Zuger Güsel kommt in den Untergrund

So weit müssen Zuger den Abfall künftig schleppen

Martin Kolb, Geschäftsführer von Pro Senectute Kanton Zug: «Schon 150 Meter können zur unüberwindbaren Distanz werden.»

Den Abfallsack nur vor die Haustüre stellen – das ist bald passé: Der Kanton Zug stellt die Abfallentsorgung komplett auf Unterflurcontainer um. Dann heisst es: Güselsack zur Sammelstelle schleppen. Pro Senectute findet's problematisch.

Spätestens 2030 ist Schluss mit der gewohnten Abfallentsorgung im Kanton Zug. Ab dann sammelt der Abfallverband der Zuger Gemeinden (Zeba) den Güsel nur noch in den sogenannten Unterflurcontainern – und holt den Abfall nicht mehr vor der Haustüre ab. Geplant ist, dass die Zuger Bevölkerung ihre Abfallsäcke dann selber zu den Sammelstellen trägt (zentralplus berichtete).

Die Zuger Bevölkerung muss sich auf längere Laufwege einstellen. Gemäss einem Urteil des Bundesgerichts ist eine Distanz von bis zu 350 Metern zum nächsten Untergrundcontainer zumutbar. So steht es im kantonalen Abfallbewirtschaftungsreglement, das am 1. Januar 2019 in Kraft trat.

Hünenberg geht einen eigenen Weg

Hünenberg will den Einwohnern in der Angelegenheit nun entgegenkommen. Der Gemeinderat beantragt zur nächsten Gemeindeversammlung einen Kredit von 970'000 Franken. Mit dem Geld sollen zusätzliche Container gebaut und die Gehdistanz im überbauten Gebiet auf maximal 150 Meter Luftlinie reduziert werden.

Insgesamt will Hünenberg 67 Sammelstellen in die Quartiere stellen. 13 davon bauen Private, der Rest wird von der Gemeinde mitfinanziert. Tatsächlich zahlen muss die Gemeinde 432'000 Franken, sie rechnet nämlich damit, dass sich der Zeba mit 540'000 Franken am Projekt beteiligt. Zurzeit stehen in Hünenberg drei Untergrundcontainer, heisst es im Antrag an die Gemeindeversammlung.

Pro Senectute sieht Vor- und Nachteile

Was bedeutet das neue Zuger Abfall-Regime für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, etwa Senioren? «Wenn der Weg zur Entsorgungsstelle länger wird, ist das für vulnerable Menschen klar ein Nachteil», schreibt Martin Kolb, Geschäftsführer von Pro Senectute Kanton Zug, auf Anfrage. «Schon 150 Meter können zur unüberwindbaren Distanz werden, denken wir an Menschen mit Gehhilfen sowie Rollstühle oder körperlich beeinträchtigte Menschen.»

Zwar sieht auch Pro Senectute die Vorteile des Konzepts. Allerdings fordert Kolb Unterstützung für all jene, die zu Fuss nicht so gut unterwegs sind: «Wichtig ist, dass die Gemeinden bei der Planung der Standorte der Container die Altersstruktur in den Quartieren versuchen zu berücksichtigen.» Es sei zudem möglich, dass bei grösseren Distanzen die Leute dann ihren Abfall mit dem Auto zu den Containern fahren, was zu mehr Verkehr und einer grösseren Belastung der Umwelt führen würde.

Die Distanz zur Sammelstelle zu verkürzen, findet Martin Kolb eine sinnvolle Massnahme. Er begrüsst es, wenn sich die Zuger Gemeinden darüber hinaus Gedanken machen, wie Menschen unterstützt werden könnten, die aufgrund der neuen Container Probleme haben. Beispielsweise durch eine Nachbarschaftshilfe oder Cargo-Bikes.

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