Hunderte unterstützen die IG Pilatusplatz Luzern

Wegfallende Parkplätze und Verkehrsberuhigung stehen im Gegenwind

So könnte die neue verkehrsberuhigte Obergrundstrasse aussehen.

(Bild: Visualisierung/zvg)

Flanierzone oder ungehinderter Verkehrsfluss und Parkplätze? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Klar ist: Die Gegnerschaft eines verkehrsberuhigten Pilatusplatzes verzeichnet einen starken Zulauf. Wohl auch, weil sie sich nicht primär aus Anwohnern speist.

Der Widerstand gegen einen verkehrsberuhigten Pilatusplatz wächst. Das zumindest legt die IG Pilatusplatz nahe, die sich vehement für den «bewährten» Status Quo einsetzt – und deren Mitgliederzahlen stark in die Höhe geschnellt sind. Doch wer genau sympathisiert mit diesem Anliegen und wie erklären sich die Verantwortlichen die grosse Zustimmung? Wir haben mit Bastian Eltschinger gesprochen, dem Co-Präsident der IG Pilatusplatz und Geschäftsführer der Remimag AG, die unter anderem das Hotel und Restaurant Anker betreibt.

zentralplus: Wer sich durch die Unterstützerliste der IG-Pilatusplatz scrollen will, riskiert eine Sehnenscheidenentzündung. Über 800 Mitglieder zählt die IG bereits, nachdem sie erst im vergangenen März ins Leben gerufen worden ist. Sind Sie überrascht von dieser Resonanz?

Bastian Eltschinger: Nein. Die vielen IG-Mitglieder bestärken uns vielmehr in unserem Vorhaben. Es zeigt einerseits, dass dieses Thema interessiert. Vor allem aber auch zeigt es, dass viele Bürger mit dem Status Quo zufrieden sind und dass die Y-Achse keine passende Lösung ist.

«Pendler, Kunden, Arbeitnehmer und Arbeitgeber – letztlich wären sie alle von einer Umgestaltung betroffen.»

Bastian Eltschinger, Co-Präsident IG Pilatusplatz

zentralplus: Wie erklären Sie sich den Zuwachs?

Eltschinger: Der Pilatusplatz ist ein stark frequentierter Verkehrsknoten. Entsprechend gross ist das Interesse daran, dass er auch künftig reibungslos funktionieren wird, so wie es bis anhin der Fall gewesen ist. Die Y-Lösung allerdings, welche die Obergrundstrasse auf einem Teilstück verkehrsberuhigen will, würde sich in vielerlei Hinsicht negativ auswirken. Sie würde zu mehr Lärm und Suchverkehr in den Quartieren führen. Es würden Parkplätze und somit auch Kunden wegfallen. Läden und Dienstleister müssten schliessen, Arbeitsplätze wären in Gefahr. Und auch der Verkehr würde verdichtet und nicht entlastet. Pendler, Kunden, Arbeitnehmer und Arbeitgeber – letztlich wären sie alle von einer Umgestaltung betroffen.

So würde die neue Verkehrsführung aussehen: Der Verkehr würde nicht mehr über die Obergrundstrasse (gelb markiert), sondern über den Hallwilerweg (grüne Pfeile) führen. (Bild: zvg)

zentralplus: Mitglied kann bei Ihnen jeder werden, unabhängig vom Wohnort. Wie viele sind tatsächlich Direktbetroffene, Bewohner aus den angrenzenden Quartieren? Immerhin waren es die angrenzenden Quartiervereine, welche die Idee eines verkehrsberuhigten Pilatusplatzes (Y-Lösung) erst ins Spiel gebracht haben.

Eltschinger: Direktbetroffen sind nicht nur Bewohner der angrenzenden Quartiere, sondern auch Arbeitnehmende, Kunden und Lieferanten sowie Besucher. Dass bei Bauvorhaben Veränderungsmöglichkeiten geprüft werden ist grundsätzlich richtig und wichtig. So ist letztlich die Y-Variante entstanden. Es hat sich aber schnell gezeigt, dass dieser Ansatz in die Sackgasse führt.

zentralplus: Ist es nicht so, dass Ihre Mitgliederzahlen vor allem auf Grund der wegfallenden Parkplätze steigen? Im Zuge der Neugestaltung könnten nicht weniger als 46 Parkplätze wegfallen – auch wenn diese allenfalls in einem unterirdischen Parkhaus kompensiert werden könnten.

Bastian Eltschinger im Jahr 2016, als man den Anker umbaute. (Bild: Christine Weber)

Eltschinger: Die wegfallenden Parkplätze sind sicherlich ein wichtiger Punkt. Es sind aber auch weitere, bereits genannte negative Folgen, die uns Zulauf beschert haben. Etwa der erhöhter Suchverkehr in den umliegenden Quartieren oder die erschwerte Erreichbarkeit für das Gewerbe. Die Neugestaltung führt zu einer Verkehrsverdichtung wie an der Zürcher Weststrasse. Es entsteht eine Autoschlucht, die mitten durch die Stadt führt.

