Regierung ortet «gewisse Defizite»

Was der Kanton Zug für das Velo macht

Zuger Velodemo auf der Bahnhofstrasse im Jahr 2018. (Bild: zvg)

Unfälle vermeiden und Lücken schliessen: Die Velopolitik ist im Kanton Zug auf gutem Weg, findet die Regierung. In den nächsten Jahren geht einiges. Wir sagen, wo man Defizite melden kann, wenn man trotzdem nicht zufrieden ist.

«Mehr Menschen sollten animiert werden, das Velo für den Arbeitsweg zu nutzen.» Das fordern die Zuger Kantonsräte Ivo Egger (ALG) und Zari Dzaferi (SP). Zum einen müsse darum die Veloinfrastruktur besser werden, andererseits müssten Arbeitgeber mehr dafür tun, dass sich Mitarbeiterinnen aufs Rad schwingen, schreiben sie in einer Interpellation.

Das war vergangenen Juni – nun liegt die Antwort der Regierung vor. Auch der Kanton habe ein Interesse an einer Verbesserung der Situation für Velos, heisst es. Das Radstreckennetz werde «laufend weiter ausgebaut und verbessert».

Viel erhofft sich der Kanton Zug vom neuen Mobilitätskonzept, das auf Ende 2021 kommt. Eine Rohfassung ist bereits für 2020 geplant. Aber auch in der Zwischenzeit nimmt der Kanton Verbesserungen in Angriff: schliesst Lücken im Radnetz, verbreitert Velowege oder baut sie neu. Drei Projekte hat die Baudirektion 2019 umgesetzt, sechs sind beschlossen oder in Bearbeitung (siehe Box).

Defizite in den Berggemeinden

Für Velopendlerinnen und -pendler gebe es im Strassennetz keine besonderen Schwachstellen. Einzig für die Verbindung nach Walchwil sowie in die Zuger Berggemeinden ortet die Regierung «gewisse Defizite». Neben topografischen Schwierigkeiten fehlen dort durchgehende Veloinfrastrukturen und es herrscht teils nach wie vor Mischverkehr.

Ein Verdrängungskampf droht auf den gemischten Fussgänger- und Radstreifen, wenn zunehmend auch Trottis oder E-Bikes diese nutzen. Schnelle E-Bikes über 25 km/h müssen hingegen auf der Strasse fahren – ansonsten sieht die Zuger Regierung diesbezüglich keinen Handlungsbedarf.

Neue Veloprojekte im Kanton Zug
  • Kantonsstrasse L, Ägeristrasse, Abschnitt Margel–Talacher, Baar: Radstreifen auf einer Länge von 1350 Metern, bis Frühling abgeschlossen.
  • Radweg Abschnitt Lorzenuferweg–Sonnackerstrasse, Baar: Verbreiterung des Rad-/Fusswegs, bis Frühling abgeschlossen.
  • Kantonsstrasse P, Sihlbruggstrasse, Abschnitte Knoten Sand AG–Knoten Industrie und Knoten Industrie–Knoten Blatt, Neuheim: Auf einer Länge von 1170 Metern bergwärts ein Radstreifen. Realisierung im Jahr 2020.
  • Radweg Nr. 35: Unterführung Widenstrasse, Oberwil bei Zug: Neue Linienführung und Verbreiterung des bestehenden Rad-/Fusswegs, Realisierung bis Ende 2020.
  • Kantonsstrasse 381, Abschnitt Nidfuren–Schmittli, Menzingen/Baar: Beidseitiger Bau von Radstreifen auf einer Länge von 2400 Metern. Umsetzung 2021 bis 2023.
  • Ausbau der Unterführung beim Brüggli in Zug.

Velounfälle sind rückläufig

Die Unfallzahlen von Velofahrern nahmen zuletzt ab: 2018 gab es insgesamt 95 Unfälle auf Kantonsgebiet mit Beteiligung von Fahrrädern – davon 14 mit E-Bikes. Das entspricht einer Abnahme (2017: 110 Unfälle, 2016: 104). Unter den 95 verunfallten Velofahrern gab es 90 Verletzte und einen Unfall mit Todesfolge. 55 Prozent der Velounfälle waren Selbstunfälle, zwei Drittel passierten innerorts. «Eigentliche Unfallschwerpunkte konnten im Jahr 2018 keine lokalisiert werden», so die Regierung in ihrer Antwort.

Lange Zeit nahmen die Unfälle mit Velos zu, wenn man weiter in der Statistik zurückschaut: Zwischen 2001 und 2015 stieg die Zahl von 59 auf 119. In den letzten drei Jahren ging die Zahl wieder leicht zurück. Jedoch gibt die Statistik nur Auskunft über die polizeilich erfassten Unfälle, eine Dunkelziffer bleibt.

Mithilfe der Velo-Bevölkerung

Um das Radfahren attraktiver zu machen und Schwachstellen auszubessern, wird auch die Bevölkerung einbezogen. Viermal im Jahr trifft sich die Arbeitsgruppe Radstrecke mit verschiedenen Vertretern. Zudem kommen regelmässig Meldungen von Velofahrenden via das Portal «Velophon» der Pro Velo Zug oder direkt an die Verwaltung. Auch über die Plattform Bikeable.ch kann man auf einer Karte Hinweise platzieren und kommentieren.

Mit der Interessenorganisation Pro Velo tauscht sich die Verwaltung regelmässig aus. «Alle diese Anliegen werden geprüft und gegebenenfalls weiterbearbeitet.» Die Regierung begrüsse die aktive Beteiligung der Bevölkerung an der Verbesserung des Velonetzes, direkte Rückmeldungen seien wertvolle Hinweise.

Victor Zoller von Pro Velo Zug bei der Unterführung im Zuger Brüggli. (Archivbild: woz) (Bild: woz)

Gratis-E-Bikes als Dienstfahrzeug

Parallel zum Mobilitätskonzept hat sich der Regierungsrat zwischen 2019 und 2022 den Aufbau des Programms «Stadtlandschaft = Velolandschaft» zum Ziel gesetzt. Er will den Anteil des Veloverkehrs am Gesamtverkehr erhöhen, die Sicherheit steigern und das Velofahren generell unter dem Aspekt der Gesundheit und des Umweltschutzes fördern. Ergebnisse sind für 2021 zu erwarten. Auch die Präventionsarbeit der Zuger Polizei an Schulen in Sachen Velosicherheit sei nicht zu vernachlässigen.

Um velofreundliche Firmen zu unterstützen, sieht der Regierungsrat hingegen keine gesetzlichen Grundlagen. Das Programm «Stadtlandschaft = Velolandschaft» soll aber auch Fördermassnahmen und Anreize für Firmen prüfen. Die Kantonsmitarbeiter werden bereits heute motiviert, das Velo zu nehmen. Zwei Drittel von ihnen pendeln mit dem ÖV, zu Fuss oder per Velo, wie eine Umfrage vor einigen Jahren ergab.

Um weitere Umstiegswillige zu motivieren, bietet der Kanton Veloparkplätze oder Duschen an. An einigen Stellen stehen zudem Dienstvelos oder E-Bikes – samt Regenschutz und Helm – gratis zur Verfügung.

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