Riesenprojekt wird im Stadtparlament diskutiert

So stehen die Zuger Stadtparteien zum Ausbau der Bossard Arena

Die Zuger Bossard Arena soll in Zukunft auch öfters für Grossveranstaltungen genutzt werden können.

(Bild: mag)

Noch ist vieles unklar beim geplanten Ausbau der Bossard Arena. So auch, wie viel das Projekt kosten wird und wer das alles zahlen soll. Bei den Parteien löst das Projekt unterschiedliche Gefühle aus. Eine mitunter wichtige und kritische Frage bei der Finanzierung des Grossprojekts lautet: Wie geht es dem EVZ in 20 Jahren?

Zug ist in den letzten zehn Jahren zünftig gewachsen. Und mit der Kantonsbevölkerung auch die Anzahl der EVZ-Fans, die sich die Spiele der Zuger Helden aus nächster Nähe anschauen möchten. Dies zeichnet sich mitunter in den Besucherzahlen der Bossard Arena ab. Darum wünscht sich der EVZ, dass die Bossard Halle erweitert wird und ist vor einiger Zeit mit ihrem Anliegen an die Stadt gelangt (zentralplus berichtete).

Der Zuger Stadtrat unterstützt den Wunsch des EVZ nach Wachstum. (Wer würde das nicht tun, nach so einer Meisterschaft.) Und auch die stadtparlamentarischen Kommissionen sind sich grundsätzlich einig, dass eine Vergrösserung der Arena durchaus sinnvoll ist. Am kommenden Dienstag wird im Grossen Gemeinderat der Zwischenbericht des Stadtrats, der Geschäftsprüfungs- sowie der Bau- und Planungskommission besprochen. Und obwohl viele Punkte des Projektes noch offen sind, haben sich die meisten Parteien bereits so einige Gedanken gemacht zum Projekt. Dass bei der einen oder anderen Partei dabei die Euphorie der vergangenen Meisterschaft mitschwingt, ist wenig erstaunlich.

Ein Ausbau? Unbedingt! Vielleicht. Muss das sein?

Für die bürgerlichen Parteien ist demnach völlig klar, dass es eine Erweiterung der Arena braucht. «Die hohe Auslastung bei Spielen des Schweizer Meisters, nämlich 97 Prozent, verlangen nach mehr Sitzplätzen. Es sollen alle Sportbegeisterten in den Genuss kommen, zusätzliche Sitzplätze machen Sinn», äussert sich etwa der CVP-Vize-Fraktionschef Benny Elsener zum Anliegen. Etienne Schumpf, Fraktionschef der FDP ergänzt: «Wir erachten es als wichtig und richtig, dass der EVZ attraktive Rahmenbedingungen vorfindet, um auch weiterhin so erfolgreich zu sein.»

Kritisch gegenüber den Erweiterungsplänen sind hingegen die Alternativen – die Grünen sowie die CSP. Deren Fraktionschef Stefan Hodel gibt auf Anfrage zu bedenken: «In den Jahren 2009 und 2010 wurden für den Bau der Bossard Arena 62,5 Millionen Franken investiert. Nun sollen nach so kurzer Zeit bereits wieder um die 30 Millionen investiert werden. Damit soll die Gastrokapazität verdoppelt werden und knapp 20 Prozent mehr Plätze für Zuschauer geschaffen werden.» Dies, obwohl der EVZ in erster Linie ein Sport- und nicht ein Gastrounternehmen sei. Die SP indes verlangt, dass die Politik nun trotz der Euphorie klaren Kopf bewahre, und verlangt volle Transparenz hinsichtlich aller ins Auge gefassten Optionen.

Variante «Keep building» kommt gut an

Im Rennen sind derzeit noch verschiedene Varianten. Mit rund 50 Millionen die teuerste: Der Bossard Arena wird ein neues Dach aufgesetzt. Günstiger sind die Varianten, bei denen das Dach bloss um einige Meter angehoben wird, um auf allen Seiten die Tribünen zu erhöhen (30 bis 44 Millionen Franken). Last but not least kursiert die Variante «Keep building», welche einzig die Anhebung des bestehenden Daches auf der Nordseite vorsähe.

SP und FDP möchten sich bis dato noch nicht für eine bestimmte Variante aussprechen. Sie wünschen sich zunächst mehr Infos. Urs Bertschi, Fraktionschef der Sozialdemokraten, äussert sich dazu wie folgt: «Noch liegen viel zu wenig Fakten auf dem Tisch. Alles geht viel zu schnell.» Ein wichtiges Anliegen der SP sei die Betrachtung der städtebaulichen Situation, welche durch die angedachten Erweiterungen massiv tangiert würden. Urs Bertschi spricht sich deshalb für eine städtebauliche Begutachtung aus. Dies nicht zuletzt, da das bestehende Stadion gemeinsam mit dem Hochhaus Uptown ein gewachsenes Ganzes bilde, «an welchem nicht nach Lust und Laune herumgebastelt werden kann».

Das charakteristische Uptown-Hochhaus neben der Bossard Arena. (Bild: wia)

SVP, CVP sowie ALG sprechen sich alle für die einfacheren Varianten aus, wobei «Keep building» von mehreren Parteien als Favorit genannt wird. So auch von den Grünliberalen. Fraktionschef und Ingenieur David Meyer sagt dazu: «Diese Version bleibt weitestgehend in der Enveloppe des damaligen Bebauungsplans und begünstigt so eine baldige Umsetzung. Optisch ist sie sehr ansprechend und die geänderte Raumnutzung überzeugt. Das etwas geneigtere Dach stärkt die Charakteristik der Bossard Arena.»

