«Wunschlos glücklich» und «unbeschreiblich» – die Stimmen zur Wahl
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Die Luzerner haben ihre Regierung für die Legislatur 2023 bis 2027 gewählt: Die Exekutive wird jünger, weiblicher und hat künftig wieder ein linkes Mitglied.
Knapp eine Stunde nach Veröffentlichung der ersten Zwischenresultate stand am Sonntagnachmittag auch schon das Resultat des zweiten Wahlgangs fest: Die neue Luzerner Regierung setzt sich in der Legislatur 2023 bis 2027 aus Reto Wyss (Mitte, bisher), Fabian Peter (FDP, bisher), Michaela Tschuor (Mitte, neu), Armin Hartmann (SVP, neu) und Ylfete Fanaj (SP, neu) zusammen (zentralplus berichtete).
Der Schlierbacher SVP-Kandidat Armin Hartmann war der strahlende Sieger des zweiten Wahlgangs. 51'078 Luzernerinnen schrieben seinen Namen auf ihren Zettel. Er holte in fast allen Gemeinden die meisten Stimmen, wie die «Luzerner Zeitung» schreibt. In den urbaneren Gemeinden Luzern, Kriens, Horw und Sursee war Ylfete Fanaj die Siegerin. Auch in Adligenswil schwang sie obenaus. Sie holte kantonsweit 45'053 Stimmen. In Buchrain erzielte Claudia Huser (GLP) die meisten Stimmen, total kam sie auf 39'674. Wie erwartet, landeten Chiara Peyer (Junge Grüne) und Jürgen Peter (parteilos) auf den letzten Plätzen. Die Stimmbeteiligung lag bei 33,7 Prozent.
Armin Hartmann sieht seine Präsenz als Grund fürs gute Ergebnis
«Ich bin natürlich stolz auf das sehr klare Ergebnis», sagte Armin Hartmann (SVP) nach seiner Ankunft im Regierungsgebäude am Sonntagnachmittag gegenüber zentralplus. «Ich konnte das Ergebnis aus dem ersten Wahlgang gut bestätigen.» Er sei «wunschlos glücklich».
Ausschlaggebend war aus seiner Sicht sein Profil und sein Engagement: «Ich denke, es ist meine Person, die Erfahrung und die Kompetenz, die ich im Wahlkampf vertreten habe. Ich habe aber auch einen sehr engagierten Wahlkampf geführt. Ich war an sehr vielen Anlässen und viel bei den Leuten draussen. Das ist entsprechend von der Stimmbevölkerung gewürdigt worden.»
«Es ist unbeschreiblich, dass wir es nach acht Jahren endlich geschafft haben.»
Ylfete Fanaj, neue SP-Regierungsrätin
Während des Interviews klopfte ihm sein Vorgänger und Parteifreund Paul Winiker auf die Schultern: «Ich habe rüüdig Freude, dass es geklappt hat. Das kommt gut», meinte der abtretende Sicherheitsdirektor. Trotz der lobenden Worte gab sich Neo-Regierungsrat Armin Hartmann zurückhaltend, sich als Nachfolger Winikers zu bezeichnen. «Das wird sich dann noch weisen. Im Gremium bin ich der Nachfolger, das ist korrekt. Ich bin gespannt auf die Departementsverteilung, wo sich diese wichtige Frage klären wird. Das ist aber ein Entscheid des Gremiums.»
Er sei stolz, dass die SVP in der Regierung bleibe und die Partei den «Generationenwechsel» geschafft habe. «Paul Winiker hat mich immer unterstützt, ich durfte viel von ihm lernen. Ich hoffe, ich bin seiner Nachfolge würdig.»
Ylfete Fanaj bezeichnet Wahl als Zeichen für Vielfalt
Während Claudia Huser bei den ersten Zwischenergebnissen noch vor Fanaj lag, zog die SP-Kandidatin spätestens nach der Auszählung der Stadt Luzern an der GLP-Kandidatin vorbei. Unter tosendem Applaus und mit geschwungenen SP-Fahnen trat die frisch gewählte Regierungsrätin Ylfete Fanaj mit ihrer Familie in den Lichthof des Regierungsgebäudes. «Ich freue mich sehr, dass die SP zurück in der Regierung ist. Es ist unbeschreiblich, dass wir es nach acht Jahren endlich geschafft haben», sagte sie in einem ersten Statement zu ihrer Wahl.
