«Wie wird für die Sicherheit der Zuschauer gesorgt?»
Eine Nachbarin des Salesianum-Feuerwerks sorgt sich wegen der Sicherheit und des Littering. Zudem fragt sie sich, wer die Kosten für den behördlichen Aufwand zu übernehmen hat. Die Antworten der zuständigen Stellen bleiben zum Teil vage.
Eine Nachbarin des Salesianums macht sich Sorgen. Sie befürchtet nämlich, dass sich aufgrund der medialen Berichterstattung des angekündigten 1.-August-Feuerwerks sehr viele Zuschauer ins Gebiet Salesianum begeben könnten (zentralplus berichtete). Die Nachbarin fragt sich: «Haben die Behörden ein Zuschauerkonzept ausgearbeitet, welches die Sicherheit auf der sehr engen Artherstrasse gewährleistet?» Wenn sich dort eine grosse Zahl von Zuschauern auf dem Trottoir aufhalte, so könne sehr schnell etwas passieren, meint die Nachbarin am Telefon. Die dortigen Platzverhältnisse seien sehr beengt.
Zudem fragt sich die Anwohnerin, ob die behördlichen Aufwendungen – falls solche wirklich vorgekehrt werden – letztlich vom Steuerzahler berappt werden müssen. Dass viele Zuschauerinnen nach Zug kommen, hält die Nachbarin für gut möglich. Selbst bei den Lichtspielen von Zug Magic (zentralplus berichtete) habe sie mit Leuten gesprochen, welche wegen dieses Anlasses extra aus dem Bernbiet angereist seien.
Wer kümmert sich um die Aufräumarbeiten?
Die Salesianum-Nachbarin geht davon aus, dass die Zuschauer ihre Spuren hinterlassen werden. Sie nennt das Abfallproblem und ein mögliches Parkchaos. Ganz konkret fragt sie, wer sich im Anschluss an den Grossanlass um die Aufräumarbeiten und um die Entsorgung des Littering kümmern würde. «Offen gesagt: Ich wäre auch überhaupt nicht begeistert, falls an diesem Anlass irgendwelche wildfremden Personen in meinem Garten herumtrampeln.»
«Wird mit der Bewilligung dieses Anlasses nicht ein Präzedenzfall geschaffen?»
Salesianum-Nachbarin
Die besorgte Nachbarin stellt auch grundsätzliche Fragen zum Anlass selbst: «Wird mit der Bewilligung dieses Anlasses nicht ein Präzedenzfall geschaffen? Mit welchen Argumenten sollen künftig die Gesuche von anderen zahlungskräftigen Feuerwerksantragstellern abgewiesen werden?» Die Salesianum-Nachbarin geht davon aus, dass auch andere Anwohner überhaupt nicht begeistert sind von diesem Anlass.
Am See unten ist alles eng
Stefan Hodel, Co-Präsident der ALG Stadt Zug, hatte schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass Niklas Nikolajsen ein Grossfeuerwerk in Zug plane. Anfang der Woche schrieb Hodel: «Der Bitcoin-Millionär macht seine Drohung wahr.» Aktuell stellt auch Stefan Hodel Fragen zur Sicherheit: «Nun, da dieses Feuerwerk schweizweit zum Thema geworden ist – ‹Tagesanzeiger›, ‹zentralplus›, ‹Zuger Zeitung›, ‹Watson›, ‹20 Minuten› –, ist damit zu rechnen, dass viele Leute das ‹grösste Zuger Feuerwerk aller Zeiten› sehen möchten», schreibt Hodel gegenüber zentralplus. «Für diese Zuschauer gibt es jedoch keinen Platz. Unten am See ist die Kantonsstrasse mit dem engen Trottoir, etwas erhöht der Biobetrieb von Toni Niederberger, dann kommt die Eisenbahnlinie und der Steilhang. Wie wird für die Sicherheit der Zuschauer gesorgt?»
