Zuger Stadtparlament stimmt Bebauungsplan zu

Unterfeld: Das letzte Wort hat das Volk

Ein grosser Park inklusive Wasserfläche soll das Herzstück der Überbauung Unterfeld Schleife bilden. Einige Anwohner sind aber skeptisch gegenüber dem Bauprojekt.

(Bild: zvg)

Jetzt ist klar: Es wird eine Volksabstimmung übers Unterfeld geben. Die Bürgerlichen teilten im Stadtparlament die Bedenken der Linken über eine «missglückte» Architektur nicht. Das letzte Wort wird aber die Bevölkerung der Stadt Zug haben.

Das Gebiet Unterfeld Schleife gab auch in der zweiten Lesung einiges zu reden. Allerdings nicht mehr so viel wie im Mai 2016 – dreieinhalb Stunden stritt das Stadtparlament damals übers Bauprojekt zwischen Zug und Baar (zentralplus berichtete).

Zur Rekapitulation: Nach der ersten Lesung im Mai 2016 gingen acht Einwendungen bei der Stadt ein. Diese kamen aus dem Quartier Eschenring. Anwohner kritisierten das städtebauliche Konzept und befürchteten ein «Ghetto» im Unterfeld. Andere wollten keine so hohen Gebäude, keinen Schattenwurf auf ihrem Grundstück, beantragten die Verschiebung eines Hochhauses oder kritisierten das Verkehrskonzept. Die Fraktionen der SP und der Alternativen-CSP machten ebenfalls Einwendungen. Es ging um eine verbindliche Geschosshöhe für Zeilenbauten, und darum, die Korporation zur Nachhaltigkeit zu verpflichten, indem man diese Forderung in den Bestimmungen des Bebauungsplans festhielt.

Stadtrat dafür, Kommission dagegen

An der GGR-Sitzung vom Dienstag musste der Rat nun über zwei Anträge befinden: Der Stadtrat empfahl die Zustimmung zum Plan, die Bau- und Planungskommission die Ablehnung. Urs Bertschi (SP), der Präsident der Bau- und Planungskommission (PBK), erklärte, die Einwendungen aus dem Quartier seien alle abgelehnt worden. Teilweise beträfen sie Baar, und nicht Zug. Oder sie kämen zu spät oder erfüllten formale Kriterien nicht.

Die Einwände und Bedenken der linken Parteien teilte die Mehrheit der Kommission jedoch. Bertschi: «Gerade bei der Stadtentwicklung hat es der Stadtrat bisher versäumt, eine verlässliche und klare Strategie aufzuweisen.» Eine solche würde auch bei Investoren gut ankommen, fügte er hinzu. Die PBK empfehle deshalb mit 4:6 Stimmen, die ganze Vorlage abzulehnen.

«Eine klare Strategie zur Stadtentwicklung würde auch bei Investoren gut ankommen.»
Urs Bertschi (SP), Präsident Bau- und Planungskommission

Anders klingt es bei den bürgerlichen Parteien: Die FDP unterstütze den Bebauungsplan einstimmig, sagt deren Fraktionschef Roman Burkard. «Es ist für uns das richtige Projekt am richtigen Ort.» Die Einwendungen lehne man ab.

SVP, FDP und CVP dafür

Laut Fraktionschef Jürg Messmer unterstützt auch die SVP den Bebauungsplan. «Ich verstehe jede der Einwendungen», sagt Messmer. Doch die Welt bewege sich weiter. Man erhalte eine attraktive Überbauung, mit zahlbarem Wohnraum. «Die SP müsste doch jubeln», so Messmer. Die Einwendungen lehne die Partei ab, ausser der Forderung nach Nachhaltigkeit, die sie auch unterstütze.

Die CVP unterstützte den Bebauungsplan ebenfalls mehrheitlich. «Wir finden, es ist ein gutes und innovatives Projekt», sagte Martin Eisenring. Wichtig seien der CVP die publikumsnahen Nutzungen im Erdgeschoss und die geplanten preisgünstigen Wohnungen. «Auch die Anbindung an den öffentlichen Verkehr überzeugt uns», so Eisenring.

