Zur Ersatz-Regierungsratswahl von Zug

Wahlkampf mit einem sicheren Sieger

Wer hier das Rennen macht, ist quasi schon entschieden. (Bild: zentral+)

Den Fussballspieler, den Nerd oder den Vernünftigen. Die Zuger haben am Sonntag die Wahl. Theoretisch. Denn eigentlich ist die Entscheidung schon gefallen. Martin Pfister gewinnt klar. Ausser, es kommt zur Sensation. Eine Analyse.

Am kommenden Sonntag wird entschieden, wer anstelle von Peter Hegglin in den Zuger Regierungsrat eintritt. Dieser schaffte letzten Oktober den Sprung ins Stöckli nach Bern. Der Wahlkampf um Hegglins Ersatz verlief jedoch entspannt. Für Aufregung besteht auch kein Grund. Immerhin ist bereits heute klar, wer das Rennen machen dürfte.

Vernünftig und diplomatisch – und der sichere Weg

Beginnen wir doch auch gleich mit dem Gewinner. Der CVP-Mann Martin Pfister ist der Kandidat, den die Zuger wählen werden, wenn sie sich nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen wollen. – Und als risikofreudige Spieler sind die Zuger Wähler nun wirklich nicht bekannt.

Pfister wirkt vernünftig und eher harmlos, ist langjähriger Kantonsrat, Präsident der CVP Kanton Zug und Mitglied des schweizerischen CVP-Vorstands. Die Wahl in den Zuger Regierungsrat wäre die logische Folge seiner bisherigen Laufbahn. Pfister ist nicht unbequem und niemand, der gerne mit dem Zeigefinger politisiert und Leuten auf die Füsse tritt. Dass er vom Volk dennoch wahrgenommen wird, bewies Pfister bei den Wahlen im Herbst 2014. Wäre er nicht als überzählig ausgeschieden, hätte er bereits einen Regierungsratssitz inne – mit 12’661 Stimmen hätte er das absolute Mehr erreicht.

Was bedeutet seine Wahl für Zug? Diplomatie und ein kühler Kopf ist, bei einem solch exponierten Amt, bestimmt nicht verkehrt. Pfister vermittelt den Eindruck, als könne er sich sowohl auf Kompromisse einlassen als auch für seine Anliegen einstehen. Das Steckenpferd des Historikers ist die Bildungspolitik. Mit Verzichten auf übermässigen Sparübungen wird er sich hier in der Mitte viel Sympathien sichern.

Grundsätzlich jedoch ist er mit dem bisherigen Sparkurs und mit der Arbeit des bestehenden Regierungsrates einverstanden. «Wenn man die Zuger Regierung mit anderen in der Schweiz vergleicht, muss man sagen, dass sie es gut bis sehr gut macht. Deshalb würde ich ihr die Note 5,5 geben», sagte er kürzlich im Interview mit zentral+. Er wird deshalb kaum grossen Wirbel verursachen. Aber auch für wenig frischen Wind sorgen.

Und dennoch. Mit Pfisters Wahl wird auch die Macht der CVP gestärkt: Im Falle einer Verkleinerung des Regierungsrates von sieben auf fünf Sitze, wie es sich die Mittepartei wünscht, würden die CVP-Sitze wohl verschont werden (zentral+ berichtete). Im Gegensatz zur Linken und der SVP.

Item. Pfister ist die Vernunftswahl unter den drei Kandidaten. Der sichere Weg. Für alle, die so wenig Veränderung in Kauf nehmen wollen wie nur möglich. Für alle, die Pfister einen Werdegang «comme il faut» gönnen.

Die dynamische Sensation

Viel aufregender wäre es, einem 30-Jährigen zum Sprung in die Zuger Exekutive zu verhelfen. Dann käme wieder etwas Pfeffer in die Zuger Politlandschaft. Oder etwa doch nicht? SP-Kantonsrat Zari Dzaferi kommt in der Tat sehr dynamisch daher. Jung, sportlich, engagiert. Und durch seine mazedonischen Wurzeln für Secondos wohl ein durchwegs attraktiver Kandidat.

