Nein zur Idee der «Promenade Zug»

Verkehr im Zentrum: Zuger Stadtrat hat wieder den Tunnelblick

Das Projekt eines Zuger Stadttunnels, hier das Nordportal. (Bild: zvg)

Seit dem spektakulären Scheitern des Stadttunnels sucht Zug eine neue Verkehrsstrategie für die Innenstadt. Neue Ansätze soll die laufende Ortsplanungsrevision bringen. Schon jetzt steht jedoch fest, dass die Stadtregierung wenig mit der Idee eines Einbahnrings anfangen kann – stattdessen will sie einen «abgespeckten» Stadttunnel ins Auge fassen.

Die Vision eines Stadttunnels lässt Zug nicht los. Auch gut sechs Jahre nach dem Scheitern des Projekts an der Urne dominiert es die Verkehrspolitik der Stadt. Dies nicht zuletzt darum, weil bisher kaum alternative Lösungsansätze aufs Tapet kamen (zentralplus berichtete).

Eine Idee, die jedoch schon seit Längerem in der Kolinstadt kursiert, ist das Verkehrskonzept des VCS Zug mit dem Titel «Seepromenade Zug». Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung des VCS-Verkehrskonzepts «Durchgang Zug», das bereits 2017 präsentiert wurde. Im Kern sieht dieses mittels Verkehrsumleitungen und eines Einbahnringes die Möglichkeit einer autofreien Vorstadt vor (zentralplus berichtete).

Bisher bezog der Zuger Stadtrat keine konkrete Stellung zum Konzept des VCS. Aufgrund eines Vorstosses von ALG und CSP musste er nun aber genau dies tun. Ihre Interpellation wollte unter anderem wissen, inwiefern das Konzept «Promenade Zug» in die aktuelle Strategiephase der Ortsplanungsrevision einfliesst (zentralplus berichtete).

Stadtrat ist nur mit der Grundidee einverstanden

Der Antwort des Stadtrats ist zu entnehmen, dass die übergeordneten Ziele des VCS-Konzepts – Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der Stadt sowie Förderung des Langsamverkehrs und fliessender motorisierter Individualverkehr – auch in seinem Sinne seien.

Die im Konzept vorgesehenen Massnahmen, um diese Ziele zu erreichen, erachtet der Stadtrat aber alles andere als zielführend. Insbesondere der im Konzept zentrale Einbahnring taxiert der Stadtrat als «entscheidenden Nachteil». Die vorgeschlagene Verkehrsführung zwinge den Ziel- und Quellverkehr innerhalb des Zentrums je nach Startpunkt dazu, weite Umwege in Kauf zu nehmen. «Dies bewirkt unerwünschten Mehrverkehr und könnte auch mit einer Verkehrszunahme in den umliegenden Quartieren einhergehen.»

So würde das Verkehrskonzept «Promenade Zug» funktionieren:

Grafik: VCS Zug

Zudem würden die zu erwartenden grossen Verkehrsmengen im vorgeschlagenen Einbahnring insbesondere in der Rigi- und Gartenstrasse sowie in der Poststrasse zu einer Verschlechterung der Situation führen, schreibt der Stadtrat weiter. «Diese Strassenzüge sind aufgrund ihrer Bebauungsstruktur und der möglichen Strassenquerschnitte weder baulich noch stadträumlich geeignet, den ganzen Verkehr aufzunehmen.»

VCS: Schnell und günstig implementierbar

Für den Stadtrat ist es deshalb klar, dass das Konzept «Promenade Zug» nicht in die Ortsplanung einfliessen soll: «Aufgrund der überwiegenden Nachteile wird das Konzept ‹Promenade Zug› nicht weiter verfolgt», heisst es dazu in der Antwort des Stadtrats. Entgegen der Ansicht der Interpellantinnen ist der Stadtrat der Meinung, dass das vorliegende Konzept «Promenade Zug» nicht zu einer besseren Situation als der heutigen führt.

Die Sektion Zug des VCS ist enttäuscht über die Antwort des Stadtrats. «Der Stadtrat lehnt das Konzept eines Einbahnrings ab, gibt aber keine Aussichten für eine baldige Lösung des Verkehrsproblems im Zentrum von Zug», schreibt der Verband in einer Mitteilung. Die «Promenade Zug» sei ein Verkehrskonzept, das schnell und günstig implementierbar sei, argumentiert der VCS.

«Mit relativ wenig Investitionen könnte eine Begegnungs- und Einkaufszone im Zentrum kreiert werden. Es ist klar, dass dieses Konzept nicht das Auto als Hauptverkehrsmittel vorsieht, aber der Trend zum Reduzieren des motorisierten Individualverkehrs in Stadtkernen ist deutlich europaweit zu erkennen und Zug hat sicher den Anspruch, als eine moderne europäische Stadt betrachtet zu werden.»

«Stadttunnel-Light» soll es richten

Dem Stadtrat ist es indes durchaus bewusst, dass etwas unternommen werden muss. Er verweist dabei etwa auch auf das prognostizierte Wachstum von Zug (zentralplus berichtete). Und hier setzt der Tunnelblick ein: So stehe gegenwärtig ein «einfacher Zentrumstunnel» im Vordergrund, der das Zentrum zugunsten der Lebens- und Aufenthaltsqualität auch langfristig zu entlasten vermag. Die SVP hatte zuletzt gefordert, die Idee eines Stadttunnels nochmals zu prüfen (zentralplus berichtete).

Ein solcher «einfache Zentrumstunnel» sei vorerst mittels Richtplaneintrag zu sichern, hält der Stadtrat fest. Zum «gegebenen Zeitpunkt» soll dieser dann vertieft geplant werden. Im Grundsatz spricht der Stadtrat also von einem «Stadttunnel-Light». Dies im Wissen, dass die hohen prognostizierten Kosten dem Stadttunnel 2015 das Genick brachen.

«Über viele Jahre wurde jede Umgestaltung mit dem Tunnelargument verhindert. Soll diese Situation wieder über mehrere Jahrzehnte verlängert werden?»

VCS Zug

Der VCS entgegnet, dass es sich hierbei gar nicht um eine Entweder-oder-Situation handeln müsse: «Grundsätzlich ist ein Tunnel auch nach der Realisierung der Promenade möglich. Die Kosten der Promenade fallen vor allem bei der Gestaltung der befreiten Flächen an», schreibt der VCS auf Anfrage von zentralplus. «Über viele Jahre wurde jede Umgestaltung der Stadt Zug mit dem Tunnelargument bekämpft und verhindert. Soll diese Situation wieder über mehrere Jahrzehnte verlängert werden?» Statt das Eine mit dem Anderen zu bekämpfen, stellt der VCS die Frage in den Raum, ob die Promenade nicht kurzfristig zu realisieren sei, um dann der Bevölkerung eine Tunnelvariante zur Verbesserung der Situation vorzulegen.

Bis zu einem möglichen neuen Anlauf für einen Stadttunnel – in welcher Form auch immer – ist es tatsächlich noch ein sehr langer Weg. Die Ortsplanungsrevision soll 2022 erstmals im Grossen Stadtrat behandelt werden. Die Absegnung der Zuger Kantonsregierung stünde laut aktuellem Zeitplan nicht vor 2026 an.

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