Wagenburg Hinterschlund: Kriens ist (fast) machtlos
Seit drei Jahren illegal da, aber steht immer noch: die Wagenburg Hinterschlund. (Bild: mik)
Krienser Politiker fordern, dass die Stadt beim Areal Hinterschlund den «rechtmässigen Zustand» wiederherstelle. Gemäss dem Stadtrat ist die Situation rechtlich kompliziert. Auch das Baugesuch ist derzeit blockiert.
Der Stadt Kriens sind derzeit punkto Wagenburg die Hände gebunden. Das geht aus der Antwort des Stadtrats auf ein Postulat von Einwohnerrat Matthias Erni (FDP) hervor. Mit diesem forderten er und seine Mitunterzeicher die Stadt auf, beim Areal Hinterschlund den «rechtmässigen Zustand wiederherzustellen». Dabei geht es um die Fläche zwischen Ringstrasse und Kuonimatt, auf der seit mehr als drei Jahren eine illegale Wagenburg steht. Sprich: Die Stadt Kriens soll die Wagen und Container, in denen rund ein Dutzend Personen lebt, vom Platz räumen (zentralplus berichtete).
Weiterlesen, sonst verpasst du:
warum eine Räumung für die Stadt Kriens kaum möglich ist
Doch das sei leichter gesagt als getan, wie die Stadt Kriens Anfang November ausführte. Denn damit die Behörden eine Baute abreissen können, müssen sie zuerst rechtlich abklären lassen, ob diese «materiell rechtmässig» ist. Sprich: Die Stadt Kriens muss sich mit dem nachträglich eingereichten Baugesuch des Kollektivs hinter der Wagenburg beschäftigen (zentralplus berichtete).
Und dies, obwohl dem Gesuch die Unterschrift der Grundeigentümerin – in diesem Fall die Stadt Luzern – fehlt. Solange kein rechtskräftiger Entscheid zum Baugesuch gefällt wurde, darf die Stadt Kriens die Wagenburg nicht räumen lassen. Jedoch hält Kriens auch fest: Ohne Unterschrift der Stadt Luzern wird der Stadtrat das Gesuch nicht bewilligen.
Wie es um das Baugesuch der Wagenburg Hinterschlund steht
Allerdings ist das Bauverfahren derzeit blockiert. Bei der öffentlichen Auflage sind zwei Einsprachen eingegangen – eine davon von der Stadt Luzern. Kriens führe derzeit Einspracheverhandlungen zwischen Luzern und der Wagenburg Hinterschlund. Dabei wolle Kriens Hand bieten für eine privatrechtliche Einigung zwischen den Parteien. Komme diese zustande, könne die Stadt Kriens das Baugesuch ordentlich behandeln.
Trotz der Blockade hält der Krienser Stadtrat in der Antwort fest: «Der Stadtrat duldet keine unbewilligten Umnutzungen des Areals, welche die mittelfristige Entwicklung des Grundstücks gefährden oder gar verhindern.» Nur könne er rechtlich keine weiteren Schritte ergreifen, bevor nicht die Stadt Luzern als Grundeigentümerin ihre Möglichkeiten auslote.
Einwohnerrat schiesst gegen Stadt Luzern
Mit der Antwort der Stadt Kriens war der Einwohnerrat an seiner Sitzung vom 12. Dezember nicht wirklich zufrieden – aber mehr wegen der Untätigkeit der Stadt Luzern. «Die Stadt Luzern hat seit Jahren die Möglichkeit, die illegale Nutzung zu beenden. Aber sie ist stillschweigend geduldet worden. Das sendet von der Stadt Luzern ein verheerendes Signal», kritisierte etwa Postulant Matthias Erni (FDP). Auch die SVP hätte bedauert, dass Kriens hier nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten habe, wie Sprecherin Rahel Schnyder sagte. «Für Luzern ist es wohl besser, wenn die Wagenburg in Kriens bleibt», schoss Mitte-Sprecher Viktor Bienz in Richtung Nachbarn.
Bauvorsteher Maurus Frey (Grüne) versprach: «Wir setzen alles daran, dass eine qualitative Entwicklung des Areals nicht verhindert wird.» Dass die Stadt eine privatrechtliche Einigung zwischen den Parteien bevorzuge, habe auch praktische Gründe. Kriens hätte in Gesprächen mit der Luzerner Polizei abgeklärt, wie sie bei einer Räumung vorgehen müsste. Diese wäre sehr aufwendig. Denn wenn die Wagen abgeräumt und woanders abgestellt würden, müsste die Polizei diese rund um die Uhr bewachen. Gleichzeitig müssten die Privatpersonen auf ihre Wagen und die privaten Gegenstände darin zugreifen können.
Vonseiten Stadt Luzern seien derzeit keine Interventionen geplant, wie der städtische Leiter Immobilien Marko Virant zentralplus im September sagte. Allerdings soll es demnächst trotzdem vorwärtsgehen. 2025 will die Stadt Luzern das Areal definitiv ausschreiben. Und auch Horw schielt auf die Brache: Die Gemeinde liebäugelt damit, ihren Ökihof temporär dorthin zu verlegen.
Schreibt über alles, was Luzern und Zug aktuell beschäftigt. Im ländlichen Luzern aufgewachsen, hat sie beim «Entlebucher Anzeiger» ihre Begeisterung für Lokaljournalismus entdeckt. Nach einem Studium in Medienwissenschaften und Englisch ist sie seit September 2021 bei zentralplus. Nebenbei absolviert sie derzeit die Diplomausbildung Journalismus am MAZ.
Schön. Die Wagensiedlung soll die Brache auch weiterhin aufwerten. Gut gibt's alternative Räume.
Relax, liebe Krienser*innen. Scheinbar werden sogar Steuern bezahlt – für die Gemeinde also eine rentable Community. Das sollte auch die Liberalen und Konservativen besänftigen.