Es fehlt das Personal

Ukraine-Flüchtlinge: Challenge für die Luzerner Psychatrie

Gemäss Vinzenz Graf ist neben der Unterbringung der Flüchtlinge ihre psychologische Betreuung eine Herausforderung. (Bild: ber)

Wie gut ist der Kanton Luzern für die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine gewappnet? Die grossen Herausforderungen lauten: Unterbringung und psychologische Betreuung.

Der Kanton Luzern hat die Notlage ausgerufen, um die Flüchtlingswelle aus der Ukraine bewältigen zu können (zentralplus berichtete). Knapp 5 Prozent der Menschen, die in der Schweiz ankommen, wird der Kanton Luzern aufnehmen müssen. Das sind fast 15’000.

«Wir sind in einer Chaosphase, wie der Bund auch», sagte Regierungsrat Guido Graf gegenüber zentralplus. Ist das ein Zeichen dafür, dass der Kanton sich nicht gut genug auf eine solche Situation vorbereitet hat?

Notlage ermöglicht bessere Koordination

Vinzenz Graf, Stabschef Kantonaler Führungsstab, verneint. «‹Chaosphase› bezieht sich auf den ungeordneten und unkontrollierten Zustrom von Flüchtlingen aus der Ukraine. Die Krisenbewältigung im Kanton Luzern erfolgt durchaus strukturiert», schreibt er auf Anfrage von zentralplus.

Das sei mit dem Einsatz des Kantonalen Führungsstabes am besten gewährleistet. Auf diese Weise könnten alle beteiligten Organisationseinheiten – vom Immobilien- über den Sozial- bis zum Bildungsbereich – koordiniert arbeiten. «Auch die übrigen Kantone können die Beschaffung von Unterkünften und Betreuung der Flüchtlinge derzeit nur mit ausserordentlichen Massnahmen bewältigen», so Graf.

Unterirdische Unterbringung – eine kurzfristige Lösung

Aus der 2021 vorgestellten Gefährdungs- und Risikoanalyse geht hervor, was bei einer Flüchtlingswelle auf den Kanton Luzern zukommt (zentralplus berichtete). Dieser ist zu entnehmen, wie sich die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen auf ein solches Szenario vorbereitet hat – und wo der grösste Handlungsbedarf bestand. Wurden diese Hausaufgaben gemacht?

«Die Bearbeitung der Massnahmen ist auf Kurs», versichert Vinzenz Graf. Das bedeutet, dass die Zuständigkeiten geklärt und nötigen Massnahmen definiert sind. «Das heisst aber nicht, dass innerhalb weniger Tage Unterkünfte für 5’000 Personen zur Verfügung stehen.» Der Kanton besitze ja keine entsprechenden Immobilien. Deshalb werden nun wieder unterirdische Zivilschutzanlagen für die Unterbringung genutzt – was bereits für Kritik sorgte (zentralplus berichtete).

Es wird mit Hochdruck nach weiteren Unterkünften gesucht

Um die Zeit zu überbrücken, in der sich Flüchtlinge im Kanton befinden, aber noch nicht bei Privaten oder in einem Zentrum des Kantons untergebracht werden können, wurde die Zivilschutzanlage Rönnimoos in Betrieb genommen (zentralplus berichtete). Die Anlage wurde innerhalb von 48 Stunden durch den Zivilschutz bereitgestellt und jetzt auch betreut.

«Die Flüchtlinge sollen dort nur wenige Tage bleiben. Zurzeit befinden sich dort rund 30 Personen. Weitere Beherbergungsstrukturen, die Zuwanderungsspitzen abfangen können, werden laufend eingerichtet oder sind in Vorbereitung», so Graf. Unter anderem wird geprüft, auf dem Areal Hinterschlund in Kriens eine Containersiedlung zu bauen (zentralplus berichtete). 

Flüchtlinge: Eine Herausforderung für die Luzerner Psychiatrie

In der Gefährdungsanalyse ist die Rede davon, dass die Unterbringung von Flüchtlingen zu Widerstand in der Bevölkerung führen könnte. Diesbezüglich gibt Vinzenz Graf – vorläufig – Entwarnung. «Das ist aktuell nicht eingetreten und wird zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht erwartet. Der Führungsstab behalte diese Möglichkeit aber im Auge und ist bereit, allenfalls zusätzliche Sicherheitsmassnahmen zu ergreifen.

Und wie steht es in Anbetracht des Personalmangels in der Pflege mit der Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge? «Diese ist bis auf Weiteres mit den bestehenden Strukturen gewährleistet», sagt Graf dazu. «Es trifft aber zu, dass der grundsätzliche Personalmangel im Bereich Psychiatrie nicht auf die Schnelle durch den kantonalen Führungsstab behoben werden kann.»

Für die Luzerner Psychiatrie werden die Flüchtlinge also zur Herausforderung. Dies nachdem bereits die Corona-Pandemie das Personal teils an seine Grenzen brachte (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Mailkontakt Vinzenz Graf
  • Gefährungsanalyse des Kantons (Phase 2)
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