Unterhalt für Eisstadion ist seltsam organisiert

Was soll Zug mit dem neuen Geld für die Bossard-Arena tun?

Die Namensrechte der Bossard Arena bringen Geld ein – die Stadt muss nur noch sinnvolle Aufgaben dafür finden. (Bild: zvg)

Dank der Verlängerung des Namenssponsorings fürs Eisstadion Herti erhält die Stadt Zug eine Viertelmillion Franken, die sie in die Instandhaltung der Bossard-Arena stecken will. Vielleicht sollte sie in diesem Zusammenhang darüber nachdenken, ob sie den Betrieb des Stadions nicht einfacher gestalten könnte – und wo die Kostenwahrheit liegt.

Er sei sei sich «der Bedeutung des EV Zug als Imageträger für die Stadt bewusst», sagte der Zuger Finanzdirektor André Wicki vor kurzem. Anlass war die Bekanntgabe der Vertragsverlängerung über die Namensrechte des Herti-Stadions mit dem Zuger Schraubenhandelsunternehmen Bossard (zentralplus berichtete).

Die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung des EVZ stehe «im direkten Zusammenhang mit der vor zehn Jahren erstellten neuen Eishalle», teilte er mit. Daher solle das Geld aus den Namensrechten – 250’000 Franken für fünf Jahre – wie schon für die ersten zehn Jahre in die Gebäulichkeiten gesteckt werden.

Sponsoring verhinderte Kostenüberschreitung

In der Tat waren bereits die ersten 2,56 Millionen Franken für Namensrechte, welche Bossard für die bisherigen zehn Jahre bezahlt hatte, in die Realisierung des Bauprojekts geflossen, das gesamthaft über 60 Millionen Franken kostete. Dies zeigen Buchungen, welche die Stadt Zug zentralplus aufgrund des Öffentlichkeitsprinzips einsehen liess.

Die erste Tranche der Namensrechte ermöglichte es der Stadt Zug, die Kosten des Bauprojekts unter den budgetierten Betrag zu drücken und dies öffentlich zu kommunizieren – auch wenn es tatsächlich zu einer kleinen Kostenüberschreitung gekommen war. Die zweite Tranche soll nun laut Stadtrat für die Wartung und Erneuerung der technischen Anlagen verwendet werden.

Gesucht: Sinnvoller Verwendungszweck

Da das Geld für Namensrechte in jährlichen Tranchen über 50’000 Franken überwiesen wird, kann es der zuständige Stadtrat Wicki in eigener Kompetenz einsetzen. Er muss einfach noch sinnvolle Ausgaben für das bereitliegende Geld finden.

Denn für den Unterhalt ihrer Gebäude und der Sportanlagen hat die Stadt Zug schon separat Geld reserviert. Und der sogenannte «kleine Unterhalt» des Eisstadions wird von der Betreibergesellschaft, der Kunsteisbahn Zug AG, übernommen.

Die Kunsteisbahn Zug AG (KEB) gehört zu 74 Prozent der Stadt Zug, den Rest der Anteile teilen sich Curling-Club und einige private Aktionäre. Die KEB ist vor über 50 Jahren aus einer privaten Initiative entstanden und wurde lange von den Gemeinden Zug, Baar, Cham und Steinhausen mitgetragen. Sie besass das alte, «Gemüsehalle» genannte, Herti-Stadion.

Wer in Zug weiss, wie man Eis macht

Kurz nach der Jahrtausendwende musste die KEB eine Sanierungsübung mit Aktienschnitt durchführen und ihre Anlagen an die Stadt Zug verkaufen. Diese realisierte dafür im Gegenzug das Projekt des neuen Stadions und setzte die KEB als Betreiberin für die Anlagen ein.

Das ist auf der einen Seite naheliegend – denn die KEB bringt dazu Kernkompetenzen mit. Sie besteht aus nicht viel mehr als dem Betriebsleiter, den Eismeistern und ihren Maschinen, sowie Leuten, welche die Administration erledigen und das öffentliche Ausseneisfeld samt Schlittschuhvermietung betreuen.

