Was passiert mit den Engelhorn-Millionen?

Trust äussert sich nicht mehr zur Causa Salle Modulable

Ist die Salle Modulable wirklich zu teuer?     (Bild: arup-Studie)

Die Salle Modulable wird nicht gebaut, das wissen wir. Doch was passiert eigentlich mit der 80-Millionen-Spende? Man weiss es nicht, der Trust will sich zur Sache nicht mehr äussern.

Eine Frage, die nach dem Ende der Salle Modulable immer wieder auftaucht, ist: Was passiert jetzt mit dem Geld? Gemeint sind die verbliebenen 80 Millionen aus der Schenkung von Christof Engelhorn. Damit wollte der deutsche Mäzen, der in Meggen lebte, ein neuartiges Musiktheaterhaus in Luzern verwirklichen.

Doch inzwischen ist das Projekt vom Tisch. Die nötigen Planungskredite wurden vom Kantonsrat verweigert und daraufhin hat auch die Stadt das visionäre Projekt aufgegeben. Man hat Gewissheit: Eine Salle Modulable nach dem Willen von Engelhorn wird in Luzern nicht gebaut werden (alles nachzulesen in unserem Dossier).

Trust äussert sich nicht mehr

So wie’s aussieht, wird man auch nicht erfahren, was mit den 80 Millionen Franken passiert. «Der Trust sieht keine Veranlassung mehr, sich zur Verwendung des für die Salle Modulable nun nicht gebrauchten Geldes zu äussern», sagt Sacha Wigdorovits, Sprecher des Butterfield Trusts, auf Anfrage. Dieser Trust auf den Bermudas verwaltet das Engelhorn-Vermögen.

Es dürfte ganz im Interesse des Trusts sein, jetzt wieder frei über das Geld verfügen zu können. Denn schon 2010, als der Mäzen Christof Engelhorn verstarb, hatte der Trust verkündet, dass man das versprochene Geld für die Salle Modulable zurückziehen werde. Damals handelte es sich noch um 120 Millionen Franken. Man fühlte sich dem Wunsch von Engelhorn nicht mehr verpflichtet, weil nach Ansicht des Trusts verschiedene Bedingungen nicht erfüllt gewesen waren.

Die Stiftung Salle Modulable beharrte aber auf dem Geld und setzte einen langwierigen und zermürbenden Rechtsprozess in Gang. 2014 entschied ein Richter auf den Bermudas zugunsten der Stiftung, dass der Rückzug der Gelder unrechtmässig gewesen sei.

Daraufhin legten Trust und Stiftung den Rechtsstreit auf Ende 2014 bei und einigten sich auf einen Neustart. Es blieben abzüglich bisheriger Projekt- und Prozesskosten noch 80 Millionen Franken übrig für die Salle Modulable.

Man hat’s «vercheibet»

Obwohl man damals auf den Bermudas Recht bekommen hatte: Mit dem frühzeitigen Abbruch des Projekts durch den Kantonsrat hat man für die Luzerner Kultur jetzt keinen Anspruch mehr auf das Geld – der Wille von Christof Engelhorn wird nicht mehr berücksichtigt.

Das sieht auch der Luzerner Privatbankier Karl Reichmuth so. Er spielte in den 90ern bei der Geldsammlung für das KKL eine entscheidende Rolle und setzte sich auch in den vergangenen Jahren wieder stark für die Salle Modulable ein. Er war eng mit Engelhorn befreundet und auch beim Prozess auf den Bermudas anwesend.

Laut Reichmuth hat man das Projekt Salle Modulable definitiv «vercheibet», es sei aus und vorbei. Die langfristige Idee, die Musikstadt Luzern zu stärken, habe man kurzfristigen Interessen geopfert. Was jetzt mit den 80 Millionen geschehe, sei jetzt allein Sache der Familie Engelhorn.

Was mit den 80 Millionen geschieht, ist also offen – was man hingegen weiss: 40 Millionen Franken aus dem Erbe wurden in den letzten zehn Jahren in den Sand gesetzt. Die einzigen, die vom grossen Debakel profitiert haben, sitzen in England: Die Firma «Harbour Litigation Funding» hatte für die Stiftung Salle Modulable damals die Prozesskosten übernommen – dafür aber einen beträchtlichen Teil der Klagesumme eingesackt. Die genauen Zahlen wurden nie kommuniziert, aber man schätzte sie auf bis zu 35 Millionen Franken.

Überblick in Sachen Salle Modulable verloren? In unserem Dossier finden Sie alle bisherigen Beiträge.

Ein neues Theater bleibt dringend

 

Die Salle Modulable ist zwar tot, doch der Handlungsdruck bleibt: Ein Theaterneubau in Luzern drängt sich auf, da das alte Gebäude an der Reuss noch höchstens zwölf Jahre bespielbar ist. Der Luzerner Stadtrat wie auch der Regierungsrat wollen die Planung möglichst bald wieder aufnehmen.

«Der Stadtrat spricht sich vehement dafür aus und wird sich dafür einsetzen, dem Luzerner Theater und den andern am Theater Werk Luzern beteiligten Institutionen wie Lucerne Festival, Freie Theater- und Tanzszene, Luzerner Sinfonieorchester und Südpol eine attraktive Zukunft in Luzern zu sichern», teilte der Stadtrat Mitte September mit. Auch der Regierungsrat spricht sich dafür aus, die Diskussionen zwischen den Partnern bald wieder aufzunehmen.

Planungsbericht bis Ende 2017

Auch die vorberatende Kommission des Stadtparlamentes will dem Stadtrat Beine machen: Sie fordert in einer Motion eine unverzügliche Weiterplanung einer neuen Theaterinfrastruktur. «Das Luzerner Theater braucht eine neue Infrastruktur. Ob dies eine Totalsanierung des bestehenden Gebäudes, ein Neubau am angestammten Ort oder an einem neuen, geeigneten Standort ist, muss offen abgeklärt und diskutiert werden», steht in der Motion.

Der Stadtrat soll zusammen mit dem Kanton unverzüglich die Planung für eine neue Infrastruktur des Luzerner Theaters und der Weiterentwicklung des Theaterplatzes Luzern in Angriff nehmen. Bis Ende 2017 müsste ein entsprechender Planungsbericht vorliegen.

 


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1 Kommentar
  • Profilfoto von phrasardeur
    phrasardeur, 02.11.2016, 10:25 Uhr

    So wurde aus dem Geistbeitrag
    also doch nix!

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