Bahnhofstrasse wird zum hässlichen Flickenteppich

Stadt Zug wirft Kanton lausigen Strassenunterhalt vor

Die Bahnhofstrasse Zug in der Nachmittagssonne.

 

(Bild: ewy)

Die Stadt kritisiert den Kanton Zug, die Bahnhofstrasse in einen hässlichen Flickenteppich zu verwandeln. Ausserdem halte sich der Kanton nicht an das vereinbarte Gestaltungskonzept. Nun will die Stadt den Unterhalt der Kantonsstrassen auf ihrem Gebiet selbst übernehmen.

Wie stolz waren die Zuger vor zehn Jahren auf ihre neu gestaltete Bahnhofstrasse. Der Belag und die Betonelemente bei den Haltestellen waren so schön hell und die Randsteine glänzend. Doch das war einmal, die Strasse kommt inzwischen gefleckt und mit dunklem Belag durchsetzt daher, vom einstigen Glanz keine Spur.

Der Kanton soll schuld sein

Das ist auch einigen Gemeinderäten aufgefallen. Diese wollen vom Stadtrat wissen, wie es dazu kommen konnte. Der Stadtrat sieht die Schuld dafür beim Kanton. Es sei billige Arbeit und man halte sich nicht an das einst vereinbarte Gestaltungskonzept, wird in der Antwort auf eine Anfrage impliziert.

Die zuständigen Stadträte sind in den Ferien. Laut der Departementssekretärin und Leiterin Rechtsdienst Bau, Nicole Nussberger, liege insofern ein Interessenkonflikt vor, als dass der Kanton die Strasse baue, jedoch nur den technischen Aspekt im Blick habe. «Das macht ausserhalb des Stadtzentrums möglicherweise Sinn. Für die Gestaltung der Innenstadt ist es aber schwierig», so Nussberger.

Sicherheit geht vor

Die Baudirektion wehrt sich gegen diese Vorwürfe vehement. So erklärt der Kantonsingenieur Urs Lehmann gegenüber zentralplus, dass Strassen immer wieder nach Anpassungen und Reparaturen verlangen.

So könnten beispielsweise Schächte über die Jahre in die Brüche gehen und müssten deshalb instand gestellt werden, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

Sparprogramm macht vor nichts halt

Diese Dinge gehören wohl zum technischen Bereich des Strassenbaus, wie dies die Stadt bezeichnen würde. Man habe diese Arbeiten fach- und sachgerecht ausführen lassen, so Lehmann. Es sei dies aber nicht nur eine Frage der Gestaltung, sondern auch der Kosten.

Ferner wirft die Stadt dem Kanton vor, das Sparprogramm mache auch vor der Stadt nicht halt. Anstatt hellem Beton, wie dies das Strassenbauprojekt vorschreibe, sei bei den Bushaltestellen dunkler Belag verwendet worden. Dieser passe schlecht zum hellen Asphalt. Zusätzlich seien die Schnittkanten unsauber.

Der dunkle Beton an der Halltestelle gefällt vielen nicht.

Der dunkle Beton an der Haltestelle gefällt vielen nicht.

(Bild: ewy)

Unangebrachte Kritik

Die Kritik an den Schnittkanten «ist völlig unangebracht und erfolgte, als die Bauarbeiten noch gar nicht fertig waren», entgegnet der Kantonsingenieur. Inzwischen seien die Arbeiten fertiggestellt und die Fugen würden sauber und gerade verlaufen.

Die Stadtregierung hatte kritisiert, man habe von Arbeiten Kenntnis, aber wisse nicht, welche Materialien verwendet würden. So sei nach und nach ein «Flickenteppich» entstanden.

Im Gegensatz zum Stadtrat findet der Kantonsingenieur auch den Deckbelag ausreichend, er werde in den nächsten fünf Jahren ersetzt werden müssen. Aber am «Flickenteppich» scheint er sich nicht zu stören.

Stadt will Kantonsstrassen übernehmen

Nun fordert die Stadt, dass der Kanton die Zuständigkeit für die auf Stadtgebiet verlaufenden Strassen abtrete. In Zukunft will die Stadt Zug den Unterhalt für die Kantonsstrassen in eigener Kompetenz vornehmen und vom Kanton die entsprechende Abgeltung einfordern.

Die Kompetenzverschiebung sei indes eine politische Frage und bis heute noch nicht diskutiert worden, heisst es seitens der Baudirektion. Sie würde aktuell aber keinen Vorteil in einer entsprechenden Lösung sehen.

Zwei der unbeliebten «Flicken» in der Bahnhofstrasse.

Zwei der unbeliebten «Flicken» in der Bahnhofstrasse.

(Bild: ewy)

Die Zeit der knappen Finanzen

Dennoch fragt sich: Weshalb wurde das Gestaltungskonzept durch den Kanton ignoriert? Laut Urs Lehmannsei der ohnehin schon teure, helle Belag umso aufwendiger in Kleinmengen. Die Reparaturarbeiten verlangten meist nur sehr kleine Mengen, das ist am «Flickenteppich» perfekt ersichtlich. Das Problem beim hellen Belag sei, dass die gesamte Anlage vor der Produktion gereinigt werden müsse und man ihn somit nur am Morgen produzieren könne, so der Kantonsingenieur.

Es gehe auch nicht darum, ob das Gestaltungskonzept ignoriert würde, sondern wie Reparaturen in der erforderlichen Qualität ökonomisch sinnvoll erreicht werden, erklärt Lehmann. «Dies ist in Zeiten der knappen Finanzen ein Gebot der Stunde», hängt er an.

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