Kinderbetreuung in der Stadt Luzern

SP will Vaterschaftsurlaub verdoppeln

Baby putzt Papi die Zähne: Die SP möchte frischgebackenen Vätern mehr Zeit für ihre Kinder gewähren. (Bild: fotalia.com)

20 statt zehn Tage Vaterschaftsurlaub plus 14 Wochen unbezahlter Urlaub: Diese Regelung fordert die SP für die städtischen Angestellten. Doch obwohl das Thema auf nationaler Ebene neustens heiss diskutiert wird, dürfte es in der Stadt kaum mehrheitsfähig sein.

Die SP verlangt in einem Postulat, dass die Stadt ihren frischgebackenen Vätern 20 anstatt wie bislang zehn Tage Vaterschaftsurlaub gewährt. Zudem sollen Väter die Möglichkeit haben, innerhalb eines halben Jahres nach der Geburt maximal 14 Wochen «unbezahlt» nehmen zu können.

Gut für die Stadt?

Damit soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter gefördert werden. «Väter sind immer häufiger gleichberechtigte Erzieher und möchten von Beginn weg eine wichtige Rolle im Leben ihrer Kinder einnehmen», begründet SP-Fraktionschef Nico van der Heiden den Vorstoss, den er zusammen mit Luzia Vetterli und Theres Vinatzer eingereicht hat. Dank besserer Bedingungen für die Angestellten würde die Stadt als Arbeitgeber attraktiver. Dies führe auch zu weniger Abgängen.

Nur drei Tage sind obligatorisch

Heute erhält zwar die Frau 14 Wochen Mutterschaftsurlaub, der Mann nach Gesetz jedoch nur drei Tage. Erfreulicherweise haben laut van der Heiden aber diverse Arbeitgeber diesen Missstand freiwillig korrigiert. Van der Heiden zählt auf:

  • Die Migros bietet ihren 50’000 Angestellten neu drei statt zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.
  • Mobility gewährt vier Wochen Vaterschaftsurlaub.
  • Der Bund ermöglicht einen mehrmonatigen unbezahlten Vaterschaftsurlaub, wenn nicht zwingende Gründe dagegen sprechen.

 

Wie viel die Verdoppelung des Vaterschaftsurlaubes kosten könnte, kann van der Heiden nicht einschätzen.

Stadt verteidigt Regelung

Auch der städtische Personalchef Beat Däppeler kann aktuell zu den Kosten keine Angaben machen: «Leider haben wir diesbezüglich keine Zahlen, da dieser Urlaub nicht separat erfasst wird.» Laut Däppeler sind zehn Tage Vaterschaftsurlaub jedoch schon viel. Die Zehntagesferienregelung kennen laut Däppeler auch der Bund, der Kanton Baselstadt, einige welsche Kantone sowie die Stadt Zürich. Beim Kanton Luzern gibts fünf Tage Vaterschaftsurlaub. «Im ersten Lebensjahr des Kindes hat der Angestellte zudem Anspruch auf 4 Wochen unbesoldeten Vaterschaftsurlaub», sagt Roland Haas, Chef der Dienststelle Personal.

SP und CVP fordern nationale Lösungen

Im Trend mit dieser Forderung liegt die SP, weil sich derzeit auch auf nationaler Ebene bezüglich Vaterschaftsurlaub einiges tut. So prüft die SP Schweiz laut Nationalrätin Yvonne Feri einen Elternurlaub, den sich Vater und Mutter untereinander aufteilen könnten. Denkbar sei eine Dauer von drei Monaten oder mehr. Man werde nun überparteilich prüfen, das Anliegen aufs politische Parkett zu bringen. Dazu gehört laut «20 Minuten» auch eine Volksinitiative.

Nach ihrer Schlappe mit der Familieninitiative verlangt derzeit auch die CVP per Vorstoss einen schweizweit zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Die Finanzierung soll aus der Kasse der Erwerbsersatzordnung (EO) erfolgen. Dort sind derzeit acht Milliarden Franken parkiert. Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanzieren die EO gemeinsam mit 0,5 Prozent eines Lohnes.

Gar einen Vaterschaftsurlaub von vier Wochen prüft derzeit der Dachverband der Schweizer Arbeitnehmenden, Travailsuisse. Das würde etwa 380 Millionen Franken kosten.

Dem Bund pressierts nicht

Doch für den Bund hat ein Vaterschaftsurlaub derzeit keine Priorität, wie er letzten Herbst verlauten liess. Auch der Schweizerische Gewerbeverband Travaillsuisse will davon nichts wissen. Wenn es im EO zu viel Geld habe, solle man besser die Beiträge senken, sagt Verbandspräsident und SVP-Nationalrat Jean-Francois Rime in der «Neuen Luzerner Zeitung.»

Schwerer Stand im Parlament

Zurück nach Luzern: Im Luzerner Stadtparlament dürfte das SP-Anliegen einen schweren Stand haben. Grund sind natürlich die Kosten, auch wenn diese noch nicht bekannt sind. Bekannt ist aber, dass die Stadt seit Jahren massiv sparen muss – elf Millionen Franken jährlich müssen es etwa ab 2016 sein. Auch dass die Stadtregelung im Vergleich mit anderen Kommunen durchaus gut dasteht, dürfte dem SP-Vorstoss kaum Aufwind verleihen.

Am ehesten könnte die CVP einem ausgedehnteren Vaterschaftsurlaub zum Durchbruch verhelfen. CVP-Fraktionschefin Franziska Bitzi-Staub hat das Thema zwar in der Fraktion noch nicht thematisiert. Ihre persönliche Meinung dazu ist: «Ich fände gut, wenn es einen ‹Elternurlaub› gäbe, bei dem Mutter und Vater sich die Kleinkindbetreuung nach individuellen Bedürfnissen während mehrerer Monaten flexibel aufteilen könnten.» Die nun verlangte «einseitige» Verdoppelung von zehn auf 20 Tage hält Bitzi-Staub aber für nicht sinnvoll. «Und in Zeiten des Sparpakets auch schlicht unrealistisch.»

Spitzenreiter betreffend Elternurlaub ist übrigens Schweden. Dort erhalten die Eltern satte 480 Tage Elternzeit. Je 60 Tage müssen Vater und Mutter zwingend beziehen.

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