Entlastung für Verein Zuger Jugendtreffpunkte

Überraschender Vorschlag: Mehr Geld für Jugendarbeit

Die Miete für das Zuger Jugendkulturzentrum Industrie 45 soll runtergehen. Das verlangt die Geschäftsprüfungskommission. (Bild: Christian H.Hildebrand)

Die Zuger Jugendarbeit soll der Stadt weniger Miete zahlen müssen, dafür mehr Geld für die aufsuchende Jugendarbeit erhalten. So will es die Geschäftsprüfungskommission. Der Stadtrat will dagegen alles so belassen wie in den letzten Jahren. Nächste Woche entscheidet schliesslich das Stadtparlament.

Am kommenden Dienstag berät das Parlament der Stadt Zug über eine neue Leistungsvereinbarung mit dem Verein Zuger Jugendtreffpunkte (ZJT). Der Stadtrat schlägt vor, wie bisher auch ab 2016 jährlich 845’000 Franken für die Jugendarbeit zu sprechen (zentral+ berichtete). Davon flossen bisher 105’000 Franken in Form von Miete wieder in die Stadtkasse zurück.

Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) hat nun an ihrer Sitzung beschlossen, an den 845’000 Franken grundsätzlich zwar nicht zu rütteln, das Geld aber etwas anders zu verteilen. Konkret sollen die Mietkosten für das Jugendkulturzentrum «Industrie 45» um 85’000 auf 60’000 Franken reduziert werden. Damit hätte der Verein ZJT mehr Geld zur Verfügung. Allerdings gibt die GPK auch gleich den Verwendungszweck vor: Sie beantragt dem GGR, dass die Differenz «zwingend für die aufsuchende Jugendarbeit verwendet werden muss».

ZJT hätte lieber mehr Spielraum

Folgt der Grosse Gemeinderat (GGR) dem Vorschlag der GPK, kann ZJT ab 2016 also 25’000 Franken mehr ausgeben. Für Rolf Kalchofner, Geschäftsleiter des Vereins ZJT, ist das erfreulich. «Ich bin davon positiv überrascht.» Denn Kalchofner und der Vereinsvorstand sind schon zufrieden, dass der Stadtrat in Sparzeiten beim Beitrag an die Jugendarbeit nicht den Rotstift angesetzt hat.

«Draussen auf der Strasse ist der Hotspot der Jugendlichen.»

Philip C. Brunner, GPK-Präsident

Für Kalchofner hat der Entscheid der GPK nur einen kleinen Wermutstropfen: Die Politik schreibt vor, dass das Geld zweckgebunden für die aufsuchende Jugendarbeit eingesetzt werden muss. «Uns gäbe es mehr Spielraum, wenn wir selber entscheiden könnten, ob wir das Geld für die aufsuchende Jugendarbeit oder das Jugendkulturzentrum einsetzen könnten», sagt der Geschäftsleiter. Das wolle er aber nicht als Kritik verstanden wissen, denn er sei natürlich froh, wenn der Verein mehr Geld zur Verfügung habe. «Schauen wir einmal, ob der GGR überhaupt zustimmt.»

Miete für das Jugendkulturzentrum zu hoch

Zwar sollen die Mietkosten für das Jugendkulturzentrum gesenkt werden, das dadurch frei werdende Geld dann aber für das andere wichtige Standbein der ZJT eingesetzt werden. GPK-Präsident Philip C. Brunner sagt, die Kommission wolle die 25’000 Franken ganz bewusst für die aufsuchende Jugendarbeit einsetzen. Die GPK sei der Meinung, das sei ein sehr wichtiger Teil der Jugendarbeit, der auf keinen Fall wegfallen oder zurückgefahren werden solle. «Draussen auf der Strasse ist der Hotspot der Jugendlichen, dort soll die Jugendarbeit präsent sein», so Brunner.

Die GPK fand in ihrer Beratung, die Miete für das Jugendkulturzentrum sei relativ hoch. Dieser Betrag müsse hinterfragt werden. Es gehe darum, zu welchem Mietbetrag die Stadt das Gebäude vermieten könnte, sollte der Verein ZJT als Mieter plötzlich wegfallen, sagt der GPK-Präsident. Deshalb sei eine Reduktion angebracht.

Eingriff in die Kompetenz des Stadtrates

Im Stadtrat ist Vroni Straub als Vorsteherin des Bildungsdepartements für die Jugendarbeit zuständig. Sie befürworte die Erhöhung des Beitrages für die aufsuchende Jugendarbeit. Allerdings sei das Vorgehen der GPK etwas eigenartig, so Straub. «Es wäre korrekter, den Gesamtkredit um 25’000 Franken zu erhöhen. Denn der Mietzins ist Teil der Leistungsvereinbarung – und diese liegt in der Kompetenz des Stadtrates.» Ob der Stadtrat bei seinem ursprünglichen Antrag bleibe oder den GPK-Antrag unterstütze, werde er diese Woche noch besprechen, sagt Straub.

Bisher Rückstellungen angezapft

Willkommen ist der zusätzliche Beitrag für die Jugendanimation, zu der die aufsuchende Jugendarbeit gehört, allemal. Denn Kalchofner ist überzeugt, dass die aufsuchende Jugendarbeit in Zug wichtig ist. «Wir gehen dahin, wo sich die Jugendlichen aufhalten», sagt er. Damit habe ZJT bisher gute Erfahrungen gemacht. «Dadurch fühlen sich die Jugendlichen weniger anonym und mit ihren Anliegen ernst genommen.»

Er interpretiere den GPK-Vorschlag als «Goodwill-Idee», denn bisher finanziere ZJT eine befristete 40-Prozent-Stelle für die aufsuchende Jugendarbeit mit Rückstellungen des Vereins. Doch diese wären laut Kalchofner Ende 2015 aufgebracht, weshalb die Stelle gestrichen werden müsste. Zwar reichten die 25’000 Franken nicht aus, die 40-Prozent-Stelle zu erhalten, «doch wir schauen dann, wie wir die Ressourcen in der Jugendanimation verteilen können.»

Könnte ein Förderverein helfen?

Auch um alle Angebote des Jugendkulturzentrums Industrie 45 aufrecht zu erhalten, fehlt derzeit noch Geld. Noch offen ist deshalb, ob die beliebten Sonntags- und Dienstagstreffs im Industrie 45 auch über 2015 hinaus weitergeführt werden können. Denn dieses Angebot wird derzeit ebenfalls durch Reserven finanziert. Der Verein suche nun andere Wege, wie er es weiterführen könne, erklärt Kalchofner. Möglicherweise kann über eine Stiftung, durch Gönner oder Sponsoren Geld generiert werden.

In der GPK-Sitzung wurde die Frage aufgeworfen, ob nicht ein Förderverein helfen könnte. Ein solcher könnte den Verein ZJT finanziell unterstützen. Diesbezüglich ist der ZJT-Geschäftsleiter jedoch skeptisch. «Die Jugend hat in der Öffentlichkeit eher einen schlechten Ruf. Deshalb bin ich nicht sicher, ob man genügend Leute finden würde, die in einem Förderverein mitmachen wollen.» Zudem heisse es in der Bundesgesetzgebung zur Jugendarbeit klar, dass dies Sache der Gemeinden sei.

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