Weggis kritisiert Zweitwohnungsgesetz

«Sonst verschwände ein Hotel nach dem anderen»

Wegweiser in der Gemeinde Weggis: Die Hotellerie hat noch immer einen hohen Stellenwert. (Bild: Fabian Duss)

Während sich die Schweizer Hotellerie mit Händen und Füssen dagegen wehrt, dass die Umnutzung unrentabler Hotels eingeschränkt werden soll, pocht man in Weggis auf das Gegenteil: Mithilfe einer Beschränkung der Fremdnutzung will man dort weiterhin verhindern, dass gierige Investoren die Hotels in lukrative Eigentumswohnungen umwandeln.

Die Auseinandersetzung um die Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative ist in den letzten Zügen. Diese Woche ging eine Mehrheit im Nationalrat auf einen Kompromiss mit den Initianten ein. Dieser sieht unter anderem vor, dass unrentable Hotels nur zur Hälfte in Zweitwohnungen umgebaut werden dürfen.

Der Bundesrat hatte in seinem Gesetzesentwurf noch eine vollständige Umnutzung zugelassen. Mit dieser Einschränkung zeigt sich insbesondere die Lobby der Schweizer Hoteliers unzufrieden. Mehrere Hotellerie-Verbände fordern daher den Ständerat auf, die vollumfängliche Umnutzung unrentabler Hotels zu ermöglichen.

«Regelung wäre für Weggis einschneidend»

Damit stösst die Lobby aber nicht in allen Tourismusdestinationen auf Gegenliebe, wie ein Besuch in Weggis zeigt. Ebenso wenig begeistert dort der nationalrätliche Kompromiss. «Die 50-Prozent-Regelung wäre für Weggis sehr einschneidend», sagt Gemeindeammann Baptist Lottenbach. Dürfe man Hotels zu 50 oder gar 100 Prozent umnutzen, würden in Weggis mit Sicherheit und in Kürze Hotels umgenutzt, sprich: In lukrative Eigentumswohnungen verwandelt.

Was andernorts in der Schweiz nämlich als Verschärfung wahrgenommen wird, ist aus der Optik der Weggiser das Gegenteil: Eine Lockerung. Dies, weil Weggis seit rund zwanzig Jahren den Bau von Zweitwohnungen mit einem eigenen Reglement und der Kur- und Hotelzone steuert. In dieser Zone darf ein Grundeigentümer bloss 25 Prozent der Bruttogeschossfläche seines Hotelgebäudes einer Fremdnutzung zuführen.

Zweitwohnungsanteil auf 20 Prozent senken

«Damit konnten wir unseren Zweitwohnungsanteil von 50 auf rund 20 Prozent senken», erinnert der Weggiser Gemeindeammann. Das habe sich bestens bewährt und man wolle mit dem eigenen Reglement weiterfahren, betont Lottenbach. Seine Ansicht erfreut sich bei den meisten ansässigen Hoteliers grosser Unterstützung, wie eine Umfrage von zentral+ zeigt. «Die Kur- und Hotelzone ist sehr wichtig», findet etwa Edi Kurmann, Direktor des Kurhaus Seeblick. «Sonst», ist er sich sicher, «wäre der Ausverkauf an Private schnell passiert und Weggis als Tourismusdestination würde komplett zusammenfallen.»

«Ohne die Kur- und Hotelzone würde Weggis als Tourismusdestination komplett zusammenfallen.»

Baptist Lottenbach, Gemeindeammann Weggis

Ins gleiche Horn bläst Peter Kämpfer, Direktor des Park Hotel Weggis: «Die Kur- und Hotelzone sollte man keinesfalls aufgeben», sagt er. Sonst verschwände ein Hotel nach dem anderen.

Brunnen: Von 36 auf acht Hotels

Die in der Kur- und Hotelzone zugelassene Fremdnutzung wird von den Hoteliers bereits rege genutzt. «In unserem Fall ist es 10 Prozent der Fläche», erklärt Peter Rubi, Geschäftsführer des Seminar-Hotel Rigi. «Wir realisierten 2001 einen Hotelerweiterungsbau mit zwei Eigentumswohnungen, die zwecks Teilfinanzierung des Anbaus verkauft wurden.» Andere Hotels vermieten Räumlichkeiten im Parterre für Geschäfte und Praxen.

Rubi will nicht, dass in Weggis geschieht, was Brunnen bereits widerfahren ist: Im einst stolzen Ferienort wurden reihenweise Hotels geschlossen. Von 36 Hotels sind heute noch acht übrig. «Weggis hat sich entschlossen, die Hotellerie als Wirtschaftsmotor zu erhalten», sagt Rubi, der den Hotelierverein Weggis Vitznau Rigi präsidiert. Dafür nehme man auch in Kauf, dass die Weggiser Hotels trotz bester Lage schlechter bewertet würden und man entsprechend weniger Kredite aufnehmen könne.

Am schnellen Geld nicht interessiert

Auch bei einem Verkauf kommen Weggiser Hotelbesitzer wegen den beschränkten Nutzungsmöglichkeiten schlechter weg, da ihre Immobilien nur zu 25 Prozent fremdgenutzt werden dürfen. Doch das ist für Mischa Hasler vom Hotel Gerbi sekundär. «Ich verkörpere die fünfte Generation in unserem Betrieb», erinnert der Hoteldirektor. Und natürlich wolle er das Hotel weiterführen. Einzig auf einen möglichst lukrativen Verkauf zu schielen, sei für den Tourismusort schädliches Denken.

Auch Philippe Nanzer vom SeeHotel Gotthard hat für solcherlei ebenfalls nur ein müdes Lächeln übrig: «Natürlich könnte ich bei einem Verkauf einen viel grösseren Erlös generieren, wenn es keine Nutzungseinschränkungen gäbe.» Er denke aber nicht daran, sondern an das Gewerbe und seine Branche, sagt er bestimmt.

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