Doch auf der andern Seite bringt dies Nachteile. Denn die KEB schwimmt nicht im Geld. Wenn Unterhaltsarbeiten anstehen, sind die finanziellen Mittel stets knapp. Das zeigt die Sanierung der Kälteanlage im Stadion, die von der KEB bezahlt wurde und die Rechnung stark belastete.

Warten aufs Einverständnis der Politik

Das zeigt aber auch die Beschaffung einer Sprinkleranlage. Eine solche fehlte in den ersten Jahren und verunmöglichte die Durchführung von Konzerten und Grossanlässen in den Sommermonaten, die Geld in die Kasse gespült hätten. Die KEB musste erst warten, bis das Stadtparlament für die Finanzierung der Banschutzeinrichtungen 600’000 Franken lockermachte – was einige Zeit in Anspruch nahm.

Als vor wenigen Jahren beschlossen wurde, in den obersten beiden Schweizer Eishockeyligen ein neues Bandensystem anzuschaffen, das Gehirnerschütterungen vermindert, sprang der EV Zug gleich selbst in die Bresche und bezahlte die neuen Banden aus eigener Tasche. In Rapperswil zum Beispiel übernahm die Stadt für ihren Hockeyclub die dafür fällig gewordene Viertelmillion Franken.

KEB treibt für die Stadt die Mieten ein

Man sieht: Wenn Geld fürs neue Stadion benötigt wird, ist es nicht immer auf Anhieb vorhanden. Das ist nicht nur ineffektiv. Es ist auch buchhalterisch fragwürdig. Nach dem sogenannten Bruttoprinzip wäre nämlich zu erwarten, dass die Stadt alle ihr zustehenden Einnahmen verbucht – ebenso wie die Ausgaben, die sie tätigen muss.

«Wir können den Betrieb der Kunsteisbahn sicher effizienter und kostengünstiger erledigen, als etwa das städtische Sportamt dazu in der Lage wäre.»

Hans-Rudolf Wild, Verwaltungsratspräsident Kunsteisbahn Zug AG

Im Fall der KEB würde also die Stadt Zug die Miete für die Anlagen und Energie kassieren. Die Kunsteisbahn Zug AG indes würde eine Rechnung für ihre Arbeit am Eis stellen und für die Dienstleistungen, welche sie für die Stadt Zug erbringt.

Doch das geschieht nicht. Vielmehr kassiert die KEB die Mieten für die Stadt – ganz so, als ob sie immer noch die Eigentümerin der Kunsteisbahn wäre. Die grösste Einnahme ist die Eismiete durch den Hauptmieter, den EV Zug, die sich auf 880’000 Franken beläuft. Doch es finden sich in den Geschäftsberichten auch noch andere Einnahmequellen, die nicht leicht nachzuvollziehen sind. So kassiert die KEB auch die Miete für eine Wohnung, die sie offensichtlich nicht besitzt und den Ertrag für den «Stadtraum».

So sieht ein Jahresabschluss aus

Zudem muss sie Mehrwertsteuer entrichten. Die Eidgenössische Steuerverwaltung beharrte vor einigen Jahren darauf, dass die Überlassung von städtischen Einnahmen an die KEB eine Subvention darstelle. Daher musste die KEB im Jahr 2017 Reserven auflösen, um 140’000 Franken nachzuzahlen. Seither wird die Mehrwertsteuer den Mietern in Rechnung gestellt.

Unter dem Strich sieht die Rechnung wie folgt aus: Die KEB generiert jährlich rund 2,5 Millionen Franken Einnahmen – hauptsächlich aus Mieten. Ein kleiner Teil stammt aus verkaufter Wärmeenergie, wodurch man die Eiserzeugung verbilligen kann.

Bezahlen muss die KEB von dem Geld alles Mögliche. Hauptausgabeposten sind die Löhne. Obwohl die Gesellschaft schlank aufgestellt ist, belaufen sich die Personalkosten auf über 1,1 Millionen Franken.

In guten Jahren, wenn lukrative Sommervermietungen stattfinden schliesst die KEB mit einem Gewinn von rund 200'000 Franken, in kargen Jahren schreibt sie eine schwarze Null.

