Sieben Zahlen zu den Wahlen in Luzern

Wo die grüne Hochburg liegt und wer die treusten Wähler hat

Freude am Wahlsonntag in Luzern: Die ehemalige grüne Kantonsrätin Katharina Meile (links) und Claudia Huser, aktuelle GLP-Kantonsrätin. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Grünen haben bei den Nationalratswahlen am 20. Oktober in allen Luzerner Gemeinden zugelegt – aber sich nirgendwo als stärkste Partei etabliert. Nach wie vor dominieren CVP und SVP die politische Landkarte des Kantons. Panaschierkönigin ist aber eine andere Partei.

Die Korken sind weggeräumt, die Tränen der Freude und der Enttäuschung getrocknet: Vor rund zwei Wochen hat die Schweiz gewählt. Im Kanton Luzern sind inzwischen alle elf Sitze in den beiden Kammern in Bundesbern vergeben, nachdem es beim Ständerat zu einer stillen Wahl gekommen ist (zentralplus berichtete).

Zu den Verlierern gehören SVP und FDP, die je einen Sitz abgeben mussten, zu den Gewinnern die Grünliberalen, die in den Nationalrat zurückkehren.

Ein Blick in die Zahlen, die das Statistikbüro Lustat kürzlich veröffentlichte, zeigt interessante Erkenntnisse.

1. Diese Partei hat die treusten Wähler

Nicht alle Wähler folgen blindlings der Partei und werfen unverändert die Liste ein. Die Panaschierstatistik zeigt, welche Wähler ihrer Partei besonders treu (oder einfach besonders faul) waren – und welche im Gegenteil besonders fleissig Namen strichen und durch andere ersetzten.

Am wenigsten Stimmen an andere Politiker verlor am 20. Oktober die SVP. Rund 31'400 Wähler warfen die SVP-Liste in die Urne und insgesamt nur auf jeder 15. Linie notierten sie einen Vertreter einer anderer Partei.

Die interaktive Grafik von Lustat zeigt, wo die Stimmen auf den Listen der Parteien hinflossen:

Allerdings: Ihre Wähler dazu motivieren, der Partei treu zu bleiben im Sinne von wiederwählen, misslang der SVP dieses Jahr gründlich. Mit einem Rückgang von 3,77 Prozent hat sie im Kanton Luzern den grössten Verlust aller Parteien eingefahren.

2. Die Panaschier-Königin unter den Parteien

Die SP hat insgesamt rund 160'000 Parteistimmen verzeichnet. Jede Vierte davon kam allerdings nicht von Wählern, die eine SP- oder Juso-Liste einwarfen, sondern von anderen Parteien oder Blankolisten. In absoluten Zahlen hat zwar die CVP am meisten «Fremdstimmen» erhalten, mit den rund 25 Prozent am Gesamtergebnis steht aber die SP an der Spitze der Panaschierstatistik. 

Die SVP konnte am wenigsten Wähler von anderen Parteien überzeugen. Nur gerade zehn Prozent ihrer Stimmen gehen auf das Konto «fremder» Wähler. Und: Die SP-Wähler konnten sich am seltensten für einen SVP-Kandidaten erwärmen. Nur gerade 379mal stand auf einer SP-Liste der Name eines SVP-Mannes oder einer SVP-Frau. Umgekehrt war dies 966mal der Fall. 

3. ... und die Verliererin

Die Grünliberalen sind die Einzigen, die wegen der panaschierfreudigen Luzerner unter dem Strich Parteistimmen verloren haben. Das heisst: Die GLP hat mehr Wähler an andere Parteien verloren als von anderen Parteien oder von freien Listen Stimmen gewonnen. Für den Moment kann das der GLP aber egal sein: Es hat bekanntlich trotzdem für einen Sitzgewinn gereicht.

4. Es grünt am Sempachersee

Landauf, landab war am Wahlsonntag von der grünen Welle die Rede. Im Kanton Luzern rauschte sie vor allem am Sempachersee: In der Stadt Sursee konnten die Grünen im Vergleich zu 2015 am stärksten zulegen, um insgesamt 8,5 Prozent. Mit einem Wähleranteil von 17,8 Prozent kommen sie in Sursee praktisch an die SP heran (17,9 Prozent). Über den ganzen Wahlkreis Sursee betrachtet, sind die Grünen sogar stärker als die SP.

Noch besser verankert sind die Grünen nur in der Stadt Luzern, wo sie einen Wert von 20,8 Prozent erzielten. Als einzige Partei konnten die Grünen in allen Luzerner Gemeinden im Vergleich zu 2015 Wähleranteile gewinnen, wie die folgende Grafik belegt:

Die SVP hingegen vermochte nur gerade in zehn Gemeinden ihren Wähleranteil im Vergleich zu 2015 zu steigern. In den restlichen über 70 Gemeinden ging es für die Partei bergab. Noch schlimmer traf es die FDP: Sie konnte in lediglich vier Gemeinden zulegen, überall sonst war ihr Wähleranteil rückläufig.

5. Die letzten dominanten Hochburgen

Das orangeste Dorf des Kantons heisst: Altishofen. In der Heimat- und Wohngemeinde von Nationalrätin Ida Glanzmann-Hunkeler beträgt der CVP-Wähleranteil 55,2 Prozent. Dahinter folgen mit Luthern und Romoos zwei weitere Gemeinden, in denen die CVP auf über 50 Prozent kommt. Solch hohe Wähleranteile erreicht keine andere Partei in einer Luzerner Gemeinde.

Wer das schon viel findet, dem sei gesagt: Im Kanton Wallis und im Kanton Tessin gibt es jeweils eine Gemeinde, in der die CVP einen Rekord-Wähleranteil von 79,5 Prozent erreicht. Übertrumpft wird sie nur noch von der SVP, die in der bernischen Kleingemeinde Horrenbach-Buchen auf über 84 Prozent kommt.

Zurück in den Kanton Luzern: Diese interaktive Karte von Lustat zeigt, dass SVP und CVP hier in den meisten Gemeinden dominieren.

6. Die drei Ausnahmen

Auf der grünorange gefleckten Karte stechen nur gerade drei Ausnahmen ins Auge. Die einzige «rote» Gemeinde ist die Stadt Luzern: Die SP erreicht im Zentrum einen Wähleranteil von 25 Prozent.

In Nebikon und Meggen hingegen hat die FDP das Sagen: In beiden Gemeinden können die Liberalen alle anderen Parteien distanzieren.

7. Luzern bleibt bürgerlich

Dass der Kanton Luzern nach wie vor bürgerlich geprägt ist, zeigt auch ein Blick auf das Ergebnis der Ständeratswahlen. Trotz Angriffen von beiden Seiten ist es der CVP und der FDP gelungen, ihre historische Doppelvertretung im «Stöckli» weitere vier Jahre zu sichern.

Die beiden Gewählten Damian Müller (FDP) und Andrea Gmür (CVP) haben im ersten Wahlgang praktisch überall obenaus geschwungen. Einzig in seiner Heimatgemeinde Eich, im SVP-dominierten Fischbach, in Meierskappel, Honau und Gisikon verdrängte Franz Grüter (SVP) die CVP-Kandidatin. Und die Stadtluzerner waren die Einzigen, die dem linken Duo Monique Frey (Grüne) und David Roth (SP) am meisten Stimmen gaben:

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