Riesenareal wird für Wohnungen frei

Zuger Feuerwehr soll zum Tennisclub ziehen

Die Feuerwehrmänner und -frauen der Freiwilligen Feuerwehr Zug (FFZ). Als Zuger Ortsfeuerwehr leisten sie ihre Dienste für den Verein unentgeltlich.

(Bild: Thomas Betschart)

Kaum eine Einrichtung in Zug geniesst ein so hohes Ansehen wie die Freiwillige Feuerwehr. Doch die muss irgendwann umziehen. Spekulationen über einen neuen Standort machen nicht nur Lokalpolitiker neugierig.

Wenn kommendes Wochenende die Tangente Zug/Baar neu eröffnet wird, rückt ein Zuger Quartier ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, das bisher am Stadtrand gelegen war und das sich – wenig beachtet und kaum koordiniert – zu einer kruden Ansammlung von Gewerbe-, Wohn und Industriebauten entwickelt hat: das Göbli.

Durch dieses im äussersten Norden der Stadt gelegene Quartier werden künftig viele Leute in die Stadt gelangen. Hier gibt es riesige Bauvorhaben wie das Tech-Cluster von V-Zug, das in Entwicklung ist. Hier hat die Stadt Zug auch beachtliche Landreserven, welche sie – wie im Fall des neuen Ökihofs oder der Notzimmer – auch bereits am Überbauen ist. Ebenfalls befindet sich hier auch der Standort der Freiwilligen Feuerwehr Zug (FFZ) und der städtische Werkhof, zu dem ein Wagenpark von 112 Fahrzeugen gehört.

«Was auf diesem Schlüsselareal geplant ist, wissen nur Eingeweihte.»

Philip C. Brunner (SVP)

Gemeinderat alarmiert

Die neue Prominenz des Quartiers und die vielen Entwicklungsmöglichkeiten lassen derzeit Spekulationen ins Kraut schiessen – auch unter Lokalpolitikern: SVP-Gemeinderat Philip C. Brunner stellte vergangene Woche im Namen seiner Fraktion in einer Interpellation Fragen zu den strategischen Landreserven im Göbli. Die würden gerade vollständig verplant und offenbar rasch überbaut, habe er vernommen. «Die bestehenden Infrastrukturen an Göbli- und Ahornstrasse längst der Industriestrasse  sollen offenbar abgerissen und/oder Dritten überlassen werden, was auf diesem Schlüsselareal geplant ist, wissen nur Eingeweihte» schreibt Brunner.

Bei diesen Infrastrukturen handelt es sich um den erwähnten Feuerwehrstützpunkt und den Werkhof. Neben diesem stehen die noch weiter nördlich gelegenen Tennisplätze des TC Zugs im Fokus der Öffentlichkeit, welche sich ebenfalls auf städtischem Boden befinden.

Tennis wird dezentral gespielt

Beim Tennisclub herrscht Ungewissheit wegen der Zukunft. Denn der Mietvertrag läuft 2025 aus. In der Vergangenheit war darüber nachgedacht worden, die Plätze des TC Zug und des zweiten städtischen Clubs, des TC Allmend Zug, der in der Riedmatt im Westen des Gemeindegebiets spielt, zusammenzulegen.

Doch davon ist der Stadtrat wieder abgekommen, wie die «Zuger Zeitung» kürzlich berichtete. Demnach deutet vieles daraufhin, dass der Vertrag verlängert wird und der TC Zug bis 2035 am jetzigen Ort im Göbli bleiben kann.

Werkhof: alt und zu klein

Danach allerdings ist mit Veränderungen zu rechnen. Denn Werkhof und Feuerwehrstützpunkt sollen verlegt werden. «Die Gebäude sind mittlerweile über 50-jährig und entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen», sagt Stadtpräsident Karl Kobelt, (FDP). «Sie sind auch zu klein geworden.»

«Innovative Lösungen erlauben eine Kombination verschiedener Nutzungen auf demselben Areal.»