«Selbstverständlich bin ich enttäuscht, ich wollte gewählt werden und habe alles dafür gegeben. Ich bin gleichzeitig sehr dankbar für die grosse Unterstützung.»
Claudia Huser, GLP-Kandidatin
Auf die Frage, was wohl der ausschlaggebende Faktor für ihre Wahl gewesen sei, antwortete Fanaj: «Ich glaube, die Bevölkerung hat eingesehen, dass eine vielfältige Regierung die gesamte Vielfalt des Kantons besser abbildet.» Für den Luzerner SP-Parteipräsidenten David Roth kommt auch die Arbeit der Partei hinzu: «Ausschlaggebend war das enorme Engagement von Ylfete Fanaj und der Basis. Nicht nur in den letzten paar Wochen, sondern über acht Jahre hinweg, während wir nicht in der Regierung vertreten waren.»
Das Resultat sei Resultat ihrer Arbeit, sowohl als Oppositionspartei als auch im Aufbau der Partei. «Wir konnten immer mehr Sektionen gründen und Mitglieder hinzugewinnen. Die haben viel für diesen Erfolg gearbeitet. Die Wahl ist das Resultat von langer, langer Arbeit.»
SP-Parteipräsident hofft auf ausgewogenere Vorlagen
David Roth gab sich auch in seiner Rolle als Parteipräsident enorm erleichtert: «Als Parteileitung hat man natürlich die Erwartungen, seitens Partei eine erfolgreiche Büez abzuliefern, und das ist uns auch gelungen.» Dies sei vor allem den vielen Leuten zu verdanken, die mitgeholfen hätten: «Es gibt Leute, die haben etwa 40 Stunden telefoniert für Frau Fanaj. Das waren Dutzende, Hunderte von Leuten. Das ist ein Gemeinschaftswerk. Getragen von dem Wunsch eines solidarischen und vielfältigeren Kantons und einer Regierung, die auch so zusammengesetzt ist.»
Mit der Wahl komme frischer Wind ins Gremium: «Ich glaube, es tut jeder Politik gut, wenn sie so vielfältig ist wie die Bevölkerung, die sie vertritt.» Er sei überzeugt, dass die Neuwahlen eine Veränderung in der Luzerner Exekutive mit sich brächten: «Es kommen ausgewogenere Vorlagen aus der Regierung, und es wird andere Debatten im Parlament geben. Davon kann die Bevölkerung nur profitieren.»
Claudia Huser mit gemischten Gefühlen
Während die SVP und SP feiern, bleibt die enttäuschte Claudia Huser (GLP) zurück. Trotz Unterstützung des KMU- und Gewerbeverbands fehlten ihr rund 5'400 Stimmen zur Wahl. «Die Gründe zu analysieren, ist jetzt schwierig», sagte Huser gegenüber zentralplus. «Die Luzernerinnen und Luzerner hatten eine gute Auswahl und haben jetzt die für sie beste Auswahl auch getroffen. Es war ihnen offenbar ein wichtiges Anliegen, dass die SVP und die SP in der Regierung vertreten sind.»
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Gegenüber der Wahl selbst empfinde sie gemischte Gefühle: «Selbstverständlich bin ich enttäuscht, ich wollte gewählt werden und habe alles dafür gegeben. Ich bin gleichzeitig sehr dankbar für die grosse Unterstützung. Ich bin sehr stolz. Das Resultat ist ein Achtungserfolg, den feiern wir heute noch.»
- Wahlergebnisse auf der Website des Kantons Luzern
- Augenschein vor Ort im Regierungsgebäude
- Persönliche Gespräche mit David Roth, Paul Winiker, Claudia Huser, Ylfete Fanaj und Armin Hartmann
- Artikel der «Luzerner Zeitung»