Ebikon stimmt über Deponie ab

Was die «Arena» von der Gemeinde Ebikon lernen kann

Maximaler Lokalcharme: Die Aula im Schulhaus Wydenhof in Ebikon war für über hundert Personen bestuhlt. Gekommen sind nur knapp 40.

In Ebikon findet Mitte Mai die Abstimmung zur umstrittenen Deponie im Gebiet Stuben statt. zentralplus nahm an der Orientierungsversammlung der Gemeinde teil, in Erwartung hitziger Diskussionen. Es kam aber ganz anders.

Im Gegensatz zu vielen meiner Freunde schaue ich die SRF-«Arena» noch immer gerne. Nicht der politischen Meinungsbildung wegen, dafür ist mir das Format zu chaotisch. Sondern weil ich den Leuten als neutraler Beobachter gerne beim Streiten zuschaue. Reality-TV mit Niveau, sozusagen.

Mit grossen Erwartungen nahm ich darum an der Orientierungsversammlung der Gemeinde Ebikon zum anstehenden Abstimmungssonntag teil. Denn über eine Vorlage wird in Ebikon seit Wochen äusserst emotional diskutiert: die geplante Deponie für Bauschutt im Gebiet Stuben. In einer Vielzahl von Leserbriefen tun Befürworter wie Gegnerinnen in teils deutlichen Worten ihre Meinung kund (zentralplus berichtete).

Die Meinungen sind gemacht

Die Ausgangslage versprach darum hitzige Diskussionen am Anlass der Gemeinde am Montagabend. Zwar nicht mit dem Glamour des SRF-Studios am Leutschenbach. Dafür mit maximalem Lokalcharme, sprich: Der Anlass fand in einer Schulhausaula statt. Zudem spekulierte ich auf das anschliessende Apéro mit obligaten Paprikachips aus den obligaten Plastiktellern.

Doch ich wurde enttäuscht. Zumindest inhaltlich. In Ebikon, so scheint es, sind die Meinungen zur Abstimmung gemacht. Nur knapp 40 Menschen erschienen zur Veranstaltung. Auch der Gemeinderat hatte offenbar mit weitaus mehr Teilnehmerinnen gerechnet, hatte er doch über 100 Stühle aufstellen lassen.

Es kommt keine Diskussion auf

Von den wenigen Anwesenden waren es dann noch weniger, die sich tatsächlich zu Wort meldeten. Nachdem Bauvorsteher Hans Peter Bienz mit seinen Ausführungen zur Vorlage geschlossen hatte, meldete sich eine Einwohnerin, die sich Sorgen um die Feinstaubbelastung wegen der Lastwagenfahrten machte. Bienz erwiderte sachlich, dass diese Emissionen wegen der regen Bautätigkeit im Rontal ohnehin anfallen würden. Unabhängig davon, ob es in Ebikon eine Deponie gibt oder nicht. Diskussion erledigt.

«Bezüglich Verkehrsaufkommen macht mir das geplante Postverteilzentrum in Adligenswil mehr Angst als die Deponie.»

Daniel Gasser, Gemeindepräsident

Ein weiterer Einwohner sorgte sich um den Flüsterbelag auf der Schlösslistrasse, die erst kürzlich aufwendig saniert wurde. Die vielen Lastwagen würden den Belag kaputt machen, so seine Sorge. Ihm entgegnete Gemeinderat Hans Peter Bienz, dass es wegen der Deponie zu weniger als 0,5 Prozent Mehrverkehr auf der Strasse kommen würde. Auf die Abnutzung des Belags habe die Deponie daher keinen Einfluss. Diskussion erledigt.

Der Teufel liegt im Detail

Bloss ein Teilnehmer entpuppte sich als hartnäckiger Widersacher von Bienz. Es war GLP-Präsident Sandor Horvath, der seine Bedenken nicht als Parteipräsident, sondern als Privatperson äusserte. Und Horvath weiss offensichtlich, dass der Teufel im Detail liegt. Mehrmals nacheinander ergriff er das Wort und konfrontierte den Gemeinderat mit Ungenauigkeiten in der Botschaft zur Abstimmung.

So zitierte er den kantonalen Vorprüfungsbericht und die kantonale Abfallplanung und wies auf verschiedene Bedenken zur Notwendigkeit der Deponie sowie betreffend ihrer Konformität mit dem Richtplan hin. Anders als in der Botschaft geschrieben werde der Kanton erst nach der Abstimmung in Ebikon der Deponie zustimmen können. Bisher habe der Kanton erst die Abstimmung genehmigt. «Die Ausführungen in der Botschaft sind darum nicht zutreffend», so das Fazit von Horvath.

Auf den Ausgang der Abstimmung dürfte diese Präzisierung wohl keinen Einfluss haben. Hans Peter Bienz wollte den Vorwurf weder bestätigen noch sich dafür rechtfertigen. Er erwiderte bloss, dass man das Anliegen aufnehmen und prüfen werde. Somit war auch diese Diskussion im Keim erstickt.

Happy End mit Apéro

Es folgten die Wortmeldungen der bürgerlichen Parteien, die der Vorlage allesamt zustimmen. Nach knapp dreissig Minuten war der Diskussionsbedarf bereits erschöpft. Also ergriff Gemeindepräsident Daniel Gasser nochmals das Wort und äusserte einige abschliessende Gedanken – verwies dabei aber bereits auf ein neues Thema: «Bezüglich Verkehrsaufkommen macht mir das geplante Postverteilzentrum in Adligenswil mehr Angst als die Deponie.» Diskussion? Folgt.

Fazit: An die «Arena» kam die Veranstaltung in Ebikon nicht heran. Dafür war das Interesse zu gering und die Diskussionen waren zu schnell erschöpft. Aber die Stimmung war wesentlich friedlicher als jeweils im SRF-Studio. Und immerhin: Nach Veranstaltungsende stand vor der Aula bereits das Apéro bereit. Mit Paprikachips und Salznüssli. Aus Keramikgeschirr, wohlgemerkt.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 03.05.2022, 12:10 Uhr

    Wenn das Tunnel vomTBHlu und die Absstellgleise der SBB realisiert werden,gibts sicher noch mehr emisionen und werden nicht die letzten sein!Was mich eher interessieren würde,was für Bauschutt da deponiert wird!

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    • Profilfoto von Marco
      Marco, 03.05.2022, 14:54 Uhr

      Da wird nicht Bauschutt deponiert, sondern sauberer Aushub. Dieser fällt bei allen Tiefbauarbeiten an und ist nicht anderes als Erde. Verunreinigte Erde (Bauschutt) muss in spezielle Deponie wie zum Beispiel die Deponie Neubühl in Littau.

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