Supermann Heinz Tännler übernimmt weiteres Mandat

Wann hat der Zuger Finanzdirektor eigentlich Zeit zum Regieren?

Heinz Tännler scheint ein Superman zu sein in Sachen Zeitmanagement. So sehr, dass er gar noch mehr Ämter übernimmt.

(Bild: ESAF/ Montage: wia)

Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler ist ein vielbeschäftigter Mann. Das «Eidgenössische» kommt immer näher, ebenso die Ständeratswahlen. Nun hat der SVP-Politiker ein weiteres Mandat angenommen. Eines, das gemäss Vorgänger knapp zwei Arbeitstage pro Woche beansprucht. Dabei wäre der Regierungsjob ja eigentlich bereits ein 100-Prozent-Job …

Dass der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP) auf vielen Hochzeiten tanzt, ist nichts Neues (zentralplus berichtete). Nun hat die Ämterdichte des Regierungsrats jedoch eine neue Dimension erreicht. Seit kurzem nämlich amtet Tännler nicht nur als OK-Präsident des ESAF, sondern auch als Verkehrschef. Dies, nachdem der bisherige Verantwortliche, Pirmin Andermatt, nach Unstimmigkeiten sein Amt abgegeben hatte (zentralplus berichtete).

Daneben befindet sich Tännler dieses Jahr im Wahlkampf um einen Ständeratssitz, was wiederum einiges an Zeit beanspruchen dürfte.

Allein mit Sitzungen hat Heinz Tännler letztes Jahr über 70 Arbeitstage für seine Nebenämter eingesetzt, wie das Register der Regierungsratsmandate 2018 aufweist. Selbst wenn man das Präsidium von Minergie Schweiz, das der Finanzdirektor dieses Jahr abgegeben hat, abzieht, waren also knapp 30 Prozent der 252 Arbeitstage im Jahr 2018 durch Nebenämter blockiert. Und dieses Jahr dürfte es sogar noch mehr werden.

«Es bleibt noch sehr viel Detailarbeit, je näher das Fest kommt.»

Pirmin Andermatt, ehemaliger Leiter Verkehr beim ESAF

Pirmin Andermatt schätzt das Amt als Leiter Verkehr auf ein knappes 40-Prozent-Pensum ein. «Und es bleibt noch sehr viel Detailarbeit, je näher das Fest kommt. Die Abteilung ist aber gut vorbereitet», so das ehemalige Baarer OK-Mitglied. «Gerade weil das Thema Verkehr Hand in Hand geht mit dem Thema Sicherheit.»

Wurde in der Vergangenheit Kritik laut zum kommenden Schwing- und Älplerfest in Zug, ging es zumeist um ebendiese Punkte. Es empfiehlt sich also auch für den eingesprungenen Leiter Verkehr, Heinz Tännler, in diesem Bereich genügend Ressourcen einzuplanen.  

Mehr Arbeit, weniger Freizeit

Es ist zwar unbestritten, dass Heinz Tännler keinen Nine-to-five-Job macht, sondern abends häufig lange im Büro sitzt und oft auch am Wochenende arbeitet. Trotzdem tun sich Fragen auf.

«Ich lasse meine Arbeit für mich sprechen. Da braucht es nicht mehr viel Wahlkampf.»

Heinz Tännler, Zuger Finanzdirektor

Etwa, wie man das alles unter einen Hut bringt. Darauf antwortet Heinz Tännler lakonisch: «Indem man mehr arbeitet und weniger Freizeit hat.» Und er ergänzt: «Betreffend meiner Ständeratskandidatur: Einen Wahlkampf kann man sehr unterschiedlich gestalten. Man kann unglaublich viel oder etwas weniger dafür machen.» Er habe den aktiven Wahlkampf auf nach den Sommerferien vertagt, auf die Zeit nach dem «Eidgenössischen».

«Ausserdem lasse ich meine Arbeit für mich sprechen. Sei das im Kantonsrat, mit den Medien oder in den Kommissionen. Da braucht es nicht mehr viel Wahlkampf», sagt Tännler.

«Dass dieses Amt 40 Prozent in Anspruch nimmt, kann ich so nicht bestätigen.»