Karl Kobelt (FDP), Stadtpräsident

Während sie vor 50 Jahren noch draussen vor der Stadt standen, befänden sie sich heute mitten in einem städtischen Entwicklungsgebiet. Die aktuelle Planung sehe vor, Feuerwehr, Werkhof und Tennisanlagen im Gebiet Göbli zu realisieren. «Innovative Lösungen erlauben eine Kombination verschiedener Nutzungen auf demselben Areal», so Kobelt. «Wie dieser Mix städtebaulich realisiert werden wird, ist aber noch völlig offen.»

FFZ-Stützpunkt in Stadtmitte?

Dass nun Mitglieder des Stadtparlaments dazu eigene Ideen entwickeln, erklärt sich nicht nur aus dem begrenzten Planungshorizont von knapp 15 Jahren, sondern auch aus der Tatsache, dass in Zug eine Ortsplanungsrevision ansteht. Wenn man also bei der Entwicklung der Landreserven und städtischen Einrichtungen mitreden will, muss man dies jetzt tun.

Brunner etwa spielt mit dem Gedanken, Dienstleistungen des Werkhofs an Private auszulagern, womit weniger Platz benötigt würde. Er fragt sich auch, ob die Feuerwehr nicht besser in die Stadtmitte verlegt werden solle und erwägt verschiedene Alternativstandorte. Seine Lieblingsidee ist, beim neu zu bauenden Hauptstützpunkt der Zugerland Verkehrsbetriebe an der Aa ein Feuerwehrhochhaus zu errichten oder den FFZ-Stützpunkt auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks nördlich der Kaufmännischen Berufsschule zu errichten.

Ursprüngliche Absicht: Wohnungsbau

Bleibt die Frage: Was ist ab 2035 auf dem Gelände des Werkhofs und der FFZ-Stützpunkt geplant? Das Gelände ist gross und es liegt unmittelbar neben dem Tech-Cluster von V-Zug, die dabei ist, Grundstücke in der Gegend aufzukaufen, wie Gewährsleute sagen.

Mitten im Entwicklungsgebiet: Farbig dargestellt der Bebauungsplan für den Tech-Cluster. (Bild: screenshot)

Die CVP der Stadt Zug wollte vergangenes Jahr durch eine Kleine Anfrage Klarheit über die Zukunft der Liegenschaft erlangen. Dort biete sich künftig eine städtebauliche Verdichtung für Wohnen und Gewerbe mit grosszügigen Grünflächen an, schrieb der Stadtrat damals. Bei einer Ausnützungsziffer von rund 2,8 wären 26’000 Quadratmeter zur Wohnnutzung, 4600 Quadratmeter für Gewerbe und Dienstleistung und 6700 Quadratmeter für Freiraum vorgesehen.

Umzonung ist nötig

Die Entwicklung des Areals wolle die Stadt Zug zusammen «mit den zwei weiteren Grundeigentümern» des Gevierts anstossen. Das sind die städtische Pensionskasse und die Anlagestiftung der Credit Suisse. Eine direkte Eingliederung in den Tech-Cluster gäbe es auf diese Weise nicht.

In Stein gemeisselt ist aus einem Grund noch nichts: Der Werkhof und der FFZ-Stützpunkt liegen in einer Zone des öffentlichen Interesses für Anlagen und Bauten. Sie müsste für die geplante Nutzung erst umgezont werden. Das gilt allerdings auch für den Fall, dass die Liegenschaft an einen Privaten veräussert würde. In diesem Zusammenhang gilt es zu beachten, dass es erklärte Politik des derzeitigen Zuger Stadtrats ist, Wohnungen nicht mehr selber zu bauen. Das bedeutet, dass mindestens eine Abgabe des Landes im Baurecht wahrscheinlich ist.

Karl Kobelt sagt zur bevorstehenden Ortplanungsrevision: «Die Zonen des öffentlichen Interesses sind zu überprüfen.» Es sei ein Bedarfsnachweis zu erbringen. «Auch mit den Zonen des öffentlichen Interesses ist haushälterisch umzugehen, nicht nur mit regulären Bauzonen», sagt der Stapi.

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