Bloss. So dynamisch Dzaferi auch wirken mag. Seine Aussagen sind meist erstaunlich geschliffen, anzuecken ist nicht sein Ding. Hitzig werden seine Voten im Kantonsrat einzig, wenn es um die Bildung geht. Dieser Wesenszug, fern der Hardliner-Politik, dürfte wohl für die Arbeit im Regierungsrat hilfreich sein.

Die Frage ist nur, ob Dzaferi genug Durchsetzungswillen hat, um in der Regierung ausreichend Raum für linke Anliegen zu schaffen. Dies bezweifelt etwa der SVP-Kantonsrat Gregor Bruhin: «Zari wird es aber im Regierungsrat schwieriger haben, linke Ideen einzubringen, als Martin Pfister», erklärte er vor einigen Monaten und wählt den Sozialdemokraten genau deshalb (zentral+ berichtete).

Nur. Auch mit der Unterstützung einiger strategisch denkender SVP-Wähler steht Dzaferi wohl auf verlorenem Posten da. Das weiss er selber und betitelt eine allfällige Wahl selbst als «Sensation». Der Sekundarlehrer hat zwar Erfahrung im Führen aufmüpfiger Teenager, doch im Gegensatz zum Wahlrivalen Pfister fehlt ihm die Erfahrung aus der der Privatwirtschaft.

Der Aussenseiter-Prototyp

Wer einen Hauch von Mut beweisen will, der versucht den Piraten Stefan Thöni in die Regierung zu hieven. Der 30-Jährige wird als Aussenseiter betitelt – und ist es auch. Thöni ist sogar der Prototyp eines Aussenseiters.

Thöni versucht nicht mal den Eindruck von Volknähe zu vermitteln, nicht mal im Ansatz. In regelmässigen Abständen steigt Thöni mit aufmüpfigen Beschwerden aus dem Untergrund empor und taucht dann wieder ab. Netzwerke knüpft er nicht am Schwingfest und an Podiumsdiskussionen, sondern höchstens in sozialen Medien – und auch das mit sprödem Charme. Fakt ist aber: Die Menschen wollen auch heutzutage «Pfoten schütteln» und Äpfel verteilt bekommen. Das schafft Facebook (noch) nicht.

Es ist nicht das erste Mal, dass der ETH-Informatiker und Rechtsstudent in den Regierungsrat will. Vor eineinhalb Jahren hat er es bereits versucht und schnitt mit 3’736 Stimmen mit Abstand am schlechtesten ab. Dennoch, und das muss man ihm zugute halten, ist er beim aktuellen Ersatzwahlkampf der Kandidat mit der spitzesten Zunge. Seine Aussagen sind direkt, sein Wunsch auf Veränderungen im Regierungsrat gross. «Ich würde die Note 3,5 geben», erklärte er im Interview unumwunden. Die Schwerpunkte seiner Politik: Neue Technologien, mehr Transparenz, eine höhere Bürgerbeteiligung.

Damit könnte Thöni komplementär zu den bestehenden Regierungsräten wirken, sein Wissen zu Datenschutz und Technologien einbringen. Durchaus wichtige Themen, auch wenn dies (noch) nicht allenorts gleich geschätzt wird. Wie Dzaferi hat aber auch er keine Erfahrung in der Führung eines Unternehmens, darüber hinaus wirkt er deutlich weniger engagiert.

Stimmen wird er wohl da holen können, wo ein Regierungsrat mit Ecken und Kanten als Bereicherung verstanden wird. Und bei jenen, die mit den herkömmlichen Parteien wenig anfangen können – wenn diese denn den Weg an die Urnen schaffen.

Keine Überraschungen

Sicher aber ist: Die Zuger mögen keine Überraschungen. Das haben sie bei den letzten Regierungs-, National- und Ständeratswahlen gezeigt, und das wird dieses mal wohl nicht anders sein. Und weil man Peter Hegglin nicht zweiteilen kann, bleibt man bei dem, was einem vertraut ist. In diesem Fall der CVP.

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