Entlebucher Arzt wehrt sich gegen Abbau

Spital Wolhusen: Bernhard Steiner (SVP) ist sauer

So soll der Neubau für das Spital Wolhusen aussehen. (Bild: Visualisierung: zvg)

Eine breitabgestützte Motion will den Leistungsabbau am Neubau des Spitals Wolhusen verhindern. Die Regierung kommt dem Anliegen nur teilsweise entgegen: Die Intensivpflegestation soll weg. SVP-Kantonsrat Bernhard Steiner wehrt sich dagegen. Das sind die sieben grössten Kritikpunkte.

Der Entlebucher Arzt Bernhard Steiner (SVP) hat eine Motion eingereicht, mit der die medizinische Grund- und Notfallversorgung auf dem Land sichern will. Vertreterinnen von SVP, FDP, Mitte, SP und Grünen haben die Forderung unterschrieben, dass auf einen Leistungsabbau im Spital Wolhusen verzichtet wird.

Die Regierung gab daraufhin bekannt, dass beispielsweise die Gynäkologie erhalten bleibt. Schwere Unfälle oder Erkrankungen werden aber künftig kaum mehr in Wolhusen behandelt. Denn eine Intensivstation ist im Neubau nicht mehr vorgesehen.(zentralplus berichtete)

Jetzt reagiert Kantonsrat Bernhard Steiner (SVP) mit einer sechsseitigen Medienmitteilung auf die Pläne der Regierung. Er bezeichnet die Antworten der Regierung als «sehr enttäuschend». Sie würden «zahlreiche beschönigende und unverbindliche Angaben» enthalten.

Das sind die sieben wichtigsten Kritikpunkte an den Plänen fürs Spital Wolhusen

  • Der Regierungsrat nehme seine Führungsrolle nicht wahr, sondern überlasse den Lead dem Luzerner Kantonsspital (Luks) und externen Beratern. Ein neuer Planungsbericht zur «Gesundheitsversorgung im Kanton Luzern» sei längst überfällig. «Vor allem, wenn solch gravierende Reduktionen des Leistungsangebotes, wie sie jetzt in Wolhusen vorgesehen sind, anstehen.»
  • Vertrauensbruch: Noch im letzten Planungsbericht vom 2015 sei der Neubau in Wolhusen mit dem gesamten Angebot der erweiterten Grundversorgung mit Gynäkologie, inklusive interdisziplinärer Notfall- und Intensivstation versprochen worden. Dieser Planungsbericht sei verbindlich. Welche Gründe die Regierung zum Kurswechsel bewogen haben, würden aus der Antwort zur Motion nicht klar. «Viele Formulierungen lesen sich geradezu wie eine Rechtfertigung für einen weiteren Leistungsabbau.»
  • Anders als die Regierung dies beteuert, komme es zu einem massiven Abbau der «Qualität und Sicherheit in der akuten ambulanten und stationären Versorgung». Dies betrifft alle Fachbereiche der Inneren Medizin, Chirurgie, aber auch der Gynäkologie und Geburtshilfe. Mit dem kommunizierten Leistungsangebot werde es nicht einmal mehr möglich sein, eine Blinddarmoperation durchzuführen. «Das soll nun ein Spital der Grundversorgung sein?», fragt Steiner in der Medienmitteilung rhetorisch.
  • Die definitive Ausgestaltung der zukünftigen Geburtshilfe bleibt unklar. Einerseits wurde eine hebammengeleitete Geburtsklinik durch ein externes Gutachten von Frau Prof. Hösli von der Universität Basel für Standort Wolhusen sehr in Frage gestellt. Dies vor allem, da bei Komplikationen und Notfallsituationen die Entfernung nach Sursee (24 Min.) und Luzern (30 Min.) deutlich zu lang ist. Auch bei Schwangeren ohne spezielles Risiko könne es grundsätzlich und jederzeit im Verlauf der Geburt zu Komplikationen kommen, die unverzügliche gynäkologische oder viszeralchirurgische Interventionen oder eine Behandlung auf einer Intensivstation notwendig machen.
  • Das neue Spital Wolhusen entspreche, zu 75 Prozent einer neuen Reha-Klinik und einer Spezialklinik für elektive Orthopädie. Gemäss den Richtlinien des Bundesamtes für Statistik werde das Luks Wolhusen offiziell somit nicht mehr als Grundversorgerspital geführt werden. Das heisst, jetzt würden Kliniken erstellt, die grundsätzlich für den ganzen Kanton wichtig sind – allerdings zu Lasten einer «adäquaten Grundversorgung im Entlebuch und Luzerner Hinterland».
  • Ziel der medizinischen Grundversorgung der Schweiz, dass jede Privatperson innerhalb von 30 Minuten Zugang zu einer akutstationären medizinischen Grundversorgung in einem Spital hat. Das Schliessen der interdisziplinären Notfall- und Intensivstation ist aus Sicht von Steiner verantwortungslos. «Auch jeder Rettungseinsatz mit einem Ambulanzfahrzeug im Entlebuch oder Luzerner Hinterland wird rund 30 Minuten länger dauern», schreibt der Entlebucher Arzt.
  • Das Luks Wolhusen hatte im Jahr 2020 102 Betten im Betrieb, davon 6 Betten auf der Intensivpflegestation. Gemäss den Plänen der Regierung wird die Bettenzahl der akut-stationären Grundversorgung um 80 allgemeine Betten und 6 Intensivpflege-Betten reduziert. Das decke den Bedarf nicht ab.

Bernhard Steiners Motion wird in der Mai-Session des Kantonsrates behandelt. Es ist davon auszugehen, dass es hitzige Diskussionen zum Spital Wolhusen geben wird.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Wicki Josef
    Wicki Josef, 04.01.2024, 20:16 Uhr

    Das Spital Wolhusen müsste nach Berhard Steiners Idee gebaut werden. Die andern Spitäler sind zur genüge ausgelastet.

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