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Der geplante Ausbau der Bahninfrastruktur zwischen Walchwil und Arth-Goldau steht im Gegenwind. Anwohner befürchten, dass trotz gegenteiliger Aussagen der SBB deutlich mehr Gütertransporte entlang dem Ostufer des Zugersees verkehren werden. Neue, von den SBB unbestätigte Prognosen, geben diesen Befürchtungen Auftrieb.
«Es ist möglich, dass der Stadtrat Zug, der Kantonsrat Zug und der Zuger Regierungsrat die kürzlich erfolgte Richtplanänderung aufgrund eines Grundlagenirrtums getätigt haben», vermutet Manfred Pircher. Der Stadtzuger Politiker nennt in seiner Interpellation zum Güterverkehr durch Zug neue Fakten, die für Unruhe sorgen. Pircher ist der Meinung, die SBB habe zu Verkehrsprojekten «irreführend» informiert.
Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels Ende 2016 reduziert die SBB die Reisezeiten auf der Nord-Südachse stark. Gleichzeitig soll auf der Strecke Zürich–Tessin der durchgehende Halbstundentakt eingeführt werden. Damit dies ohne Einschränkungen für den Regionalverkehr möglich ist, wird in Walchwil ein zweites Bahngleis gebaut. Deshalb wird auf einer Länge von 1,7 Kilometern die heutige Einspurstrecke abgebrochen und mit einer Doppelspur ersetzt. Dafür muss die Strecke zwischen Zug Oberwil und Arth-Goldau für 18 Monate gesperrt werden.
Die Sanierung und der Spurausbau am Zugersee-Ostufer kosten zusammen 190 Millionen Franken. Beim Bundesamt für Verkehr (BAV) gingen gegen das Bauvorhaben 30 Einsprachen ein. Die stärkste Opposition übt die Interessengemeinschaft Neat Zug aus.
Auch in Zukunft keine Güterzüge
Pircher befürchtet, dass ein Teil des Mehrverkehrs auch über die Bahnlinie am Ostufer des Zugersees geleitet wird. Reto Schärli, Mediensprecher der SBB, versichert aber: «Auf der Ostseite des Zugersees werden auch in Zukunft keine Güterzüge verkehren.»
Der Zuger Politiker schenkt dieser Aussage wenig Glauben. Weil die Strecke am Westufer des Zugersees ausgelastet sei, bezweifelt Pircher, dass der prognostizierte Mehrverkehr bei Güterzügen ohne weiteren Ausbau alleine am westlichen Zugerseeufer abgewickelt werden kann. Er befürchtet deshalb, dass die SBB nach Eröffnung des Gotthard-Basistunnels Gütertransporte auch am Ostufer entlang leiten werden. Pircher sagt auf Anfrage, dass zwar noch nicht klar sei, wie die SBB die bis 2025 prognostizierte Mehrbelastung bewältigen wollten, fügt aber an: «Wir wollen diese Züge nicht. Die Gütertransporte sind ein Problem, vor allem die Nachtfahrten.»
«Auf der Ostseite des Zugersees werden auch in Zukunft keine Güterverkehrszüge verkehren.»
Reto Schärli, Mediensprecher SBB
Klar ist, dass auf der Ostseite zwischen Zug und Arth-Goldau nach dem erfolgten Ausbau zur Doppelspur mehr Personenzüge verkehren werden. Im Abschnitt Zug–Arth-Goldau sollen es täglich zwanzig Verbindungen mehr sein als aktuell. «Mit dem Doppelspurausbau ist ein echter Halbstundentakt möglich», fügt Schärli an. Heute verkehren die beiden Fernverkehrszüge im Abstand von wenigen Minuten.
SBB bestreiten Vorwurf
Prognosen haben die SBB im Zusammenhang mit der Sanierung und dem Ausbau der Doppelspur in Walchwil gemäss Manfred Pircher nur bis 2020 präsentiert. Dass zum jetzigen Zeitpunkt – die Einsprachefrist ist abgelaufen – neue Prognosen für die Gotthardstrecke mit einer massiven Verkehrszunahme veröffentlicht würden, sei irritierend. Mehr noch, die SBB hätten damit die Stadt Zug, den Kantonsrat und den Zuger Regierungsrat vorsätzlich getäuscht. Die SBB bestreiten dies. «Die SBB spielen ein Versteckspiel», sagt Pircher.
«Die SBB spielen ein Versteckspiel.»
Manfred Pircher, SVP-Gemeinderat Stadt Zug
Hielt die SBB demnach längerfristige Prognosen bezüglich der Linie am Ostufer des Zugersees zurück? «Nein», sagt Reto Schärli, Mediensprecher der SBB. «Der Güterverkehr hat keinen Zusammenhang mit dem Doppelspurausbau in Walchwil.»
Interpellant Manfred Pircher verlangt vom Stadtrat, dass dieser bei den SBB Auskunft zu verbindlichen Zahlen zum Personen- und Güterverkehr für die Stadt und den Kanton Zug per 2025 und 2040 einholt. Der Stadtrat soll zudem abklären, ob die SBB eine Garantie abgeben können, dass die Strecke Zug–Walchwil–Arth-Goldau bis 2040 nicht durchgehend auf eine Doppelspur erweitert wird. «Ein doppelspuriges Trassee mit den dazugehörigen Anlagen und der Stromführung würde die bisherige idyllische Linienführung zerstören und einen Wildwechsel verunmöglichen», heisst es in der Interpellation. Die Stadt Zug sei aber verpflichtet, das Landschaftsbild zu schützen und das Tierschutzgesetz einzuhalten.