So reagiert die Schweiz auf Martin Pfisters Auftritt
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Der Zuger Bundesratskandidat Martin Pfister hat sich am Donnerstag erstmals einer grösseren Medienöffentlichkeit vorgestellt. zentralplus hat sich durch den Blätterdschungel gekämpft: So kommt Pfister ausserhalb der Region an.
Kaum ein Schweizer Medium kam in den vergangenen 24 Stunden ohne den Zuger Bundesratskandidaten aus. Vom «Blick» über SRF, die «Weltwoche» oder die «24 heures»: Überall lächelte den Leserinnen Martin Pfister entgegen. Die starke Medienpräsenz war absehbar: Während der 61-Jährige im Kanton Zug bestens bekannt ist, ist er ennet der Kantonsgrenzen ein «grosser Unbekannter», wie er sich selbst in einer Medienkonferenz vom Donnerstag bezeichnete (zentralplus berichtete).
Entsprechend gross war das Interesse an ihm, da er an der Konferenz zum ersten Mal öffentlich über seine Kandidatur sprach. zentralplus hat sich durch die Berichte und Kommentarspalten gekämpft, um einzufangen, wie der Baarer ausserhalb seiner bekannten Gefilde ankommt.
Pfister wirkt sympathisch
So viel vorweg: Der Zuger Gesundheitsdirektor wirkt sympathisch, so fast unisono das Urteil. Während sein Namensvetter und Favorit, der Mitte-Chef Gerhard Pfister, seine Absage mit zu geringer «Gmögigkeit» erklärte, scheint der Allenwinder dieses Problem nicht zu haben.
In der «Tagesschau», beim französischsprachigen RTS, bei «Le Temps» und auch im «Bern Einfach»-Podcast des «Nebelspalters» heisst es, er sei sympathisch und eben «gmögig». Auch wenn nicht ganz alle davon überzeugt sind. So heisst es in der Kommentarspalte von «20 Minuten»: «Der süss lächelnde Zuger ist mir nicht geheuer.»
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Fast in allen Medienberichten waren zudem seine Sprachkenntnisse Thema. Er habe sich «wacker» den Fragen der Journalisten aus der Romandie gestellt, auch wenn er zum Teil strauchelte, schreibt etwa «20 Minuten». Das Straucheln erwähnte etwa auch der «Blick» oder «Bluewin».
Zeitungen aus der Romandie wie «Le Temps» oder «La Liberté» bezeichnen sein Französisch als «eingerostet». Bei «24 heures» ist das Urteil «mühsam», aber für einen Deutschsprachigen «durchaus akzeptabel». Damit dürfte Martin Pfister gerade bei den Romands besser punkten als sein Konkurrent Markus Ritter, der für sein Französisch bereits kritisiert wurde.
Zurückhaltend oder farblos?
Ebenfalls vielfach betont haben Journalisten seine ruhige Art. Er wird mal als «zurückhaltend» und «scheu», mal als «sachlich» und «ruhig» wahrgenommen. Er erhält Zuschreibungen wie «der Oberst mit der sanften Stimme» (24 heures) oder «der Kandidat der Nachdenklichen, des Erstmalabwartens» (NZZ).
Nicht ganz einig sind sich die verschiedenen Titel, ob das ruhige Naturell des Allenwinders nun ein Vorteil oder Nachteil sei. Gemäss der «NZZ» grenzt Pfister sich mit seinem Auftreten am meisten von seinem Konkurrenten Ritter ab. «Pfister wird allein deshalb viele Stimmen machen, weil er nicht Ritter ist.» Er wirke dadurch wie ein «besonnener Politiker», der Kompromisse suche statt mit dem Kopf durch die Wand wolle, beschreibt RTS. Auch in den Kommentarspalten kommt die Art des Baarers gut an: «Ein Sachpolitiker und kein Polterer», heisst es etwa unter dem Interview im «Tages-Anzeiger». «Liefere statt lafere» in den Kommentaren beim «Blick».
Doch seine Zurückhaltung könnte auch nach hinten losgehen. Dass er keine Schnellschüsse mache, könne auch als «Ausrede verstanden werden, sich wichtigen politischen Fragen noch nicht zu stellen», so «Watson». Auch der «Blick» fragt sich, ob sich der zurückhaltende Pfister in Bern Gehör verschaffen kann. Und «24 heures» beschreibt den Wahlkampf zwischen Markus Ritter und Martin Pfister wie Feuer und Wasser. Wobei Martin Pfisters Kandidatur als «lauwarmes Wasser» beschrieben wird. Auch die Korrespondentin von «RTS Info» hält zum Auftritt des Baarers fest, er scheine nicht von Ehrgeiz zerfressen zu sein, Bundesrat zu werden. Ein Kommentar aus der «Blick»-Leserschaft: «Er wirkt irgendwie farblos, trotz des blauen Anzugs.»