Besser geeignet als das städtische Sportamt

Hans-Rudolf Wild, seit 1990 Verwaltungsratspräsident der Kunsteisbahn Zug AG, glaubt, dass der Betrieb der Bossard-Arena durch die KEB trotz allem ein zukunftsträchtiges Modell ist. «Wir können den Betrieb der Kunsteisbahn sicher effizienter und kostengünstiger erledigen, als etwa das städtische Sportamt dazu in der Lage wäre.» Die Mehrwertsteuern seien keine so schwerwiegende Ausgabe, welche die Vorteile aufwiegen würden.

«Ausserdem hat es im Kanton Zug eine lange Tradition, dass private Aktiengesellschaften öffentliche Aufträge erledigen», so Wild. Er verweist auf die WWZ AG, die Zuger Kantonalbank oder die Zugerland Verkehrsbetriebe. In andern Kantonen, etwa Zürich, seien die entsprechenden Einrichtungen als öffentlich-rechtliche Anstalten organisiert.

Aktiengesellschaft denkt marktwirtschaftlich

Die KEB AG würde privatwirtschaftlich denken und Reserven bilden, sagt Wild. Auch wenn er auf die «politischen Leitplanken» verweist, welche der KEB gewisse Grenzen setzen. So ist eine maximale zulässige Anzahl von Grossveranstaltungen festgelegt, welche im Sommer in der Arena durchgeführt werden dürfen.

Allerdings sei diese Zahl bisher noch nie erreicht worden, so Wild. Was auch damit zu tun hat, dass der Sommerbetrieb nur von Mai bis August stattfindet – in der restlichen Zeit des Jahres wird Eis für den Sport benötigt.

Mehr Veranstaltungen wären möglich

Ausserdem gibt es eine Verabredung über Veranstaltungen auf dem riesigen Vorplatz. Auch hier wurde die Maximalzahl nur letztes Jahr erreicht, als das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2019 in Zug stattfand und dabei auch das Areal der Bossard-Arena nutzte.

Es gibt also ein weiteres Ertragspotential, das Wild und die KEB in den kommenden Jahren besser nutzen wollen. Dabei stützen sie sich auf einen Vertrag mit der EVZ Gastro AG, welcher die Veranstaltungen für die KEB akquiriert und durchführt. «Sie sind auf Events spezialisiert», so Wild.

Weitere «politische Leitplanken» der KEB sind ohne Zweifel die Finanzierung der KEB AG und die seltsame Art der Abrechnung, welche das Bruttoprinzip verletzt. Die Frage ist: Warum wird dies so gehandhabt?

Wie unbequeme Zwischenrufe gestoppt wurden

Blenden wir zurück in die 1990er Jahre: Damals, als die Kunsteisbahn Zug AG noch das alte Herti-Stadion besass und betrieb, fehlte auch ab und zu Geld für Sonderanschaffungen, welches dann von der öffentlichen Hand erbeten werden musste. Dies führte immer mal wieder zum Schlagabtausch im Stadtparlament. Hässliche Äusserungen wie «Die Eisbahn ist ein Fass ohne Boden» sind aus den Debatten mehrfach überliefert.

Solches hat die Zuger Stadtregierung mit dem Bau des neuen Stadions abgestellt. Die KEB ist nur Betreiberin der Anlagen und das Stadtparlament ist von der Mitsprache bei vielen Sachen, die das Stadion betreffen, ausgeschlossen. Obwohl die KEB auf städtische Einnahmen zurückgreifen darf.

Also stellt auch keine kritische Gemeinderätin und kein kritischer Gemeinderat die Frage, ob die Mietpreise angemessen sind. Oder warum die Stadt den Mietern die Kosten für Energie und Abfallentsorgung erlässt. Ob die Mittelknappheit der «armen» KEB AG nicht auch daher rührt, dass die Stadt die finanziell ungleich potentere EVZ-Holding mit vorteilhaften Verträgen auf versteckte Weise subventioniert.

Gegen eine Unterstützung des Heimclubs hätten vermutlich sehr viele Einwohnerinnen und Einwohner von Zug gar nichts einzuwenden. Doch warum sollte man dies nicht transparent ausweisen?

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