Zuger Polizei legt keine Einsatzkonzepte offen
Fragen also an die Zuger Polizei: Gibt es für diesen Anlass irgendein Sicherheitskonzept? Und rechnet auch die Polizei mit sehr vielen Besucherinnen? Judith Aklin, Kommunikationsverantwortliche der Zuger Polizei, schreibt dazu: «Prognosen können wir keine machen.» Es werde eine private Sicherheitsorganisation vor Ort sein, welche der Organisator gebucht habe. Auch die Zuger Polizei werde zum Zeitpunkt des Feuerwerks vor Ort präsent sein und die Lage laufend beurteilen. «Wir werden die Situation beobachten und bei Bedarf Massnahmen treffen.» Man lege aber keine Einsatzkonzepte offen.
Stellt sich die Frage: Müsste allenfalls eine Sperrung der Artherstrasse in Betracht gezogen werden? Seitens der kantonalen Sicherheitsdirektion heisst es, diese Frage falle in die Zuständigkeit der Polizei. Judith Aklin von der Zuger Polizei sagt dazu: «Die Sperrung einer Hauptstrasse ist immer eine Ultima-Ratio-Massnahme. Zudem möchten wir festhalten, dass das Feuerwerk – wie bereits andere Feuerwerke in der Vergangenheit auf dem See – von weit herum zu sehen ist.» Der Veranstalter selbst, Niklas Nikolajsen, lässt eine Anfrage betreffend der Frage der Sicherheit unbeantwortet.
«Mehr gibt es dazu wirklich nicht zu sagen»
Wie von Stefan Hodel erwähnt, befinde sich die SBB-Linie gleich oberhalb des Salesianums. Die Station Fridbach ist vom Salesianum nur wenige Meter entfernt. Könnten sich da allenfalls auch im Bereich der Bahnlinie Sicherheitsprobleme ergeben? Eine SBB-Sprecherin schreibt dazu auf Anfrage: «Die SBB-Transportpolizei steht mit den polizeilichen Behörden im Austausch.» Mehr gebe es dazu «wirklich nicht zu sagen». Offen bleibt also auch, wer da wen informiert hatte: die Zuger Polizei die SBB oder die SBB die Zuger Polizei? Die SBB beantworten diese Frage nicht.
Und wie sieht es in Sachen Littering aus? Der Werkhof der Stadt Zug werde am 1. August auf keiner Gemeindestrasse speziell präsent sein, antwortet Alina Rütti, Sprecherin der Stadt. «Sollten Schaulustige oder die Besucher der privaten Party auf öffentlichem Grund Abfall produzieren, muss der Veranstalter der privaten Feier den Abfall beseitigen. Falls dann doch der städtische Werkhof noch Abfall wegräumen muss, wird dies dem Veranstalter in Rechnung gestellt. Falls Schaulustige oder Besucherinnen auf öffentlichem Grund Littering machen, können diese von der Zuger Polizei gebüsst werden.»
Polizei macht keine detaillierten Angaben
Wie aber verhält es sich mit den Kosten, welche dieser Anlass im Bereich der Polizei verursachen wird? Werden diese dem Veranstalter in Rechnung gestellt? Dazu Judith Aklin von der Zuger Polizei: «Im Rahmen von Anlässen wurden in der Vergangenheit immer wieder Kosten verrechnet.» Grundlage hierfür bilde das Polizeiorganisationsgesetz.
Einschlägig sei dort der § 25 mit dem Titel «Kostenersatz für polizeiliche Leistungen». Es gelte jedoch auch festzuhalten, dass die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zum Grundauftrag der Polizei gehöre, hält Judith Aklin fest. «Die Kostenverrechnung ist abhängig von der Ausgestaltung des jeweiligen Anlasses, von allfälligen Auflagen und Bedingungen der Bewilligung von Absprachen im Einzelfall sowie vom effektiven Verlauf. Da sich die einzelnen Anlässe nicht vergleichen lassen, machen wir hierzu keine detaillierten Angaben.»
- Telefongespräch und schriftlicher Austausch mit Salesianum-Nachbarin
- Schriftlicher Austausch mit Stefan Hodel, Co-Präsident ALG Stadt Zug
- Informationen des Bundesamts für Umwelt (Bafu)
- Schriftlicher Austausch mit Judith Aklin, Zuger Polizei
- Schriftlicher Austausch mit der Sicherheitsdirektion Kanton Zug
- Schriftlicher Austausch mit der Lungenliga Zentralschweiz
- Schriftlicher Austausch mit den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB)
- Schriftlicher Austausch mit Alina Rütti, Stadt Zug