Viele Positionen «in der Schwebe»
Was in mehreren Berichten ebenfalls kritisch aufgegriffen wird: Obwohl sich der Mitte-Regierungsrat mit seiner Medienkonferenz einige Tage Zeit liess, sind seine politischen Positionen bei vielen national bewegenden Themen unklar. Dazu musste er sich im Kanton Zug bisher noch kaum äussern, ein Profil beispielsweise auf Smartvote hat er wegen des «Kollegialitätsprinzips» nicht (zentralplus berichtete). «Man hat nicht wahnsinnig viel Neues erfahren», sagt Nebelspalter-Bundeshausredaktor Dominik Feusi stellvertretend für den Medientenor. Er halte «sein politisches Profil in der Schwebe», schreibt die «NZZ».
Bei konkreten Fragen, wie etwa dem Sparpotenzial beim Bund, Waffenlieferungen in die Ukraine oder seiner Meinung zu den EU-Verträgen bleibe er vage oder verweise darauf, dass er sich zuerst einlesen müsse, kritisieren mehrere Medientitel. Er «dreht sich siebenmal die Zunge im Mund um», schreibt etwa «24 heures». Damit wirke er bei den nationalen Themen noch nicht sattelfest und bringe noch nicht die Präzision mit, die es auf nationaler Politebene brauche, heisst es in der SRF-Sendung «10 vor 10».
Was jedoch nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Gemäss SRF-Inlandredaktor Matthias Strasser profitiert Pfister davon, dass sein politisches Profil noch unklar sei. So könnte er bei den Anhörungen bei mehreren Parteien überzeugen und etwa der Linken Angebote machen.
Hat Pfister Chancen? Hier herrscht Uneinigkeit
Wie die Chancen des langjährigen Zuger Regierungsrats gegen den Bauernpräsidenten Markus Ritter stehen, wird unterschiedlich beurteilt. In einem Artikel von SRF malt Politologe Adrian Vatter dem Vater vierer Kinder schlechte Chancen aus. Wenn in der Vergangenheit Regierungsrätinnen gewählt wurden, dann, wenn niemand aus dem Parlament antrat, bei Frauenduellen oder bei Protestwahlen. Gemäss ihm habe Pfister daher «wenig Aussicht auf Erfolg». Gemäss «La Liberté» habe Pfister zwar ein «solides Profil», sei aber noch weit vom Bundesrat entfernt.
- Auf jeden Fall! Zug gehört endlich wieder in die Landesregierung.
- Ich würde mich zwar freuen, aber er schafft es nicht.
- Bitte nicht! Als Regierungsrat hat er in Bundesbern nichts verloren.
Der «Nebelspalter» und die «NZZ» beurteilen ihn als valablen Kandidaten – wenn er denn für sich mobilisieren könne. Gleiches betont etwa «RTS Forum» oder «Bluewin». «Beste Chancen» attestiert hingegen der «Weltwoche»-Journalist und Ex-SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli dem 61-Jährigen. Gebe sich Pfister etwas sozialer, europafreundlicher, «linker» als Ritter, könne er auf die geeinten Stimmen von SP, Grüne und GLP hoffen, so Mörgeli. Zudem dürfte er auch einige Stimmen aus der eigenen Partei erhalten sowie dem «bauernskeptischen und romanischen Teil der FDP». Auch mit vereinzelten Stimmen der SVP dürfte Pfister rechnen – weswegen es für den Zuger gar nicht so schlecht stehe.
Das Fazit: Mit seinem ersten Auftritt konnte sich Martin Pfister als sympathische Person portieren, blieb politisch aber noch ein unbeschriebenes Blatt. Jedoch muss er weder die Öffentlichkeit noch Zeitungen für eine Wahl in den Bundesrat überzeugen, sondern die Vereinigte Bundesversammlung. Eine allfällige Wahl hängt also von seiner Vernetzungsarbeit in den nächsten Wochen bis zum 12. März ab – und seinen Auftritten bei den Anhörungen der Fraktionen.
- Teilnahme an Medienkonferenz von 6. Februar von Martin Pfister und der Mitte Zug
- Medienarchiv zentralplus
- Artikel «Watson»
- Artikel von SRF
- Artikel von SRF mit Einschätzung von Politologe Adrian Vatter
- Interview «Tages-Anzeiger» mit Gerhard Pfister
- Artikel «Blick»
- Artikel «20 Minuten»
- Interview «Tages-Anzeiger» mit Martin Pfister
- SRF-Sendung «10 vor 10»
- SRF-Sendung «Tagesschau»
- RTS-Sendung «Info»
- RTS-Sendung «Forum»
- Artikel «Aargauer Zeitung»
- Artikel «Le Temps»
- Artikel «24 heures»
- Porträt der «NZZ»
- Artikel «La Liberté»
- Kolumne von Min Li Marti bei der «PS Zeitung»
- Podcast «Bern Einfach» von «Nebelspalter»
- Artikel «Weltwoche»
- Artikel «Bluewin»
- Artikel «Cash.ch»