Schlag für die Gastronomie in Luzern?

Verwaltung zieht um: Luzern verliert Stammgäste an Emmen

Die über 1'000 Mitarbeiter wollen verpflegt sein: Im Neubau der Kantonsverwaltung ist ein öffentlicher Gastronomiebereich geplant.

Insgesamt 1'450 Angestellte der Kantonsverwaltung sollen künftig am Seetalplatz unter einem Dach arbeiten. Das werden die Restaurants im Stadtzentrum von Luzern zu spüren bekommen. In Emmenbrücke hingegen reiben sich die Wirtinnen die Hände.

Es ist 12 Uhr, Mittagspause. Wer nicht in der Kantine isst, unterwegs in ein Sandwich beisst oder das Mitgebrachte aufwärmt, verpflegt sich in der Regel im Restaurant. Das dürfte auch bei den Angestellten des Kantons nicht anders sein.

Viele von ihnen, insgesamt 1'450, werden das künftig nicht mehr in der Stadt Luzern oder in Sursee tun, sondern in Emmenbrücke und Umgebung. Sofern die Stimmbevölkerung dem 177-Millionen-Kredit für den Neubau am 28. November zustimmt, ziehen rund 30 Dienststellen im Jahr 2026 an den Seetalplatz (zentralplus berichtete).

Was bedeutet das für die Beizen und auch den Detailhandel in der Stadt Luzern?

Geht die Verwaltung, kommen – hoffentlich – andere Gäste

«Natürlich haben viele Gastronomen über die Jahre Stammgäste aufgebaut», sagt Patrick Grinschgl, Präsident des Gastroverbandes der Stadt Luzern. Schwarzmalen will er aber keinesfalls. «In den Liegenschaften der Kantonsverwaltung ziehen ja neue Mieter ein, die wahrscheinlich auch regelmässig im Stadtzentrum essen und einkaufen werden.»

«Für das Gewerbe ist es positiv, dass es im Stadtzentrum Platz gibt, damit sich neue Unternehmen ansiedeln können.»

Lucas Zurkirchen, City Vereinigung

Auch der City Vereinigung ist bewusst, dass der eine oder andere Wirt oder Laden Kunden verlieren wird. Doch insgesamt ist Vorstandsmitglied Lucas Zurkirchen zuversichtlich, dass weder Detailhandel noch Gastronomie markant unter dem Wegzug der Kantonsverwaltung leiden werden.

City Vereinigung sieht Chancen für Neuansiedlungen

Zwar hat der Verband keine offizielle Parole beschlossen, doch man sehe im Projekt mehr Chancen als Risiken. «Für die Bevölkerung ist es positiv, dass die Kantonsverwaltung effizienter wird und sich die Kosten reduzieren», sagt Zurkirchen, der bei der City Vereinigung für die Politik zuständig ist. «Und für das Gewerbe ist es positiv, dass es im Stadtzentrum Platz gibt, damit sich neue Unternehmen ansiedeln können.» 

Laut dem Kanton beträgt die frei werdende Bürofläche rund 250 Vierzimmer-Wohnungen. Der Vergleich zeigt: Es wäre auch denkbar, dass die Eigentümer diese Fläche in Zukunft als Wohnraum nutzen werden, denn dieser ist im Stadtzentrum gefragt. Die City Vereinigung hofft indes, dass der grösste Teil weiterhin als Gewerbefläche zur Verfügung steht. Denn auch solche sei – trotz der Coronapandemie – gefragt, sagt Zurkirchen.

«Sowohl die Gastronomie als auch der Detailhandel haben am Seetalplatz sicher grosses Potenzial.»

Ramona Gut-Rogger, Gemeindepräsidentin Emmen

Und was sagt die Stadt Luzern? Derzeit gar nichts. Denn im Stadtparlament ist eine Motion hängig, welche die frei werdenden Büroflächen auf Stadtgebiet in den Fokus nimmt. Der Stadtrat wird nächste Woche seine Stellungnahme dazu bekannt geben und äussert sich bis dahin auch nicht zu den Folgen des Verwaltungs-Umzugs auf die Gastronomie oder den Detailhandel.

In Emmen dürften neue Gastro-Angebote entstehen

Anders die Situation in Emmen. Gemeindepräsidentin Ramona Gut-Rogger (FDP) freut sich über die geplante Entwicklung am Seetalplatz. Damit meint sie nicht nur das Verwaltungszentrum des Kantons, sondern auch die anderen Bauprojekte auf dem Areal.

Am Seetalplatz entsteht in den nächsten Jahren ein neues Quartier. (Bild: Screenshot Geoportal LuzernPlus)

Bereits gestartet sind die Arbeiten für die Überbauung «4Viertel», bei der unter anderem das Einkaufszentrum mit dem Kino Blue Cinema Maxx vergrössert wird. Daneben errichtet die Luzerner Kantonalbank auf ihrem Grundstück ein neues Geschäftshaus mit einem zehnstöckigen Turm. Und in der Mitte des Seetalplatzes entstehen weitere Wohn- und Gewerbehäuser. Insgesamt sind Wohnungen für über 3'000 Personen sowie 4’000 zusätzliche Arbeitsplätze geplant (zentralplus berichtete).

«Die Menschen werden sich am Seetalplatz aufhalten und verpflegen wollen. Sowohl die Gastronomie als auch der Detailhandel haben also sicher grosses Potenzial», sagt Ramona Gut-Rogger. Konkrete Projekte und Anfragen für neue Restaurants seien ihr zwar derzeit noch nicht bekannt. Aber: «Bei allen Bauprojekten wird ein Nutzungsmix für Gastronomie und andere gewerbliche Nutzungen angestrebt.»

Darum gehts in der Abstimmung vom 28. November:

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Rentner
    Rentner, 13.11.2021, 12:25 Uhr

    Nei,und nochmals Nein da Gehört ein Park hin mit Imbiss, Spielplatz Brunnen von der Strasse mit Lärmschutz und Grün Hecken Getrennt , Die Neue Verwaltung plus Gericht gehört auf die Allmend,

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  • Profilfoto von JR
    JR, 12.11.2021, 16:30 Uhr

    177 Millionen für einen Neubau, eine örtliche Zentralisierung von Büros. Dies im Zeitalter der Digitalisierung, wo Millionen bewiesen haben, dass dezentrales Arbeiten bis hin zum Home Office absolut effizient durchgezogen werden kann.
    Hier wird nach Philosophien von gestern investiert. Wir sollten vielmehr die Digitalisierung und Effizienz der Staatsbehörden fördern, als nochmal neue teure Gebäude bauen. Ich werde sicher diesem Kredit nicht zustimmen.

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    • Profilfoto von José Manuel
      José Manuel, 12.11.2021, 18:52 Uhr

      Das ist sicher richtig. Die Frage ist aber auch, was sonst mit der Seetalplatz-Brache geschehen soll. Zum Wohnen ungeeignet, als Vergnügungspark zu gross und auch nur bedingt attraktiv. Mit Solarpanels überziehen? Auch nicht schön fürs Auge.

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