Umfrage offenbart Mehrheit für Projekt

Stadttunnel Zug: Stadtrat jubelt, Politik nimmt’s gelassen

Jeden Abend staut sich der Verkehr im Zuger Zentrum. Ob eine Tunnellösung letztlich tatsächlich mehrheitsfähig ist, wird sich zeigen. (Bild: bic)

Eine Bevölkerungsumfrage der Stadt Zug zeigt, dass momentan eine klare Mehrheit einen abgespeckten Stadttunnel unterstützen würde. Der Stadtrat fühlt sich dadurch bestärkt, während die ALG klarmacht, dass man auch von einem «Tunnel light» nichts wissen will. Und bei der SVP will man die Suppe nicht zu heiss kochen.

Die Erkenntnis könnte in den kommenden Monaten und Jahren in der Stadt Zug für einige Diskussionen sorgen: Eine Erhebung im Zuge des Mitwirkungsverfahrens zur Ortsplanung zeigt, dass gegenwärtig 64 Prozent der Teilnehmerinnen einen «Stadttunnel light» unterstützen würden (zentralplus berichtete). Klar, ist es nur eine Umfrage, bei der sich auch die Frage der tatsächlichen Repräsentativität stellt.

Dennoch gibt sie ein Stimmungsbild darüber, wie sich die Zuger die Zukunft ihrer Stadt vorstellen. Die Erkenntnis ist insofern interessant, als der Kanton Zug 2015 an der Urne einen Stadttunnel versenkt hat. Auch, wenn das damalige Projekt ein deutlich grösserer Fisch war, dessen Realisierungskosten ihm letztlich den Todesstoss versetzt hat (zentralplus berichtete).

Tunnel ist für Stadtrat eine gute Lösung

Hat es in Zug also einen Meinungsumschwung gegeben, wie man die Verkehrsprobleme lösen möchte? Im Stadthaus sieht man das nicht so. «Aus unserer Sicht ist kein Umschwung erkennbar. Vielmehr zeigt es sich, dass sich die Zuger Bevölkerung multimodal bewegt. Das Auto, der öffentliche Verkehr und das Velo werden also zu gleichen Teilen benutzt», schreibt Stadträtin und Baudirektorin Eliane Birchmeier (FDP) auf Anfrage. Dies habe bereits eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts gfs Bern von 2019 gezeigt. Und dem Ausbau des Velo- und Fusswegnetzes werde nach wie vor ein hoher Stellenwert beigemessen.

«Nur mit Unterstützung eines Tunnels kann eine markante Verkehrsreduktion im Zentrum erreicht werden.»

Eliane Birchmeier, Stadträtin (FDP)

Birchmeier ist grundsätzlich erfreut über die Resultate der Befragung. Zur Erinnerung: Der Stadtrat liess bereits im vergangenen Mai durchblicken, dass er ein solches Vorhaben wieder vorantreiben möchte (zentralplus berichtete). «Das Ergebnis zeigt, dass die Bedeutung eines Tunnels für das Zentrum von Zug erkannt wird. Nur mit Unterstützung eines Tunnels kann eine markante Verkehrsreduktion im Zentrum erreicht werden», so Birchmeier. «Die Resultate aus der Mitwirkung legen dar, dass ein Tunnelprojekt breiteren Zuspruch finden könnte», antwortet sie auf die Frage, ob ein Tunnel eine Volksabstimmung an der Urne überstehen würde. Eine solche ist garantiert.

Erfreulich ist laut der Baudirektorin zudem, dass beim Thema Verkehr keine Polarisierung ersichtlich sei und auch die anderen Vorschläge von allen Verkehrsteilnehmern getragen würden. Neben der Tunnelidee schwebt dem Stadtrat unter anderem auch eine Temporeduktion im Zentrum vor. Dafür sprachen sich in der Befragung zwei Drittel der Teilnehmer aus. Ob diese Einigkeit auch Bestand haben wird, wenn es dereinst über die konkrete Umsetzung von verkehrstechnischen Massnahmen und Fragen zur Mobilität geht, wird sich weisen müssen.

Fühlt sich in ihrem Kurs bestätigt: Stadträtin und Baudirektorin Eliane Birchmeier.

