Die Gemeinde Baar stellt sich dem Unterfeld 2.0

«Wir wollen den Empfindungen der Bevölkerung auf den Grund gehen»

Der Baarer Gemeindepräsident hat sich von der Unterfeld-Schlappe erholt und ist nun motiviert für eine neue Lösung.

(Bild: Andreas Busslinger/Montage: wia)

Die Baarer Regierung hat sich nach dem bitteren Abstimmungs-Nein letzten Februar wieder aufgerappelt und stellt sich nun der Causa Unterfeld ein zweites Mal. Mit einer bestimmten Massnahme will man dieses Mal jedoch ganz sicher gehen, dass man nicht am Volk vorbeipolitisiert.

Der Baarer Gemeinderat hat am Montag über die weiteren Schritte bezüglich Unterfeld informiert. Zur Erinnerung: Der Bebauungsplan zum gemeindeübergreifenden Grossprojekt Unterfeld wurde im Februar von der Gemeinde Baar abgeschossen. Baar ist nun verpflichtet, innert drei Jahren einen neuen Plan vorzulegen.

Das ist in den kommenden drei Jahren geplant

Nach dem Nein zur Überbauung Unterfeld ist die Gemeinde Baar verpflichtet, bis im Frühling 2020 eine neue Lösung zu finden. Nun hat Baar bekanntgegeben, wie sie dabei vorgehen möchte. So soll bis im Sommer 2018 eine Testplanung respektive eine städtebauliche Studie gemacht werden. Zu diesem Zweck werden vier Workshop-Abende mit Vertretern verschiedener Bevölkerungsgruppen durchgeführt.

Bis im Dezember 2018 sollen Quartiergestaltungspläne gemacht werden. Dies in Absprache mit der Stadt Zug. Bis im Frühling 2020 sollen grundeigentümerverbindliche Verankerungen der Ziele sowie eine Nutzungsplanung gemacht werden. Darauf folgt die arealbezogene Detailplanung. Frühestens 2022 sollen im Unterfeld die Bagger auffahren können.

zentralplus: Andreas Hotz, der Startschuss für die Neuplanung des Gebiets Unterfeld ist gefallen (zentralplus berichtete). Die Behörden setzen nun bewusst auf mehr Mitsprache der Bevölkerung und werden dazu auch eine Reflexionsgruppe ins Leben rufen. Warum?

Andreas Hotz: Wir sind zur Überzeugung und vielleicht auch zur Einsicht gekommen, dass es sehr wichtig ist, dass die Bevölkerung in den Planungsprozess einbezogen wird. Die Reflexionsgruppe ist als Optimierungsmassnahme gedacht, welche an vier Workshops zusammenkommt, um zu diskutieren. Der erste Anlass findet Mitte Dezember statt.

zentralplus: Dennoch kann dort nicht Hinz und Kunz mitmachen.

Hotz: Nein. Wir haben darüber beraten, ob es Sinn macht, wenn ein ganzer Gemeindesaal mitdiskutiert. Und wir sind zum Schluss gekommen, dass es konstruktivere Lösungen gibt, wenn nur eine ausgewählte Gruppe von 30 bis 40 Leuten aus verschiedensten Bevölkerungsgruppen dabei ist. Das werden etwa Grundeigentümer sein, Gegner, Vertreter des Bauernverbandes und natürlich Fachleute, die das Ganze professionell moderieren.

«Es ist wichtig und zeitgemäss, dass die Bevölkerung stärker in solche Projekte miteinbezogen wird.»

Andreas Hotz, Baarer Gemeindepräsident

zentralplus: Nachdem das erste Projekt, an dem die Stadt Zug und Baar Hand in Hand gearbeitet haben, abgelehnt wurde, planen die Gemeinden nun mehrheitlich im Alleingang. Kann das gut gehen?

Hotz: Die Gemeinden arbeiten zwar unabhängiger, doch gibt es verschiedene Punkte, die wir gemeinsam erarbeiten werden. So müssen wir beispielsweise den Umgang mit der Gemeindegrenze, dem kantonalen Veloweg oder dem Stampfibach koordinieren. Das ist vom Kanton so vorgegeben. Und ich habe vollstes Vertrauen, dass diese Zusammenarbeit gut gelingen wird.

zentralplus: Die Gemeinde Baar wagt nun eine neue Herangehensweise. So will man die Planung von Grund auf neu starten, wobei in einer ersten Phase mittels städtebaulicher Studien ortsbauliche und freiräumliche Grundsätze geklärt und festgelegt werden sollen.

«Ein solches Vorgehen ist für uns Neuland.»

Andreas Hotz

Hotz: Tatsächlich ist es so, dass wir nicht mehr konkret planen. Wir wollen zuerst den Empfindungen der Bevölkerung auf den Grund gehen. Das macht unsere Arbeit zwar nicht weniger komplex, doch ist es wichtig und zeitgemäss, dass die Bevölkerung stärker in solche Projekte miteinbezogen wird. Ein solches Vorgehen ist für uns Neuland. Das hatten wir in Baar in diesem Umfang noch nie, und wir sind gespannt auf die Resultate.

zentralplus: Die Grundeigentümer, namentlich die Implenia und die Korporation Zug, wünschen sich, dass sich die Gemeinden an den ursprünglichen Fassungen orientiert und diese anpasst, anstatt von null zu beginnen. Gleichzeitig ist das auch ein Risiko, dass das Volk dies nicht gutheissen wird.

Hotz: Das stimmt. Die Gefahr, dass dieses angepasste Projekt dann als politische Zwängerei angesehen würde und deshalb auf wenig Gegenliebe stösst, ist da. Dennoch ist es der ausdrückliche Wunsch der Grundeigentümer, dass wir diese Möglichkeit ins Auge fassen. Und diesen müssen wir respektieren, haben doch ihre Stimmen ein grosses Gewicht.

«Den budgetierten Betrag von 200’000 Franken können wir ohne grosse Schwierigkeiten stemmen.»

Andreas Hotz

zentralplus: Für die Nachfolgeplanung muss die Gemeinde im Alleingang geschätzt 200’000 Franken aufwenden. Das ist nicht wenig.

Hotz: Es war im Voraus bereits klar, dass im Falle eines abgelehnten Bebauungsplanes die betreffende Gemeinde für eine Neuplanung verantwortlich ist. Den budgetierten Betrag von 200’000 Franken können wir ohne grosse Schwierigkeiten stemmen. Im Finanzplan 2018 ist er bereits drin.

Das Gebiet Unterfeld zwischen Baar und Zug soll überbaut werden. Weil ein entsprechendes, gemeindeübergreifendes Grossprojekt an der Urne scheiterte, muss Baar nun eine neue Lösung suchen.

Das Gebiet Unterfeld zwischen Baar und Zug soll überbaut werden. Weil ein entsprechendes gemeindeübergreifendes Grossprojekt an der Urne scheiterte, muss Baar nun eine neue Lösung suchen.

(Bild: Google Maps)

 

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