Die SP der Stadt Luzern fordert, dass die Abstimmungunterlagen in Fremdsprachen verschickt werden. Es geht darum, das demokratische System zu stärken – und Hürden für Eingebürgerte abzubauen.
Abstimmungsunterlagen nicht nur in Deutsch, sondern auch in Englisch und anderen Fremdsprachen: Das fordert die SP der Stadt Luzern in ihrem neusten Vorstoss. Eingebürgerte Luzernerinnen – ohne Deutsch als Muttersprache – sollen besser verstehen, worum es bei den Vorlagen geht, über die sie abstimmen sollen.
«Selbst als Muttersprachler kommt man regelmässig an seine Grenzen.»
Yannick Gauch, Präsident SP Stadt Luzern
Bei der Schweizer Einbürgerung sind lediglich schriftliche Grundkenntnisse auf Sprachniveau A2 nötig. Dies garantiert also nicht, dass alle Stimmberechtigten die häufig komplexen Abstimmungsvorlagen auf Deutsch verstehen.
«Selbst als Muttersprachler kommt man regelmässig an seine Grenzen», meint Yannick Gauch, Erstunterzeichner und seit April 2022 Präsident der SP Stadt Luzern. «Wir haben immer wieder Rückmeldungen aus der Bevölkerung und von Personen aus dem Umfeld der SP sowie von Migranten erhalten, dass es sehr schwer ist, die Abstimmungsunterlagen zu verstehen.»
Komplizierte Wörter aus Medienmitteilungen gestrichen
Bemühungen, die politische Partizipation von Minderheiten zu fördern, nehmen in der Schweiz deutlich zu. Politische Erklärvideos von Easy Vote beispielweise nehmen gemäss einer Studie an Beliebtheit zu. Auch die Stadt Luzern bemüht sich aktiv darum, öffentliche Dokumente und Abstimmungsunterlagen in «leichter Sprache» zur Verfügung zu stellen (zentralplus berichtete).
Der SP geht das nicht weit genug. «Die Einführung von leichter Sprache in der öffentlichen Kommunikation richtet sich in erster Linie an Menschen mit einer Beeinträchtigung», erläutert Gauch. Der Detaillierungsgrad sei deutlich verringert.
«Es geht darum, das demokratische System zu stärken und bestehende Hürden abzubauen.»
Yannick Gauch
«Das ist bei einer Übersetzung nicht der Fall.» Die Sozialdemokraten wollen es Nicht-Muttersprachlern ermöglichen, sich genauso intensiv mit den Unterlagen auseinanderzusetzen wie die übrigen Luzernerinnen.
Abstimmungsunterlagen in Fremdsprachen: Serbisch, Bosnisch und Albanisch?
«Es geht darum, das demokratische System zu stärken und bestehende Hürden abzubauen», argumentiert der SP-Präsident. Er und seine Fraktion fordern, Abstimmungsunterlagen neben Deutsch in Englisch und ein bis zwei weiteren Fremdsprachen zu verfassen. Dies müsse nicht zwangsläufig in gedruckter Form geschehen, sondern könne auch ein ergänzendes Online-Angebot sein.
Um zu entscheiden, welche Sprachen am sinnvollsten sind, schlägt Gauch vor, die Einbürgerungsstatistik zu verwenden. Nach aktuellsten Daten von Lustat sind die Sprachen Serbisch, Bosnisch und Albanisch unter neu Eingebürgerten in der Stadt Luzern am weitesten verbreitet.
SVP-Präsident ist wenig begeistert
Der Vorschlag stösst auf Gegenstimmen. SVP-Fraktionspräsident Thomas Gfeller hält den Vorschlag persönlich für einen «falschen Ansatz». Die Stadt solle sich dafür einsetzen, dass Zuwanderer eine Landessprache beherrschen. Wer sich integrieren wolle, solle versuchen, mindestens einer der drei Sprachen der Schweiz mächtig zu werden.
Yannick Gauch ist davon überzeugt, dass der Vorstoss seiner Partei nicht nur politische Partizipation fördert. Er hofft auf wenig Gegenwind. «Die Förderung unserer Demokratie sollte von links bis rechts im Interesse aller Parteien sein», findet er. Ob die bürgerlichen Parteien das Anliegen unterstützen, wird sich zeigen, wenn der Vorstoss in einigen Monaten im Parlament diskutiert wird.
Autor: Konstantin Kreibich
- Studie von Defacto zum Vertrauen in Easy Vote
- Einbürgerungsstatistik von Lustat
- Vorstoss der SP
- Telefonat mit Yannick Gauch
- Telefonat mit Thomas Gfeller
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Oliver Heeb, 07.08.2022, 07:56 Uhr Der Vorstoss zeigt in erster Linie, dass die permissiven migrationspolitischen Vorstellungen der Linken ein weiteres Mal gescheitert sind. Der Schweizerpass steht am Ende einer erfolgreichen Integration, und nicht am Anfang. Sämtliche bürgerrechtlichen Verschärfungen der letzten Jahre sind grossmehrheitlich, entweder von den Parlamenten, oder in Abstimmungen, demokratisch legitimiert worden. Übrigens: das Abstimmungsbüchlein ist nur eine von vielen Informationsquellen. Wer es nicht schafft, sich eine Meinung zu bilden, ob Urschweizer oder Neuschweizer, soll sich eben anstrengen. Von Nichts kommt Nichts.
👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterRene, 05.08.2022, 14:54 Uhr Vielleicht wäre es sinnvoller, die Broschüren in der leichten Sprache zu versenden. Auch viele gebürtige Schweizer haben ja oft keine Ahnung worüber sie abstimmen.
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterAlbert Holmes, 05.08.2022, 07:14 Uhr Als Zugewanderter ist es halt schwierig Gelegenheiten zu finden um Deutsch zu lernen. In der Arbeitswelt ist alles längstens auf Englisch, und in der Freizeit sind die Schweizer bekanntlich verschlossener als ein altes Käse.
Da bleibt einem nur noch Dürrenmatt übrig.
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎2Daumen runterRoli Greter, 05.08.2022, 06:41 Uhr Die Grundidee den Eingebürgerten die Wahlen zu Erleichtern finde ich gut. Die SP Luzern könnte vor den Wahlen kostenlose Dolmetscher anbieten, daa macht den Urnengang zum perfekten Wahlerlebnis.
👍1Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterDaniel Steiner, 05.08.2022, 06:27 Uhr Eingebürgerte müssen sich in einer Landessprache verständigen können und die SP ist doch immer so für Integration? Dies schafft man nicht indem man Unterlagen auf Englisch verschickt. Zudem bezweifle ich, dass ich in Italien, Griechenland oder England solche Unterlagen auf Deutsch bekäme. Hat die SP Angst dass ihnen Stimmen verloren gehen?
👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runterAlbus, 05.08.2022, 09:16 Uhr Apropos Grossbrittanien – tatsächlich haben die fremdsprachige Unterlagen. Oder Norwegen liefert offizielle Infos auf Englisch.
Es hat auch weitere, man muss nur kurz suchen mögen. Aber nein, Unwahrheiten Verbreiten ist viel einfacher👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterAlbus, 05.08.2022, 10:28 Uhr Liebe Zentralplus – wieso wurden die Links zu den Unterlagen entfernt?
👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterRedaktion zentralplus, 05.08.2022, 12:15 Uhr Da Apps Links auf externe Webseiten nicht unterstützen, werden diese vom System entfernt.
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Daniel Steiner, 05.08.2022, 10:40 Uhr Es sind keine Unwahrheiten. Ich habe geschrieben «ich bezweifle»….
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Lucommenter, 04.08.2022, 23:58 Uhr Wer in Zeiten von Krieg in Europa, zunehmender Inflation, Energieknappheit, Hitzerekorden und voraussichtlicher Rezession solche Vorstösse macht, beweist, dass er definitiv am Volk vorbeipolitisiert und schlicht irrelevant geworden ist.
👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runterPeter Salzmann, 04.08.2022, 22:23 Uhr «Selbst als Muttersprachler kommt man regelmässig an seine Grenzen.»
Ich nicht.👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterHans, 04.08.2022, 21:01 Uhr Immer diese Ideen aus der linken Ecke……
👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterHans, 05.08.2022, 07:20 Uhr Immer diese inhaltlosen Kommentare aus der rechten Ecke. Wem keine Argumente einfallen dem bleibt nur Denunziation übrig.
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Hegard, 04.08.2022, 20:23 Uhr brauchts dann massenhaft Dolmetscher.
Wenn nach Englisch,auch Arabisch,Chinesisch übersetzt werden muss.
Wenn jemand Eingebürgert wird, sollte er soweit Intregiert sein,das er sich mit den 4 Landessprachen unterhalten .
Wie immer einfach nicht fertig gedacht von den Linken👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runterHans, 05.08.2022, 07:18 Uhr Ich hoffe jedenfalls, dass ihre Rumantsch-, Französisch-, und Italienischkenntnisse besser als ihre Deutschkenntnisse sind.
👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterKarl Ottiger, 05.08.2022, 12:41 Uhr Für Dongua Lee hat die SP auch keinen chinesischen Dolmetscher gebraucht. Ich wäre dafür, dass man die Wahlpropaganda parteilich selber löst und wenn eine Partei das Gefühl hat, man verstehe sie in unseren vier Landessprachen nicht mehr, dann sollen sie mit ihrem Geldbeutel ein 500 seitiges Wahlerklärungsbuch rausgeben mit allen internationalen Sprachen, die ja der Integrationspartei SP sicher bekannt sind.
Ich warte nur noch darauf, dads die SP eine Abstimmung lanciert, dads unsere Landessprache neu englisch wird. Vier andere Sprachen reichen ihr anscheinend nicht.👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter