politikern gabs ein zweites Lager mit klaren Meinungen. Die Linken, die klar für einen Ausbau und gegen den Rückweisungsantrag waren, da dies nur eine Verzögerung bewirken würde. Urs Bertschi (SP) sprach von einem «Aussichtsjuwel», das man endlich der Stadtzuger Bevölkerung zugänglich machen müsse. Es müsse auch gar nicht rentieren. Es sei ein Geschenk für die Bürger. Auch Ignaz Voser (CSP) von der Alternativen Fraktion regte sich enorm über das «Störmanöver» aus der GPK und der SVP auf, nannte die Gegner des Ausbaus gar «politische Pyrowerfer». Was laute Widerworte von den Sitzen der SVP provozierte.

Etienne Schumpf von der FDP sparte ebensowenig an Superlativen und nannte das Gezerre um den Aussichtraum im Park Tower «eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der Stadt Zug». Die Diskussion kam überdies lange nicht vom Fleck, da nicht nur die FDP wenig glücklich mit dem Raum war, auch die Meinungen bei der CVP waren geteilt. Benny Elsener (CVP) etwa beklagte mehrfach die schlechte Brauchbarkeit des Raums in gastronomischer Hinsicht.

Freisinn stützt seine Stadträtin

Bewegung entstand erst, als von den Kritikern des Ausbaus die FDP-Stadträtin Eliane Birchmeier, welche dem Baudepartement vorsteht, ins Kreuzfeuer genommen wurde. Dies bewog die Freisinnigen dazu, sich hinter ihre Magistratin zu scharen. Der Rückweisungsantrag wurde relativ klar abgelehnt und der Objektkredit angenommen.

Fazit: Die tolle Aussicht des öffentlichen Gesellschaftsraums im Park Tower ist ebenso unbestritten wie die begrenzte Nutzbarkeit. Lassen wir daher zum Schluss den Grünliberalen David Meyer reden: «Der Raum ist und bleibt defizitär, 300 Anlässe sind unrealistisch», sagte er. Doch: «Wir sind nun fast ein Jahrzehnt dran und können das Projekt nicht nochmal zurückweisen. Irgendwann wird es lächerlich.»

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