Brennpunkt Bundesratswahl
Überraschende Wende

Wird doch ein Zuger Bundesrat? Mitte stellt Kandidaten

Nach der erfolgreichen Wahl als Zuger Regierungsrat will Martin Pfister nun Bundesrat werden. (Bild: Archivbild: Andreas Busslinger)

Mit der Absage des künftigen Ex-Mitte-Chefs Gerhard Pfister haben viele eine Bundesratskandidatur aus Zug bereits abgeschrieben. Doch am Montag stellt sich der Gesundheitsdirektor Martin Pfister zur Wahl.

Der Kanton Zug muss seine Hoffnung auf einen Zuger Bundesrat doch noch nicht aufgeben: Am Montag teilt die Zuger Mitte überraschend einen Kandidaten mit. Die Partei nominiert Regierungsrat und Gesundheitsdirektor Martin Pfister als Nachfolger für die abtretende Verteidigungsministerin Viola Amherd.

Der 61-Jährige ist seit 2016 Zuger Regierungsrat, dort steht er seit jeher dem Gesundheitsdepartement vor. Zuvor präsidierte er vier Jahre die damalige Zuger CVP, war zehn Jahre lang Kantonsrat und leitete davon drei Jahre lang die Fraktion. Vor seiner politischen Karriere war der Historiker unter anderem als selbstständiger Berater und Lehrer tätig. Er ist verheiratet und hat drei Töchter sowie einen Sohn.

Würde der Gesundheitspolitiker gewählt werden, würde er mit grosser Wahrscheinlichkeit das Verteidigungsdepartement übernehmen. Ganz fremd wäre ihm das Themenfeld nicht: Im Militär war er Chef der Katastrophenhilfe und Kommandant eines Rettungsbataillons. Zudem amtet er auch als OK-Präsident der bevorstehenden Special Olympics – National Summer Games 2026 in Zug (zentralplus berichtete). Und gemäss eigenen Angaben ist er auch in seiner Freizeit aktiv, er wandert und joggt gern.

Gemäss der Medienmitteilung beantwortet Martin Pfister Fragen zur Kandidatur erst an einer bevorstehenden Medienkonferenz.

Zuger Regierungsräte wagen sich vor

Pfister tritt damit in die Fussstapfen seines Amtskollegen Heinz Tännler (SVP), der vor zwei Jahren Alt-Bundesrat Ueli Maurer beerben wollte. Allerdings erfolglos (zentralplus berichtete). Tännler kämpfte damals mit der gleichen Herausforderung, die auch Pfister bevorsteht: Zwar ist der Baarer im eigenen Kanton politisch etabliert und bekannt – doch national? Die Mitte-Politikerinnen dürften ihn als ehemaliges Vorstandsmitglied der nationalen Partei zumindest kennen.

Doch zur Wahl als Bundesrat müsste Pfister auch einen gewichtigen Teil anderer Fraktionen um sich scharen können. Und rein von der Bekanntheit hat der St. Galler Bundesratskandidat Markus Ritter, der zudem Präsident des Bauernverbands ist, die Nase um Längen vorn.

Allerdings wäre Pfister ein Vertreter der Zentralschweiz, die seit dem Rücktritt des Luzerners Kaspar Villiger (FDP) 2003 sehnsüchtig auf eine Rückkehr an die Landesspitze wartet. Ein Zuger Magistrat ist sogar noch länger her: Der letzte Zuger Bundesrat war Hans Hürlimann (CVP), der von 1973 bis 1982 in der Landesregierung politisierte.

Vor ihm gab es Philipp Etter (CVP), der von 1934 bis 1959 im Gremium vertreten war. Würde Pfister gewählt werden, wäre er der dritte Zuger Bundesrat überhaupt und würde sich in die Tradition der Zuger Mitte-Bundesräte einreihen.

Diese Politiker haben bereits abgesagt

Der Zuger Kronfavorit für diese Rolle war jedoch nicht Martin Pfister, sondern sein Parteikollege und Namensvetter Gerhard Pfister. Ihm wurden stets Bundesratsambitionen nachgesagt, als langjähriger Nationalrat und Mitte-Chef wäre er in Bundesbern bereits bestens vernetzt. Doch er winkte vor rund zwei Wochen überraschend ab, da das Amt nicht zu ihm passt, wie er erklärte (zentralplus berichtete).

Die zweite Favoritin aus der Region, die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger, gab letzten Freitag ihren Verzicht bekannt (zentralplus berichtete). Sie hätte Ritter gefährlich werden können: Zentralschweizerin, eine Frau und als Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission bereits bestens mit dem Departement der abtretenden Viola Amherd bekannt. Sie habe sich eine Kandidatur ernsthaft überlegt – wolle sich aber lieber mit voller Kraft als Ständerätin einsetzen (zentralplus berichtete).

Einziger Kandidat aus der Region

Auch weitere Mitte-Politiker aus der Region haben bereits abgesagt: Martin Pfisters Luzerner Amtskollegen, die Gesundheitsdirektorin Michaela Tschuor sowie Finanzdirektor Reto Wyss, fühlen sich in ihrer jetzigen Rolle wohl. Die Luzerner Nationalräte Pius Kaufmann, Priska Wismer-Felder und Leo Müller winkten ebenfalls ab.

Der Zuger Mitte-Ständerat Peter Hegglin bewarb sich nicht, da die Partei – wie er vermutet – wohl jüngere Kandidaten möchte. Damit bleibt Martin Pfister wohl die einzige Zentralschweizer Konkurrenz für den Bauernpräsidenten Markus Ritter, sollte die Partei ihn offiziell aufs Ticket heben.

Verwendete Quellen
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