«Wir finden es ein innovatives Projekt.»
Martin Eisenring, CVP-Gemeinderat

David Meyer von der GLP war auf der Seite der Kritiker. Er erwähnte ein negatives bauliches Beispiel aus dem Tessin und führte dieses auf Italienisch ein. Auf Deutsch fügte er hinzu: «Die Überbauung Morenal ist vergleichbar mit dem geplanten Projekt im Unterfeld.» Morenal sei 1997 gebaut worden, heute sprächen die Tessiner von einer «kleinen Bronx». Ein solches Projekt sei in Zug nicht erwünscht. Die GLP ist aber offenbar gespalten: Meyers Parteikollege Stefan Huber plädierte für die Überbauung und weibelte für ein Ja.

Für Auflockerung sorgte Stadtrat André Wicki, als er David Meyer in perfektem Italienisch antwortete und am Schluss noch einen französischen Begriff einfügte. Man müsse einmal miteinander über den Begriff der «Banlieue» diskutieren.

Susanne Giger, Fraktion Alternative-CSP, sprach beim Unterfeld von einem baulichen Quantensprung, vergleichbar mit den «Toblerone-Blöcken» in Oberwil und dem Alpenblick in Cham. Man müsse städtebauliche Qualität einfordern. Die Fraktion lehne den Plan deshalb ab. Es sei wichtig, dass die Bevölkerung sich äussern könne.

«Es ist wichtig, dass sich die Bevölkerung äussern kann.»
Susanne Giger, Fraktion Alternative-CSP

Die SP ist laut Gemeinderat Louis Bisig nicht gegen die Überbauuung des Gebiets. «Aber es ist uns ein Anliegen, dass im Unterfeld eine menschliche Siedlung entsteht.» Er bezeichnete die Überbauung als «einsamen Solitär» in der Landschaft. In Zürich habe eine Gruppe von Zuger Parlamentariern verschiedener Parteien diese Tage gute bauliche Beispiele besichtigt. Bisig nannte das Hunziker-Areal in Zürich-Oerlikon. Die SP sei für eine attraktivere Überbauung, lehne den Plan ab und begrüsse die Volksabstimmung.

Ignaz Voser (CSP) bezeichnete das Projekt als «monströs» und bat ebenfalls, die Volksabstimmung zu unterstützen.

Gemeinderat Gregor Bruhin von der SVP sorgte sich um die Freiheit. Er sei bei der Besichtigung des Hunziker-Areal in Zürich auch dabei gewesen. Man dürfe dort kein Auto besitzen. «Als junger Wirtschaftsliberaler ist das für mich keine Option», so Bruhin.

Der Plan kommt im Februar vors Volk

Alle Anträge der vorberatenden Kommision, gewisse Einwendungen entgegen dem Antrag des Stadtrats doch zuzulassen, wurden abgelehnt. In der Schlussabstimmung stimmte der GGR dem Plan mit 23 Ja- zu 15 Nein-Stimmen zu. Die SP verlangte daraufhin das Behördenreferendum, dafür waren 14 Stimmen nötig.

Mit 25 Stimmen der Linken, Ratsmitgliedern von CVP und SVP stimmte der Rat diesem zu. Laut Ratspräsidentin Karin Hägi wird das Zuger Stimmvolk voraussichtlich im Februar über den Bebauungsplan abstimmen. Neben Zug müssen auch die Baarer an der Urne darüber befinden. Damit der Bebauungsplan rechtskräftig wird, ist die Zustimmung beider Kommunen nötig.

Grossüberbauung zwischen Zug und Baar

Bei der Überbauung Unterfeld Schleife handelt es sich um eines der grössten Bauprojekte im Kanton Zug. Es tangiert zwei Gemeinden: Zu einem Drittel liegt das total 5,5 Hektaren grosse Areal auf Zuger Stadtgebiet, die restliche Fläche in der Gemeinde Baar. Im Unterfeld soll ein gemischt genutztes Stadtquartier für Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen, Freizeit und Erholung entstehen. Im Zentrum liegt ein grosser öffentlicher Park mit einem See zum Erholen, Spielen und Verweilen. Die Erdgeschosse der Bebauung sind für publikumsorientierte Betriebe reserviert. Das Projekt umfasst eine blockrandähnliche Bebauung mit 15 Baukörpern. Die Grundhöhe der Bauten beträgt 25 Meter. Punktuell sind sechs Erhöhungen auf 34 bis 60 Meter möglich. Grundeigentümerin auf dem Gebiet der Stadt Zug ist die Korporation Zug, die preisgünstige Wohnungen realisieren will.

 

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