So wollen Zuger Nationalratskandidaten den Verkehrskollaps verhindern
Im letzten Teil der grossen zentralplus-Wahlserie geht es um die Mobilität. Wir haben bei Zuger Nationalratskandidatinnen und -kandidaten nachgefragt, wie sie den zunehmenden Verkehr zu bewältigen gedenken.
Soll auf Autobahnen zu Stosszeiten künftig nur noch 80 km/h gefahren werden dürfen – oder doch eher 140 (zentralplus berichtete)? Braucht es die Umfahrungstunnel Zug und Unterägeri (zentralplus berichtete)? Es sind solche Fragen, welche die Schweizer und auch Zuger Politiker beschäftigen. Die Mobilitätsinfrastruktur im Land wird generell als gut bewertet, die Schweizer sind stolz auf ihr dichtes Bahnnetz. Doch immer öfter kommt es zu Problemen, sei es auf der Strasse oder auf der Schiene. Ein Unfall kann einen ganzen Rattenschwanz an Verkehrsproblemen mit sich ziehen.
Deshalb hat zentralplus im Rahmen der grossen Wahlserie vor den eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober die Zuger Spitzenkandidaten für den Nationalrat nach ihren Vorschlägen gefragt. Konkret lautete die Frage: «Wie können wir sicherstellen, dass unsere Verkehrsnetze nicht kollabieren?»
Das sagen die Mitte-Kandidaten
Gerhard Pfister (61, bisher): «Individualverkehr und ÖV müssen sich immer ergänzen, deshalb ist die Finanzierung des Betriebs, des Unterhalts und des Ausbaus der Bahninfrastruktur, die durch die Schaffung eines Bahninfrastrukturfonds gesichert wurde, sehr wichtig. Die Schweiz hat eine hervorragende Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr. Die Strasseninfrastruktur muss damit Schritt halten können.»
Peter Rust (49, neu): «Indem wir die Verkehrsströme besser lesen und so an den Verkehrsspitzenzeiten die nötigen Modelle entwickeln. Wichtig ist auch, dass wir die nötigen Räume für die Verkehrsflüsse sicherstellen.»
Das sagt die FDP-Kandidatin
Jill Nussbaumer (30, neu): «Für die optimale Sicherheit und Auslastung müssen Schnell- und Langsamverkehr getrennt sein. Deshalb unterstütze ich im Kantonsrat die Umfahrungstunnel Zug und Unterägeri, die im März 2024 zur Abstimmung kommen. Mit der Umleitung des Strassenverkehrs ist zudem gewährleistet, dass der öffentliche Verkehr und Velos genügend Platz im Stadtzentrum haben.»
Das sagt die GLP-Kandidatin
Tabea Estermann (30, neu): «Wenn wir die Mobilität auf den Langsamverkehr und auf den ÖV verlagern und smart planen, braucht es weniger Platz pro Person, ohne Komforteinbussen. Wir wollen Wohnen, Freizeit und Arbeit möglichst nahe zusammenbringen und entsprechende Infrastruktur und Anreize fördern. Verkehrsspitzen können auch mit Mobility Pricing abgeflacht werden.»
Das sagt die SP-Kandidatin
Esther Ambühl (49, neu): «Einerseits ist es wichtig, flächeneffiziente Verkehrsmittel zu fördern wie ÖV, Velo und zu Fuss gehen, dazu müssen die Netze entsprechend attraktiv ausgebaut sein. Andererseits ist es ebenso wichtig, dass wir unsere Siedlungen so entwickeln, dass auf kurzen Wegen praktisch alles erledigt werden kann. Diese Grundsätze müssen in den nun laufenden Ortsplanungsrevisionen in der Stadt Zug und den Gemeinden konsequent umgesetzt werden.»
Das sagen die SVP-Kandidaten
Thomas Aeschi (44, bisher): «Seit Einführung der Personenfreizügigkeit mit der EU sind 1,5 Millionen Personen netto in die Schweiz eingewandert. Jede dieser Personen benötigt nicht nur eine Wohnung, sondern möchte in den meisten Fällen auch ein eigenes Auto. Wenn die Zuwanderung sinkt, wird der Druck auf unsere Strasseninfrastruktur automatisch nachlassen.»
Thomas Werner (51, neu): «Verkehrsoptimierende und verkehrsleitende Massnahmen alleine reichen da nicht aus. Solange die Zuwanderung im aktuellen Tempo weitergeht, können wir den Verkehrskollaps nur mit dem Ausbau von Strassen inklusive Velowege und dem ÖV verhindern.»
Das sagen die ALG-Kandidaten
Manuela Weichelt (56, bisher): «Aufgrund der Klimakrise, der schwindenden Biodiversität und der Grünflächen fordern die Grünen eine Mobilitätspolitik ‹vermeiden›, ‹verlagern› und als letztes ‹verträglich› gestalten. Eine zukunftsfähige Mobilität muss für unsere Umwelt, unser Klima und für uns Menschen verträglich sein.»
Andreas Lustenberger (37, neu): «Von Kollabieren kann keine Rede sein. Wir müssen insbesondere in die umweltfreundliche Mobilität stärker investieren, sprich ÖV, Velo und Fussverkehr, doch leider verfolgt die Mehrheit in der Politik aktuell einen anderen Kurs (Stichwort Ausbau Autobahn und Stadttunnel Zug). Die Überlastung findet heutzutage nur während wenigen Spitzenstunden statt – mittels flexibleren Arbeitsmodellen oder auch Schulzeiten kann diese Problematik zumindest entschärft werden.»
So sind wir vorgegangen
Der Kanton Zug hat drei Nationalratssitze zu vergeben. Derzeit haben die SVP, Mitte und ALG je einen davon inne. Da wir aus praktischen Gründen nicht die Antworten sämtlicher Kandidaten – es sind 99 Personen – abbilden können, haben wir uns entschieden, uns auf die Spitzenkandidaten zu fokussieren. Dabei haben wir folgendes Prinzip angewendet: Anzahl derzeitige Sitze pro Partei plus eins. So sind wir beispielsweise bei der Mitte von ihrem Sitz ausgegangen plus ein weiterer Kandidat.
zentralplus hat neun Personen einen Fragenkatalog zugestellt. Die bisherigen Nationalräte waren dabei gesetzt, hinzu kamen die Kandidaten, die unserer Meinung nach die besten Chancen haben, gewählt zu werden. Sei es aufgrund ihrer Prominenz oder ihrer Wahlergebnisse in früheren Nationalrats- oder Kantonsratswahlen.
Bei der Wiedergabe der Antworten haben die Bisherigen Vorrang, danach kommen die neuen Kandidaten. zentralplus hat die Angefragten gebeten, sich auf drei Sätze pro Antwort zu beschränken. Wo dies überschritten wurde, haben wir die Antwort gekürzt.
- Schriftlicher Austausch mit den Kandidaten
- Staustunden, Zahlen des Bundesamts für Statistik