Zuger Stadtrat gibt Kampf um Ökihof auf

Werden beim Güterbahnhof nun Hochhäuser gebaut?

Die Tage des Ökihofs der Stadt Zug sind gezählt. Der Grosse Gemeinderat hat nun für die Planung des neuen Ökihofs im Göbli grünes Licht gegeben.

(Bild: anm)

Der Zuger Stadtrat will eine Motion zum Erhalt des Ökihof am bisherigen Standort beim Güterbahnhof abschreiben. Nicht möglich, lautet sein Urteil. Möglich ist aber, was die Motion zu verhindern trachtete: Immobilienspekulation und Hochhausbau bei den Gleisen. Möglich macht dies das neue Zuger Hochhausreglement.

«Retten den Oekihof! – keine Immobilienspekulation auf dem Güterbahnhof-Areal der Stadt Zug» verlangte der SVP-Gemeinderat Willi Vollenweider vor drei Jahren. Damals wurde bekannt, dass die SBB ihr Land neu überbauen wollen und der Zuger Oekihof deshalb verlegt werden muss.
 
Vollenweider befürchtete eine renditeoptimierte Wohnsiedlung, wie sie die SBB an der Europa-Allee in Zürich erstellt hat – ein Bauprojekt, mit dessen Hilfe die Pensionskasse der Bundesbahnen saniert wird. Vollenweider fand, das zentrale Areal in Zug sei städteplanerisch zu wichtig, um es mit Wohnkasernen zu verbauen.

Land war für Bahnanlagen gedacht

Seine Motion verpflichtete den Stadtrat dazu, auf den Erhalt der bisherigen Nutzung des Areals hinzuwirken und ein langfristiges Planungsverbot zu erlassen. Schliesslich sei das Land 1890 ausdrücklich für den Bau von Bahnanlagen enteignet worden, und die «strikte Zweckbindung» verschwinde nicht einfach so, findet Vollenweider.
 

Willi Vollenweider muss zur Kenntnis nehmen, dass die Schweizer wenig Lust an einer neuen MEI-Abstimmung verspüren.

Willi Vollenweider ist nicht zufrieden mit dem Gestaltungswillen der Zuger Stadtregierung bei der Verkehrsplanung.

(Bild: zvg)

 
Der Stadtrat hat darauf das Gespräch mit den SBB gesucht, die aber das Gelände nicht verkaufen, sondern selber entwickeln wollten. Das Parlament nahm das zur Kenntnis, hielt aber am Auftrag fest, um «den Druck aufrechtzuerhalten» und der Stadtregierung «den Rücken zu stärken», wie im Ratsprotokoll von 2015 steht. 

Auftrag «nicht umsetzbar»

Nun will der Stadtrat die Motion definitiv im Papierkorb entsorgen und beantragt dem Parlament, sie an einer der nächsten Sitzungen abzuschreiben, wie am Mittwoch bekannt wurde. «Nicht umsetzbar», lautet das Verdikt der Stadtregierung. Dies nicht nur, weil die SBB das Land nicht verkaufen will, sondern auch, weil der Kanton im Mai 2016 eine Umzonung in die Zone des öffentliches Interesse in einer Vorprüfung abgelehnt hat – ebenfalls, weil die SBB nicht verkaufen will.
 
Stattdessen will die Stadt den Ökihof im Göbli-Gebiet realisieren, wo sie am Siedlungsrand gegenüber von Baar strategische Landreserven erworben hat (siehe Box). Das alles ist nicht neu. Aber dass sich die Stadtregierung nun nicht mehr weiter um das Güterbahnhof-Areal kümmern will, hat seinen Grund. «Die Ausgangslage hat sich natürlich mit der Annahme des Hochhausreglements verändert», sagt Willi Vollenweider, mittlerweile parteiloser Gemeinderat.

Klein-Manhattan am Güterbahnhof?

Am Güterbahnhof sind nun 60 Meter hohe Bauten möglich geworden, weswegen eine Verlegung des Oekihofs mehr Sinn mache, so Vollenweider. «Aber ich störe mich daran, dass der Stadtrat alle Entscheidungen über die Zukunft des Gebiets den SBB überlässt.»
Neuer Zuger Ökihof: Projektwettbewerb läuft

Für den neuen Ökihof der Stadt Zug, läuft derzeit ein Projektwettbewerb, zu dem zwölf Planerteams zugelassen wurden. Die Entscheidung, welches verwirklicht werden soll, ist 2018 vorgesehen. Zwei Jahre später soll die neue Entsorgungsstation im Göbli ihren Betrieb aufnehmen. Der Zuger Ökihof verzeichnet jährlich über 35'000 Besuche.

Er solle das «Heft in die Hand nehmen» und den Bundesbahnen mitteilen «was wir in Zug dort wollen».
 
Vollenweider denkt über Bauten nach, die mit dem Verkehr in Zusammenhang stehen – eine zusätzliche Unterführung zum Siemensareal, oder einen Busbahnhof. Es gelte, in der Vekehrsplanung vorwärts zu machen. «Aber der Stadtplaner unternimmt diesbezüglich nichts. Oder nur im Geheimen, hinter verschlossenen Türen », sagt Willi Vollenweider. Dies, obwohl es sich um «städteplanerisch ein sensitives Gebiet» handle.

In vier Jahren weiss man mehr zum Güterbahnhof

In den Unterlagen fürs Parlament zeigt die Stadt auf, wie das Güterbahnhof-Areal in die Quartierplanung miteinbezogen wird. Die Stadt reklamiert sogar die «Federführung bei der Ausarbeitung eines Gesamtkonzepts». Konkrete Aussagen bleibt sie jedoch schuldig.
 
Verläuft alles nach Plan, will die Stadt Zug im kommendem Jahr zusammen mit Landeignern und Bewohnern einen Quartierbebauungsplan ausarbeiten. Dem folgt dann der definitive Bebauungsplan, der vom Parlament genehmigt werden muss, und der auch vors Volk kommen könnte. Das soll rund vier Jahre dauern. Es wird also vermutlich 2022, bis man weiss, welche Bebauung am Güterbahnhof möglich ist. 
 
Der Ökihof und das Brockenhaus der GGZ bleiben auf jeden Fall noch bis 2020 – der Mietvertrag wurde von den SBB solange verlängert, wie man bei der Stadt Zug auf Anfrage sagte.
 

Das Brockenhaus in Zug: Seit Jahren der Ausgangspunkt für ein zweites Leben für Spiegel, Bilder, Lampen und Co. Die Zukunft des Brockis ist allerdings höchst ungewiss.

Braucht ebenfalls ein neues Zuhause: Brockenhaus der GGZ am Güterbahnhof Zug.

(Bild: pbu)

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