Mehr zu den verschiedenen Varianten liest du hier:

Vergabe im Baurecht: Manchen Parteien ein Dorn im Auge

Angedacht ist derzeit, dass die Stadt die Bossard Arena künftig im Baurecht an den EVZ vergibt. Ein Plan, der nicht nur auf Gegenliebe stösst, gerade bei den linken Parteien. ALG-Fraktionschef Stefan Hodel dazu: «Wir haben grosse Fragezeichen zur Übergabe im Baurecht. Die Stadt wäre aus finanzieller Sicht in der Lage, den Ausbau selbst zu finanzieren, wenn dieser Ausbau wirklich nötig wäre.» SP-Mann Urs Bertschi doppelt nach: «Mit der Baurechtsvergabe begibt sich die Stadt ihrer Eigentümerrechte und wird je nachdem kaum mehr Einfluss auf weitere Entwicklungen nehmen können.»

«Wir begrüssen es, wenn das nicht transparente Dreiecksverhältnis zwischen Kunsteisbahn AG, EVZ und Stadt Zug aufgelöst wird.»

FDP-Fraktionschef Etienne Schumpf

Mehr Informationen auch zu diesem Punkt wünscht sich unter anderem die SVP. «Der EVZ, die KEB sowie die Stadt Zug müssen gemeinsam eine Lösung finden, welche für alle Betroffenen tragbar ist; nicht zuletzt auch für die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen der Stadt Zug sowie insbesondere auch der Bewohnerinnen und Bewohner des Herti-Quartiers», erklärt SVP-Fraktionschef Roman Küng.

Klar für eine Abgabe im Baurecht spricht sich die FDP aus. Fraktionschef Etienne Schumpf dazu: «Wir begrüssen es, wenn das nicht transparente Dreiecksverhältnis zwischen Kunsteisbahn AG, EVZ und Stadt Zug aufgelöst wird und die Stadt wenn immer, wo immer möglich entlastet wird, wenn private Organisationen und Vereine Verantwortung und Finanzierung übernehmen können und wollen.»

Sport ist und bleibt ein windiges Geschäft

Und was, wenn der EVZ wider aktuellen Erwartungen in einigen Jahren in finanzielle Schieflage gerät? Denn, wie GLP-Mann David Meyer sagt, ist Sport «ein mitunter windiges Geschäft und immer mal wieder anfällig für unerwünschte Investoren». ALG, SP sowie CVP stellen sich ähnliche Fragen wie der GLP-Gemeinderat David Meyer: «Sollte der EVZ in 20 Jahren ins Schlingern geraten, übernommen werden, das Baurecht veräussern wollen oder Ähnliches, wie könnte die Stadt das Stadion vorzeitig wieder zurücknehmen? Wie kann die Stadt intervenieren, wenn der EVZ gegen Ende des Baurechtvertrags das Stadion verlottern liesse und die Stadt es als Ruine übernehmen müsste? Wie stellt man sicher, dass im Stadion auch in Jahren noch Eishockey gespielt wird und es nicht zur Villa Kunterbunt verkommt?»

«Aus Sicht der SP-Fraktion ist es nicht Kernaufgabe der Stadt, privatwirtschaftliche Unternehmen wie den EVZ zu subventionieren.»

Urs Bertschi, SP-Fraktionschef

Um ein solch unschönes Szenario zu verhindern, fordert die SVP, dass im Hinblick auf die Stadionerweiterung von Anfang an transparent aufgezeigt werde, wie und in welcher Form die Finanzierung erfolgen solle. Die Freisinnigen indes wollen sich die vertraglichen Grundlagen genau anschauen, welche bis im ersten Quartal 2022 erarbeitet werden. Aufgrunddessen könnten die Chancen und Gefahren abgewogen werden.

Einen weiteren Kritikpunkt an der Abgabe im Baurecht äussert Urs Bertschi. «Aus Sicht der SP-Fraktion ist es nicht Kernaufgabe der Stadt, privatwirtschaftliche Unternehmen, wie es der EVZ eines ist, allenfalls durch eine Baurechtsvergabe samt grosszügigen Zusagen zu subventionieren, zumal der EVZ vermutlich schon heute von Sonderkonditionen im einen oder anderen Bereich profitieren konnte.»

Forderung nach klaren Organisationsverhältnissen

Trotz aller Kritik gibt es auch Vorteile an einem Baurechtsvertrag. Nämlich die Chance, eine klare Struktur in die «derzeit undurchsichtigen» Organisationsverhältnisse zu bringen. Dieser Ansicht ist nicht zuletzt auch der städtische Finanzchef André Wicki. «Der gordische Knoten, sprich EVZ – Kunsteisbahn AG Zug (KEB) – und Stadt Zug, kann damit gelöst werden. Der EVZ übernimmt die Verantwortung als Baurechtsnehmer, ist jeden Tag nahe am Geschehen und weiss, was er machen muss, die KEB wird vom EVZ übernommen und der EVZ ist somit gleich auch für den Unterhalt von allen Hallen und Aussenfläche zuständig.»

Bis frühstens 2027 soll die Erweiterung der Bossard Arena abgeschlossen sein. Die Stellungnahmen der Parteien zeigen heute: Bis dahin ist noch eine Menge zu klären. Umso besser, dass das Thema am kommenden Dienstag im Grossen Gemeinderat Einzug hält.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Ueli
    Ueli, 17.05.2021, 11:07 Uhr

    Ich hab das Gefühl, dass die Gastro und Ticket-Einnahmen bisher zu wenig Geld generieren, darum wollen sie ausbauen – kein anderer Grund. Finde es daher falsch, dass sie Solidarität der Fans in den Vordergrund schieben.

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