So geht es weiter am Pilatusplatz

Derzeit gilt, was der Stadtrat bereits im letzten März in einer Medienmitteilung hat verlauten lassen, sagt Stefan Huonder, städtischer Projektleiter Gesamtprojekt Pilatusplatz: Der Stadtrat sei zwar «an der alternativen Verkehrsführung interessiert», verlange aber noch zusätzliche Untersuchungen. Deren Resultate liegen inzwischen vor, werden intern ausgewertet und voraussichtlich im Laufe des nächsten Monats veröffentlicht.

Trotz abgeschlossener Untersuchungen ist das Schicksal des Pilatusplatzes aber keineswegs besiegelt. Die vorliegenden Resultate können als Grundlage für ein konkretes Vorprojekte dienen. In einem weiteren Schritt gilt es dann aus allen Vorprojekten jenes auszuwählen, das dann auch tatsächlich realisiert werden soll. Bis eine definitive Entscheidung vorliegt, dürfte es also noch dauern.

zentralplus: Sie betreiben unter anderem das Hotel Restaurant Anker. Könnte dieses nicht von einer verkehrsberuhigten Obergrundstrasse profitieren? Es würde doch den Aussenbereich erheblich aufwerten.

Eltschinger: Das glaube ich nicht. Denn der gesamte Busverkehr würde unverändert weitergeführt. Das heisst, in Spitzenzeiten würde jede Minute mindestens ein Bus verkehren – Tendenz zunehmend. Damit bliebe der Abschnitt Pilatusstrasse zwischen Hotel Anker und Hirschengraben auch in der Y-Variante eine stark befahrene Strasse. Der Raum vor unserem Hotel also bliebe derselbe. Was nicht weiter schlimm ist. Denn der Anker ist auch ohne Seeanstoss und Naherholungsgebiet ein zentraler und wichtiger Treffpunkt in Luzern. Hier trifft man sich seit Generationen in angenehmer Atmophäre zum Essen oder übernachtet dank zentraler Lage zentrumsnah - die typischen Stärken eines Stadthotels.

zentralplus: Es soll alles bleiben wie es ist. Diesen Eindruck erhält, wer Ihre Ziele durchschaut. Gibt es denn tatsächlich kein Optimierungspotential am Pilatusplatz?

Eltschinger: Optimierungspotenzial ist immer vorhanden – nichts ist perfekt. Varianten welche den Status Quo optimieren sind sicherlich zu prüfen und allenfalls auch umzusetzen. Wir von der IG Pilatusplatz befürworten aber klar, vom heutigen Stand aus zu denken und zu optimieren. Es muss ein gemeinsames Miteinander aller Verkehrsteilnehmer und Anspruchsgruppen ermöglicht werden - so wie das heute der Fall ist. Es funktioniert heute hervorragend und so soll es auch in Zukunft sein.

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Margrit Grünwald
    Margrit Grünwald, 21.01.2020, 17:00 Uhr

    Innerstädtisch muss im Verkehrswesen neu gedacht werden. Die Quartiere müssen von Lärm und Abgasen entlastet werden, damit sie für Kinder und Erwachsene eine Wohnqualität aufweisen. So werden die Gäste und Kunden nicht Ausbleiben im Obergrund. Unterirdische Parkplätze neu erstellt und die Parkhäuser in der Nähe ziehen auch Autofahrende an.

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  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 21.01.2020, 12:48 Uhr

    Der Gewerbeverband, aber auch der Wirtschaftsverband der Stadt Luzern besteht vorwiegend aus FDP- und SVP-Sympathisanten, welche uns Konsumenten andauernd weismachen wollen, dass die Aufhebung von Parkplätzen etc. eine Auswirkung auf die Wirtschaft haben. Hört endlich auf solchen Bullshit zu behaupten. Der Präsident der IG Pilatusplatz, Toni Lötscher ist der Generalagent einer Versicherung. Bitte weisen Sie endlich konkret nach, dass Sie Kunden verlieren würden. Das können Sie nicht, weil Sie Ihre Kunden zu Hause besuchen. Das ist nur ein Beispiel um diesen Leuten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Mehrheit der Stadtbevölkerung hat es satt und will verkehrsberuhigende Massnahmen. Ich für meinen Teil toleriere andere Meinungen, werde aber solche Unternehmen nicht mehr berücksichtigen. Weshalb?
    Der Pilatusplatz ist eine einzige Katastrophe, nicht lebenswert und schon gar nicht schön. Herr Eltschinger sollte sich einmal überlegen, welche ungeahnten Möglichkeiten sich für sein Unternehmen ergeben könnten. Leider fehlt auch hier den Wirtschaftsvertretern die Weitsicht. Deshalb wird auch immer gleich Schwarz gemalen.