ALG: «Man macht es sich zu einfach»

Darum scheint es, als dass man bei den Alternativen Grünen (ALG) die Kirche vorerst im Dorf lassen will. Der Umfrage will man keine allzu grosse Relevanz beimessen. «Die beiden Worte einfacher Zentrumstunnel suggerieren, dass es eine einfache Lösung mit einem kleinen Tunnel gibt. Das hat wohl die Teilnehmer der Umfrage dazu bewogen, diese Option zu wählen. Aus dieser Sicht ist das Resultat nicht überraschend», schreibt Fraktionschef Stefan Hodel.

Er schickt voraus, dass man zwar zu Gesprächen bereit sei, im Stadtparlament aber darauf hinweisen werde, dass es keine einfachen Lösungen gebe. Mit dem Thema befassen wird sich der Grosse Gemeinderat schon bald. Beim Stadtrat ist eine Motion von SVP-Parlamentarier Gregor Bruhin hängig, wonach die Regierung eine Tunnelvariante im Zuge der Ortsplanungsrevision prüfen muss. Ein Ball, den die Exekutive, wie ausgeführt, gerne aufnimmt.

«Der Verkehr in der Stadt Zug ist zu einem grossen Teil hausgemacht.»

Stefan Hodel, Fraktionschef ALG

«Der Verkehr in der Stadt Zug ist zu einem grossen Teil hausgemacht. Der Anteil des Durchgangsverkehrs von ausserhalb ist klein», führt ALG-Fraktionschef Hodel weiter aus. Die meisten Verkehrsteilnehmer wollten demnach in die Stadt, kämen aus der Stadt oder seien gar nur in der Stadt unterwegs. Und eine grosszügige Stadtumfahrung habe man mit der Autobahn längst.

Seine Argumentation untermauert Hodel mit einem Blick in die Vergangenheit. «In den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts ging noch ein grosser Teil des Nord-Süd-Verkehrs durch die Stadt Zug. Wäre das Hauptproblem der Verkehr zwischen Casino und Postplatz, so könnte tatsächlich ein kurzer Tunnel die Lösung sein. Das ist aber nicht der Fall. Auch der motorisierte Individualverkehr vom Hang will in die Stadt.» Doch genau dieser gehöre nicht dorthin, so Hodel. Zumal die meisten Fahrten so kurz seien, dass man problemlos aufs Velo umsteigen könne. «Dank den neuen E-Bikes kommt man selbst am Hang nicht mehr ins Schwitzen», so seine Botschaft an die Hangbewohnerinnen.

Setzt konsequent auf das Velo: ALG-Fraktionschef Stefan Hodel. (Bild: zvg)

SVP: Tunnel oder nichts

Allzu viel verspricht man sich auch bei der Vorkämpferin für einen Stadttunnel nicht von der Umfrage. «Grundsätzlich halten wir fest, dass wir die Repräsentativität dieser Umfrage stark bezweifeln. Es ist nicht bekannt, wie die Antworten gewichtet wurden und die Zahl von 1'700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern entspricht nicht mal fünf Prozent der Bevölkerung, die in der Regel an einer städtischen Abstimmung teilnimmt», schreibt SVP-Gemeinderat Gregor Bruhin.

«Ohne einen Stadttunnel (...) werden wir sämtliche Temporeduktionen in der Innenstadt oder andere Schikanen gegenüber dem Autoverkehr mit allen Mitteln bekämpfen.»

Gregor Bruhin, SVP-Gemeinderat

Die Umfrage sei folglich eine reine Pflichtübung im Rahmen des Raumplanungsgesetzes. Dass der Stadttunnel ein Thema ist, überrasche aber nicht. Es sei der einzige Weg, um im begrenztem Raum der Stadt Zug eine «Zielharmonie der verschiedenen Verkehrsteilnehmer» erreichen zu können. Zudem sei man nur bereit, über Temporeduktionen im Zentrum zu diskutieren, wenn ein Tunnelprojekt realisiert wird.

«Dann könnte man eine richtige Aufwertung der Innenstadt planen, während der motorisierte Individualverkehr unterirdisch geführt wird», so Bruhin. Und weiter: «Ohne einen Stadttunnel und eine damit verbundene Zentrumsaufwertung werden wir sämtliche Temporeduktionen in der Innenstadt oder andere Schikanen gegenüber dem Autoverkehr mit allen Mitteln bekämpfen.

SVP-Gemeinderat Gregor Bruhin.
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