Heinz Tännler, Zuger Finanzdirektor

Viel gearbeitet hat Heinz Tännler bereits, bevor er zum Leiter Verkehr des ESAF wurde. Wie soll denn da ein 40-Prozent-Pensum möglich sein? «Ohne meinem Vorgänger auf die Füsse treten zu wollen: Dass dieses Amt 40 Prozent in Anspruch nimmt, kann ich so nicht bestätigen», so Tännler. «Natürlich gibt das OK des ESAF zu tun. Doch wenn man sich professionell organisiert – und das tue ich –, hält sich die Arbeitslast in Grenzen.»

Ausserdem habe er neuerdings Unterstützung von einem Parteikollegen. «Ich habe Gregor Bruhin zu meinem Stellvertreter gemacht. Er arbeitet in einem 20-Prozent-Pensum fürs ESAF», so der OK-Präsident.

Kein Präsidium, darum Zeit

Bei all den Nebenämtern, die Heinz Tännler hat, könnte man meinen, dass das Regierungsratsmandat keine 100-Prozent-Stelle darstellt. «Das stimmt nicht. Regierungsrat zu sein, ist eine ziemliche Herausforderung. Als Finanzdirektor arbeite ich mehr als 100 Prozent», so Tännler. Doch habe er aktuell kein Konferenzpräsidium inne und sei auch in keinem Vorstand. «Das verschafft mir etwas Luft für andere Dinge.»

Böse Zungen könnten Heinz Tännler vorwerfen, dass er seinen Wahlkampf quasi ins Amt des OK-Präsident integriert hat. Wird das ESAF zum Erfolg, dürfte das ein sehr positives Licht auf Tännler werfen. Gratis-Werbung also für den Ständeratskandidaten? «Diese Unterstellung verbitte ich mir. Ich habe dieses Mandat vor sechs Jahren angenommen. Damals hatte noch niemand an eine mögliche Kandidatur gedacht», so Tännler entschieden.

Und er fügt an: «Ich habe keine Agenda geführt, als ich das Amt antrat. Im Gegenteil, eigentlich wollte ich es zu Beginn gar nicht annehmen.»

Ein Abwägen zwischen Volksnähe und Professionalität

Wie sieht man das aus der Expertenwarte? Politologe Iwan Rickenbacher schätzt ein: «Die Belastung Heinz Tännlers in diesem Jahr ist sicherlich hoch. Doch zumindest das Engagement fürs ESAF und die Ständeratskandidatur sind zeitlich begrenzt.» Ausserdem gibt er zu bedenken, dass bis zum Schwingfest und den Wahlen die Sommerpause liegt. «Dann ist die Regierungsratstätigkeit heruntergefahren, es gibt keine Kantonsrats- und Kommissionssitzungen», sagt der Politologe.

«Es muss also nicht sein, dass das Regierungsratsamt leidet. Insbesondere, da Heinz Tännler ja kein Neuling ist in seinem Amt», so Rickenbacher. «Die Bevölkerung fordert von den Politikern, dass sie nicht abheben und volksverbunden sind. Gerade in der Schweiz mit ihrem Milizsystem ist eine wichtige Frage, wie man beides unter einen Hut bringt. Man muss den Kompromiss finden.»

«Wenn in Zug etwas Vergleichbares passieren würde, wie am eidgenössischen Turnfest 2013, fällt das auch auf Tännler zurück.»

Mark Balsiger, Politologe

Er könne persönlich nicht einschätzen, ob sich Tännlers aufwändige Mandate negativ auf seine Regierungstätigkeit auswirken, so Rickenbacher. «Ich weiss jedoch, dass sich der Zuger Finanzdirektor etwa dem Thema NFA sehr konsequent und intensiv annimmt.» Wenn es auf Bundesebene diesbezüglich zu einem Kompromiss käme, dann sei das nicht zuletzt auch seinem Wirken zu verdanken.

Der Politologe Mark Balsiger spricht einen weiteren Punkt an: «Das ESAF ist, salopp gesagt, eine riesige Kiste. Wird es ein Erfolg, profitiert Tännler als Ständeratskandidat davon, keine Frage. Sein Engagement birgt aber auch Risiken.» Dazu eine Rückblende: Beim eidgenössischen Turnfest 2013 in Biel gab es nach einem heftigen Sturm 39 Verletzte. «Wenn in Zug etwas Vergleichbares passieren würde, fällt das auch auf Tännler zurück», so Balsiger.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 06.05.2019, 11:52 Uhr

    Ganz einfach nicht als Ständerat wählen und alles ist in Ordnung

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