Krisenkommunikation in der Kritik

Verschmutztes Trinkwasser: EWL verteidigt ihr Vorgehen

Während mehrerer Tage mussten die Quartierbewohner Trinkwasser von provisorischen Wasserstationen beziehen. (Bild: PLU)

Nach der Trinkwasserverschmutzung im vergangenen Juli hagelte es Kritik an der Kommunikation der EWL. Sie hat seither Massnahmen ergriffen. Sollte sich aber derselbe Fall wiederholen, könnte es bis zur Warnung der Bevölkerung weiterhin dauern.

Im Luzerner Quartier Langensand-Mattenhof herrschte im Sommer 2022 Ausnahmezustand. Das Wasser war mit Bakterien verunreinigt, die Bevölkerung konnte während zweier Wochen kein Leitungswasser mehr trinken.

Die Kommunikation der EWL zu dieser Panne wurde daraufhin kritisiert (zentralplus berichtete). Sie wurde gar zum Politikum: Die Luzerner Mitte schaltete sich ein. In einer Interpellation stellte die Partei mehrere Fragen an den Stadtrat. Der Titel: «Trinkwasserverschmutzung in der Stadt Luzern: Handlungsbedarf in der Kommunikation von ewl?»

Stadtrat kann Kritik nur teilweise verstehen

Jetzt hat der Stadtrat seine Antworten publiziert. Grundsätzlich ist die Stadtregierung voll des Lobes für die Kommunikation von Energie Wasser Luzern. «Die EWL hat die direkt betroffenen Haushalte und die Öffentlichkeit sehr rasch informiert.» Insbesondere lobt der Stadtrat die Information der Bevölkerung via angeschlagener Flugblätter an den Haustüren.

Gegenüber zentralplus findet die zuständige Stadträtin Franziska Bitzi ebenfalls lobende Worte: «Die Kritik im Vorstoss bezog sich ausschliesslich auf die Kommunikation. Ansonsten war es hervorragend, wie die EWL reagiert hatte.»

Doch vereinzelt äussert der Stadtrat auch Kritik: Aufgrund «einzelner Rückmeldungen» wäre in Zukunft «je nach vorliegender Situation» eine breitere und vor allem mehrsprachige Kommunikation angezeigt. In Zukunft will die EWL mehrsprachig kommunizieren, um die Bevölkerung besser zu erreichen. Damit dies zu jeder Tageszeit möglich ist, arbeitet sie neu mit einem Pikettübersetzungsdienst zusammen. Die Flugblätter würden auf Englisch, Italienisch, Portugiesisch und Eritreisch übersetzt.

Zudem hätte die Publikation der Warnung auf Alertswiss schneller funktionieren können. Hier hat die EWL angesetzt. So habe sie zusammen mit der Polizei dafür gesorgt, dass in Zukunft die Auslösung der Nachricht auf den Apps Alertswiss und Polyalert verzögerungsfrei funktioniert. Das Unternehmen habe die Krisenkommunikationskonzepte erweitert und aktualisiert.

«Es bestand nie eine Gefahr für die Gesundheit.»

Alain Brunner, Mediensprecher EWL

Zu den Neuerungen zählt auch, dass die EWL eine Checkliste für einen Fall wie diesen erarbeitet. Bislang gab es das nicht. «Da eine Verunreinigung des Trinkwassers in einem solch grossen Gebiet bislang noch nie vorkam, war ein solcher Fall bislang noch nicht Teil der Standardabläufe», erklärt Alain Brunner, Medienverantwortlicher der EWL, gegenüber zentralplus.

Im selben Fall würde die EWL ebenfalls zuerst Laborresultate abwarten

Kritisiert wurde im vergangenen Jahr insbesondere, dass die EWL erst ein Tag nach Feststellung der erhöhten Werte informiert hatte. Der Grund dafür war, dass der Energiedienstleister erst die definitive Bestätigung der Messung durch ein Labor abwartete. Alain Brunner begründet: «Die Verunreinigung war so gering, dass man nicht ausschliessen konnte, dass es sich um einen Messfehler handelte. Zudem bestand nie eine Gefahr für die Gesundheit.» Sollte derselbe Fall in Zukunft noch einmal auftreten, werde die EWL daher vermutlich ähnlich reagieren, erklärt er weiter.

Zugleich relativiert er: «Falls tatsächlich eine akute Gefahr für die Gesundheit bestehen würde, würde EWL das Wasser sofort abstellen, ohne zuerst die Resultatbestätigung eines Labors abwarten zu müssen.»

In Zukunft werden Rohre nicht mehr Monate auf der Baustelle gelagert

Auch auf der Baustelle hat man Massnahmen ergriffen. Zur Erinnerung: Die Ursache für die Wasserverschmutzung war ein verschmutztes Rohr, welches rund eine Woche zuvor verbaut wurde (zentralplus berichtete). Das betroffene Rohr war zuvor während dreier Monate auf der Baustelle gelagert worden. In Zukunft werden die Wasserrohre nur noch wenige Tage auf der Baustelle gelagert und täglich kontrolliert, um ähnliche Fälle zu verhindern. Neue Leitungsabschnitte werden vor der Inbetriebnahme zudem mikrobiologisch untersucht.

Verwendete Quellen
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1 Kommentar
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    Hanswurst, 07.03.2023, 21:16 Uhr

    Na super, die lauwarme, verständnisvolle Kritik des Stadtrats für seine finanzielle Milchkuh. Zuerst sprachen ewl verharmlosend vom Milchsäurebakterien, dann stellte sich heraus, dass es sich um äusserst bedenkliche Enterokokken handelt (0-Toleranz in Trinkwasser). Dann waren eine fremde Baustelle und in die Leitungsrohre eingeflogene Blätter schuld (wie soll das gehen?) und jetzt wird klar, dass es sich um unsachgemäss gelagerte und mit Fäkalbakterien verunreinigte Leitungsrohre der ewl handelt. Ist das vertrauenswürdige, ehrliche Kommunikation?

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