Wele wele söli nä? Gleich elf Kandidaten wollen am 1. Mai in den fünfköpfigen Stadtrat gewählt werden. Da stellt sich die Frage: Wie fülle ich als Linker oder Rechter den Wahlzettel so aus, dass es meinem Kandidaten am meisten nützt? Gibt’s Kniffs, wie ich den Gegner aushebeln kann? Eine Anleitung.
Nun liegen sie also zu Hause rum und warten darauf, ausgefüllt zu werden, die Wahlzettel für die Stadtratswahlen vom 1. Mai. Zumindest bei etwa der Hälfte aller Stimmbürger, denn so viele warten mindestens bis zu einer Woche vor den Wahlen mit dem Ausfüllen der Unterlagen.
Wer die Herausforderung annimmt – erfahrungsgemäss dürften das keine 40 Prozent des Stimmvolks sein – und sich ans Ausfüllen macht, dürfte sich schnell die Frage stellen: Wie verhelfe ich meinen favorisierten Stadträten am besten zur Wahl? Fünf Namen haben auf der Liste, die man auserkoren hat, Platz.
Leere Plätze leer lassen?
Klar schreibt man zuerst seine Favoriten auf oder wählt eine Liste, wo die schon drauf stehen. Aber dann sind meist noch ein oder zwei Plätze frei. Zumindest bei linken oder rechten Wählern.
Denn Linke schreiben natürlich den Ursula-Stämmer-Nachfolger Beat Züsli (SP, neu) und Adrian Borgula (Grüne, bisher) drauf. Dann eventuell noch Manuela Jost (GLP, bisher). Für viele wird’s dann aber spätestens bei Stefan Roth (CVP, bisher) kritisch. Auch Martin Merki (FDP) dürfte bei vielen Linken nicht auf dem Wahlzettel stehen, geschweige denn Peter With (SVP, neu).
Umgekehrt landen bei rechten Wählern die Stadtratskandidaten Züsli, Borgula und Jost wohl kaum auf dem Wahlzettel. Sondern nur With, Merki und Roth. Auch hier bleiben dann zwei Plätze frei.
Einen Gegner aufschreiben?
Gibt’s nun, fragen sich strategisch denkende Stimmbürger, gewisse Kombinationen, um dem eigenen Kandidaten effizienter ins Amt zu helfen? Etwa, indem man bewusst einen «gegnerischen» Kandidaten auf den Zettel schreibt, weil das dem eigenen am Schluss nützen könnte? Oder soll man auf den verbleibenden Plätzen einen der fünf Jungpolitiker der JCVP, Junge Grüne und Juso und BDP schreiben? Bringt das seinem Favoriten etwas?
Bei den Wahlchancen sind sich Szenenkenner ja ziemlich einig: Merki, Roth und Borgula werden wieder gewählt, wohl schon im ersten Wahlgang. Züsli und Jost sollten es dann spätestens im zweiten Wahlgang schaffen, wo With ausscheidet. Alles andere wäre eine Überraschung.
«Als linker Optimist würde ich aber von einer Wahl von Jost absehen.»
Olivier Dolder, Luzerner Politologe
zentralplus hat bei Experten nachgefragt. Der Luzerner Politologe Olivier Dolder von Interface Politikstudien hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt.
Alle Linken gegen SVP-With
Er sagt: «Sind Sie ein linker Wähler, dann muss es Ihnen in erster Linie darum gehen, Peter With zu verhindern. Das heisst, Sie dürfen auf jeden Fall Peter With keine Stimme geben. Ob sie Roth und Merki oder zwei Junge auf die Linien vier und fünf schreiben, ist im Prinzip egal. Denn Roth und Merki werden auch ohne ihre Stimmen gewählt und die Jungen werden auch mit Ihren Stimmen nicht gewählt. Ihre Stimmen vier und fünf sind letztlich Sympathiepunkte, die Sie vergeben können. Und haben Sie weder für Roth und Merki noch für die Jungen Sympathien, dann lassen Sie die Linien eben leer.» Punkt. Also ist es ziemlich Wurst, was man auf die leeren Zeilen schreibt.
Träumer hoffen auf SP-Doppelcoup
Aber ganz so einfach ist es denn doch nicht. Dolder ergänzt: «Als linker Optimist würde ich aber von einer Wahl von Jost absehen. Denn kann Jost in einen zweiten Wahlgang gezwungen werden, könnten Sie als linker Optimist hoffen, dass die SP von Jost politische Zugeständnisse einfordern kann – quasi als Gegenleistung für die Unterstützung im zweiten Wahlgang. Und wenn Sie ein linker Träumer sind, dann hoffen Sie auf eine aus dem Hut gezauberte SP-Kandidatin, die sowohl Jost also auch With im zweiten Wahlgang schlägt.» Linke Träumer gibt’s ja bekanntlich einige, vielleicht wird’s also doch noch spannend!
«Sind Sie ein rechter Wähler, dann dürfen Sie auf keinen Fall Manuela Jost eine Stimme geben.»
Olivier Dolder, Luzerner Politologe
Rechte haben’s leicht
Für die Gegenseite ist das Rezept laut Dolder simpel: «Sind Sie ein rechter Wähler, dann dürfen Sie auf keinen Fall Manuela Jost eine Stimme geben. Denn Peter With wird nur dann gewählt, wenn er es auf Platz fünf und somit vor Manuela Jost schafft. Ob Sie nun auf die Zeilen vier und fünf die Linken oder die Jungen schreiben, ist egal. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die Linien vier und fünf aber leer lassen, ist relativ hoch. Denn wenn Sie einen With, Merki und Roth in der Regierung wollen, dann werden Sie kaum Sympathien für die Linken haben. Auch gegenüber Jungpolitikern sind Sie dann eher skeptisch.» With, Merki, Roth, Punkt. Als Rechter ist die Welt eben einfach gestrickt.
Ganz banal wird’s dann bei der Wahl ums Stadtpräsidium. Soll es der amtierende CVP-Stadtpräsident Stefan Roth oder der SP-Herausforderer Beat Züsli sein? Allzu viel überlegen müssen Linke und Rechte hier also nicht. Zumal mit einer Wahl von Neuling Züsli wirklich niemand rechnet. Linke Träumer natürlich ausgenommen.
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Sie interessieren sich für die Stadtratswahlen? zentralplus stellte in einer 6-teiligen Serie die aussichtsreichsten Luzerner Stadtratskandidaten vor:
- Adrian Borgula: «Ich habe alle meine Geschäfte durchgebracht»
- Martin Merki: «Wir müssen uns bei der Integration anstrengen»
- Manuela Jost: «Ich musste mich da richtig reinknien»
- Peter With: «Es würde sich weniger ändern, als viele befürchten»
- Beat Züsli: «Schlaftablette passt nicht zu mir»
- Stefan Roth: «Warum immer so pessimistisch?»