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  • Profilfoto von Ramon Dassler-Maldonado
    Ramon Dassler-Maldonado, 21.01.2020, 07:28 Uhr

    Klar das die Anliegen rund um einen verkehrsberuhigten Pilatusplatz Herrn Eltschinger als direkt betroffenen Anbieter nicht unterstützt werden. Er darf natürlich seine Meinung haben und kundtun. ABER: Das absolute Gros der Stadtluzerner würde uneingeschränkt von dieser Umwandlung profitieren und sollte daher, entgegen der Beratschlagung der Wirtschaftsverbände o.ä., das Anliegen unterstützen. Gerade der Pilatusplatz ist ein ja gebranntes Kind: Als vor irgendwie gut zehn Jahren das legendäre Rest. Schmiede dem Erdboden gleichgemacht wurde, war es für viele bereits ein Einschnitt, der ihre politische Meinung grundlegend geprägt hat. Insbesondere, wenn man nach den hochtrabenden Versprechungen von Altstadtrat K. Bieder, die heutige Brache betrachten muss. Ein Stich ins Herz. Nichts ist passiert. Und das seit einer Dekade. Wir hätten noch ungezählte frohe Schmitten-Stunden erleben können!!! Schande!

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  • Profilfoto von mariostuebi
    mariostuebi, 20.01.2020, 23:09 Uhr

    Liebes Zentralplus, könntet ihr das nächste Mal kritischer nachfragen statt alle Behauptungen von Herrn Eltschinger zu glauben?
    Allen voran die Busfrequenz: In Spitzenzeiten wie beispielsweise zwischen 17 und 18 Uhr fahren tatsächlich viele Busse beim Anker um die Ecke. Werktags sind es gemäss SBB-Fahplan 37 Kurse. Davon halten jedoch nicht alle an der Kante D und passieren damit die Hotelecke, sondern einige Kurse verkehren via Hirschengraben und halten an der Kante E vor der Franziskanerkirche. Nach meiner Zählweise sind das acht Kurse, bleiben also 29 Busse mit Kurs am Anker vorbei. Das sind nicht mal halb so viele wie Eltschinger behauptet. Gemäss seiner Aussage seien es über 60 Verbindungen.
    Man merkt, dass der Hotelier mehr Ahnung von Autos als vom ÖV hat, so wie er Parkplätze verteidigt. Jedoch verschleiert er, dass nach dem Ende der Bauarbeiten auch bei der ursprünglichen Verkehrsführung 26 bis 34 Parkplätze wegfallen werden, das haben die Behörden offiziell kommuniziert. Mit der Y-Lösung kommt maximal ein Dutzend hinzu. Mit anderen Worten: Ein Grossteil der Parkiermöglichkeiten fällt «äb so oder so» weg, mit der Y-Lösung kriegt man aber zusätzlich eine riesige Fläche mit Aufenthaltsqualität und erst noch einen massiven Gewinn für die Verkehrssicherheit, weil der gefährliche Zebrastreifen auf der Obergrundstrasse in dieser Form wegfiele.
    Es ist bedauerlich, dass sich ein einheimischer Gewerbler nicht für die Bevölkerung seines Quartiers einsetzt, sondern sich vor den Karren der Autolobby spannen lässt.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 20.01.2020, 21:16 Uhr

    Der angeblich «bewährte» Pilatusplatz ist für Fussänger und Velofahrer ein unattraktiver, unwirtlicher, teilweise auch gefährlicher Ort. Wers nicht glaubt, soll mal gemeinsam mit ein paar Mitleidenden auf der winzigen Fussängerinsel vor dem Hotel Anker ausharren, während vorne und hinten der Verkehr durchbraust. Das alte Märchen vom sofortigen Tod des Gewerbes wegen weniger Parkplätzen wurde übrigens in der Stadt Zürich längst widerlegt. Vielleicht mal bei den dortigen Fachgeschäften nachfragen, welche Rolle a) Parkplätze b) Mietzinswucher (Manor) für das Überleben spielen. Ich finde, ein moderner Hotelier sollte mit Veränderungen umgehen können, statt nach dem Status Quo mit Lärm und Gestank zu schreien. Aber das ist meine persönliche Meinung.

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    • Profilfoto von CScherrer
      CScherrer, 21.01.2020, 16:02 Uhr

      Ein moderner Hotelier muss mit den Veränderungen umgehen können. Leider ist es in der Wirtschaft grosse Usanz am Status Quo festzuhalten und den dummen Konsumenten die Schuld für das eigene Versagen in die Schuhe zu schieben.
      Da haben Sie also mit Ihrer Meinung vollkommen recht.

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