«Ausgewogene Bundesvertretung»

Stammt anonymer Wahlflyer doch von Bürgerlichen?

So sieht der Flyer aus: Von den Grünen und den FDP-Nationalratskandidaten fehlt jede Spur – und die Sitze der Grünen im Kantonsrat werden dem SP-Kandidaten untergejubelt. (Bild: zvg)

Bruno Pezzatti (FDP) soll aus dem Nationalrat verschwinden – und Platz machen für Hubert Schuler. So der Vorschlag auf einem anonymen Wahlzettel. Er sieht so aus, als stamme er aus der Feder der SP. Die bürgerlichen Parteien beschuldigten prompt die Linke. Jetzt aber meldet sich eine FDP-Politikerin – sie vermutet die Urheber ganz woanders.

Ein besonderer Wahlprospekt sorgt in Zug seit einer Woche für Ärger: Anonyme Wahlkämpfer schlagen darin eine «ausgewogene Zuger Vertretung» in Bern vor. Und machen dabei den Anschein, der Flyer stamme aus dem linken Lager: «Ausgewogen» bedeutet für die Urheber offenbar, dass der bisherige FDP-Nationalrat Bruno Pezzatti aus dem Rennen fliegen soll. Und damit Platz für Hubert Schuler von der SP macht. Wer den Zettel geschrieben und verschickt hat, ist unbekannt.

«Das ist nicht mein Stil.»

Hubert Schuler, SP-Nationalratskandidat

Der Wahlzettel schlägt neben Hubert Schuler für den Nationalrat Thomas Aeschi (SVP) und Gerhard Pfister (CVP) vor, für den Ständerat Peter Hegglin (CVP) und Joachim Eder (FDP). Von den Grünen ist keine Rede – sie werden im Kuchendiagramm unter Schulers Wählern gnädig subsummiert.

Urheber wohl auf bürgerlicher Seite

Das Flugblatt ging in alle 58’000 Haushalte des Kantons. Die bürgerlichen Parteien haben sofort reagiert – und die Urheber im linken Lager ausgemacht. Hubert Schuler allerdings dementiert: «Das ist nicht mein Stil», sagt er, «anonym Wahlkampf zu führen. Wir waren das nicht.» Auch bei den Grünen weiss man nicht, wer das Flugblatt verantworten könnte. Nun verortet die FDP-Gemeinderätin Karen Umbach den anonymen Wahlkämpfer ganz wo anders: «Kennern der politischen Landschaft in Zug ist klar, dass dieses Blatt nicht wie vorgegaukelt von der SP stammt, sondern der Urheber wohl auf bürgerlicher Seite zu suchen ist.»

«Für seine Meinung soll man hinstehen, mit seinem Namen, oder schweigen.»

Karen Umbach, FDP-Politikerin

Das schreibt Umbach in einer Mitteilung. Dafür sprechen auch die seltsamen Wahlempfehlungen auf der Rückseite: Unter «Maximale Unterstützung» verstehen die Urheber zwar, Hubert Schuler zwei Mal auf den Wahlzettel zu schreiben. Als «optimale Unterstützung» allerdings empfehlen die anonymen Schreiber, Gerhard Pfister, Thomas Aeschi und erst an dritter Stelle Hubert Schuler zu setzen.

«Sehr perfid»

Der Flyer sei eindeutig gegen die FDP konstruiert, schreibt Umbach, aber so, dass er auch in der linken Listenverbindung zu Spannungen führen würde. «Sehr perfid. Wir wollen sachlich und anständig politisieren. Dazu gehören ganz klar keine feigen anonymen Flugblätter. Für seine Meinung soll man hinstehen, mit seinem Namen, oder schweigen.» Umbach verdächtigt offenbar jemand Spezifisches, aber will dazu nichts sagen: «Namen von Verdächtigen darf ich nicht nennen, so will es zu Recht unser Gesetz.»

Und dann wird’s noch polizeilich: «Für sachdienliche Hinweise zur Ergreifung des Täters danke ich Ihnen.» Ein Hinweis könnten die Kosten sein: Wer hat mindestens 10’000 Franken in der Kaffeekasse, um sich so einen Jux zu erlauben? Denn so viel soll die Aktion mindestens kosten, schreibt Umbach: «Was dieser Tage in allen Haushaltungen hereinschneite, hat eine neue Dimension erreicht.»

Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon