Institut für Finanzdienstleistungen Zug

Verein wehrt sich gegen die Hochschule Luzern

Das Institut für Finanzdienstleistungen in der Grafenau in Zug soll nach Rotkreuz umziehen. Der Verein IFZ ist damit alles andere als einverstanden. (Bild: Google Maps)

Die Hochschule Luzern will das Institut für Finanzdiensleistungen von Zug nach Rotkreuz umsiedeln. Damit ist der Verein IFZ, der das Institut unterstützt, nicht einverstanden. Nun wird eine Umfrage bemüht, die gravierende Konsequenzen aufzeigen will.

Vergangenen Herbst hat der Konkordatsrat der Fachhochschule Zentralschweiz entschieden, das neue Departement für Informatik der Hochschule Luzern in Rotkreuz anzusiedeln. Gleichzeitig soll auch das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ), das heute direkt beim Bahnhof Zug liegt, nach Rotkreuz verlegt werden. Der Vorstand des Vereins IFZ, der das Institut fachlich und finanziell unterstützt, ist mit diesem Plan überhaupt nicht einverstanden.

Der Verein IFZ verschickte deshalb eine Medienmitteilung, mit der er auf mögliche Konsequenzen eines solchen Umzuges von Zug nach Rotkreuz hinweisen will. Der Verein habe mit einer Umfrage bei ehemaligen Teilnehmern von Weiterbildungen Einschätzungen zu den Folgen dieses Entscheids erhoben. 802 von etwa 2’300 Angeschriebenen haben gemäss dem Verein an der Umfrage teilgenommen.

Ist das Weiterbildungsangebot des IFZ gefährdet?

38 Prozent der 641 Befragten, die dazu eine Meinung äusserten, hätten angegeben, sie hätten ihre Ausbildung am IFZ Zug nicht angetreten, wenn dieses den Standort Rotkreuz gehabt hätte. «Fast 90 Prozent aller 802 Befragten halten den Standort Rotkreuz als nicht gleichwertig zum Standort Zug», schreibt der Verein.

Und weiter: «Die Gründe für die negative Einschätzung einer Standortverlegung liegen bei der besseren Erreichbarkeit Zugs mit dem öffentlichen Verkehr sowie beim besseren Image der Stadt Zug als Finanz- und Wirtschaftsstandort.»

Vereinspräsident Markus Granziol sagt deshalb: «Die Ergebnisse stützen leider unsere Befürchtungen, dass mit dem Umzug nach Rotkreuz nicht nur massive Umsatzeinbussen drohen, sondern das ganze Weiterbildungsangebot des IFZ in Frage gestellt wird.» Bei etwa 40 Prozent weniger Interessenten für die Weiterbildungslehrgänge, Seminare und Konferenzen des IFZ müsste man wohl einen Grossteil des Angebotes streichen, wenn das IFZ weiterhin kostendeckend operieren wolle, was ja von der Hochschule verlangt werde. «Dann dürfte es auch zu Entlassungen beim IFZ kommen», so Granziol.

Nähe zu Zürich ist zentral

Die Konkurrenz bei Weiterbildungen für Finanzdienstleistungen sei heute gross. Die Lage des Instituts und die Nähe zu Zürich seien deshalb sehr wichtig. «Unter einem Umzug nach Rotkreuz würde das Ansehen des IFZ stark leiden», sagt Granziol überzeugt. Allerdings beträgt die Fahrzeit mit dem Zug von Zürich nach Rotkreuz nicht einmal zehn Minuten mehr als von Zürich nach Zug. Dieses Argument überzeugt den Vereinspräsidenten jedoch nicht. «Die meisten Kunden des IFZ besuchen Weiterbildungen, für die sie viel zahlen. Wenn sie keine schnelle Verbindung nach Zürich haben, besuchen sie vielleicht Weiterbildungen an anderen Hochschulen.»

«Zwischen der Informatik und den Finanzdienstleistungen gibt es nur wenige Synergien.»

Markus Granziol, Präsident des Vereins IFZ

Vorgesehen ist, dass das IFZ in Rotkreuz am gleichen Ort angesiedelt wird wie das neue Departement für Informatik der Hochschule Luzern. Davon verspricht sich der Verein IFZ allerdings keine Vorteile: «Zwischen der Informatik und den Finanzdienstleistungen gibt es nur wenige Synergien», sagt Granziol. Er habe aber nichts dagegen, wenn zwei Bereiche zusammengelegt würden. «Das Problem ist vielmehr der Standort.» Der Bereich Informatik habe viele Vollzeitstudenten, das IFZ dagegen kaum. Deshalb sei Rotkreuz als Standort ungeeignet.

Der Verein IFZ verlangt, dass die Hochschule Luzern detaillierte Abklärungen trifft, bevor das IFZ nach Rotkreuz verlegt wird. Granziol: «Warum wurden zum Beispiel die Dozenten nicht zum geplanten Umzug befragt?» Der Verein will sich gemäss Medienmitteilung nun dafür einsetzen, dass das Institut für Finanzdienstleistungen am bewährten Standort im Zentrum von Zug bleibt. Wie der Verein das genau anstellen will, konnte oder wollte Granziol nicht beantworten.

«Die Umfrage ist nicht repräsentativ und bietet daher keine Grundlage für Entscheidungen irgendwelcher Art.»

Sigrid Cariola, Verantwortliche Unternehmenskommunikation HSLU

Die Umfrage des Vereins IFZ sei der HLSU bekannt, erklärt die Verantwortliche Unternehmenskommunikation, Sigrid Cariola. Genau genommen handle es es sich um eine Stichprobe unter ehemaligen Kunden. «Die Umfrage ist nicht repräsentativ und bietet daher keine Grundlage für Entscheidungen irgendwelcher Art. Dies wurde übrigens durch ein Gutachten der Universität Zürich bestätigt, das explizit auf die selektive Teilnahme und die fehlende Repräsentativität verweist».

Bei der Politik Einfluss nehmen

Klar ist, dass der Zuger Kantonsrat noch ein Wörtchen mitzureden hat, ob die Hochschule Luzern in Rotkreuz einen Standort eröffnen kann (zentral+ berichtete). Er entscheidet über einen Richtplan, der den Hochschulstandort festlegt. Granziol sieht dort Möglichkeiten, auf den Entscheid Einfluss zu nehmen – denn aufgrund der Reaktionen aus Wirtschaft und Politik wisse er, dass durchwegs Unverständnis für diesen Entscheid vorhanden sei.

Der Verein IFZ war früher der Trägerverein des Instituts, heute unterstützt er es fachlich und finanziell. Er hat gemäss eigenen Angaben in den letzten 18 Jahren zusammen mit dem Kanton Zug das Institut mit etwa fünf Millionen Franken unterstützt. Eine zentrale Aufgabe des Vereins sei es auch, grundlegende Überlegungen zur Positionierung des IFZ auf dem Markt zu machen und der Institutsleitung beratend zur Seite zu stehen.

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