Stadt Luzern stellt Mentorinnen zur Seite

Wie benachteiligten Kindern der Schulstart gelingt

Wohin mit Fragen zum Schulalltag? (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Nicht immer gelingt Kindern aus zugewanderten oder armen Familien der Übertritt in die Schule. Dies, weil Eltern im Bildungsdschungel nicht durchblicken. Ein Projekt der Stadt in Zusammenarbeit mit der Caritas Luzern setzt hier an.

Damit Kindern der Start in die Schulzeit glückt, müssen die Eltern unser Schulsystem kennen. Das ist eine Challenge. Besonders für Eltern, die in die Schweiz geflüchtet sind, unsere Sprache noch kaum sprechen und isoliert oder mit wenig Geld leben.

In der Stadt Luzern gibt es viele Angebote für Kinder, denen der Schulalltag noch bevorsteht. Ist damit die Chancengerechtigkeit gesichert? Nein. Denn der Handlungsbedarf ist nach wie vor gross. Das zeigt nicht zuletzt auch die Tatsache, dass Lernende mit Migrationshintergrund überproportional tiefere Schulniveaus besuchen (zentralplus berichtete). Das sieht auch der Luzerner Stadtrat so.

Abhilfe soll ein Projekt schaffen, dass die Stadt vor fünf Jahren der Caritas Luzern als Pilotprojekt in Auftrag gegeben hat: das Elternmentoring Copilot.

Mentoren stehen Eltern bei Schulfragen zur Seite

Um was geht's dabei? Freiwillige Mentorinnen begleiten die Familien während zwei Jahren. Sie treffen sich ein- bis zweimal im Monat, erklären ihnen das Schulsystem und beantworten Fragen zum Schulalltag. Das Ziel: Den Kindern zu einem Übertritt vom Kindergarten in die Schule zu verhelfen.

Zur Zielgruppe gehören Familien, die in der Stadt Luzern wohnen. Ihre Lebenssituation sollte von mindestens zwei Risikofaktoren geprägt sein – wie etwa Zuwanderung, alleinerziehend, knappe finanzielle Mittel, soziale Isolation oder Bildungsferne.

Mentorinnen werden für Eltern zu wichtigen Vertrauenspersonen

Laut Reto Stalder, Mediensprecher bei der Caritas Luzern, stehen zugewanderte und armutsbetroffene Familien vor einer Vielzahl an Problemen. Oftmals würden ihnen soziale Kontakte fehlen. «Viele Eltern sind bildungsfern und haben keine eigenen Erfahrungen in Schweizer Schulen gesammelt. Für sie stellt der Schuleintritt oft eine besonders grosse Herausforderung dar.»

«Wir sehen oft, dass Eltern viel selbstständiger werden.»

Reto Stalder, Caritas Luzern

Beispielsweise verstehen sie die Briefe der Lehrerinnen nicht. Oder sie wissen nichts von den Sport-, Freizeit- und Musikangeboten oder schicken ihr Kind bei Schulausflügen ohne Picknick und Wanderschuhe los.

Mit dem Elternmentoring werde eine Lücke geschlossen. «Für viele Familien entwickeln sich die Copilotinnen und -piloten zu wichtigen Vertrauenspersonen», schreibt Stalder. «Wir sehen oft, dass Eltern viel selbstständiger werden. Eine Ansprechperson für Rückfragen zu haben, vermittelt den Eltern Sicherheit.» Durch die Treffen seien die meisten Eltern nach Abschluss des Projekts in der Lage, Themen der Schule selbstständiger zu bearbeiten und sich im Schulsystem besser zurechtzufinden. Zudem werden die teilnehmenden Familien mit der deutschen Sprache vertrauter.

Pilotprojekt hat sich bewährt

Ende des letzten Jahres gab es insgesamt 30 Tandems. Die Familien kamen aus neun verschiedenen Ländern. Was sie gemeinsam hatten: Zuwanderung – vor allem Fluchthintergrund – und knappe finanzielle Mittel. Diese scheinen laut Stadtrat «zwei zentrale Risikofaktoren» der teilnehmenden Familien zu sein.

«Durch die Stärkung der Eltern können die Bildungschancen der Kinder verbessert werden.»

Martin Merki, Stadtrat

Der Stadtrat will das Projekt weiterführen, wie aus einem nun vorliegenden Bericht und Antrag hervorgeht. Deswegen beantragt er einen Sonderkredit in der Höhe von 900'000 Franken für die nächsten zehn Jahre. Der Grosse Stadtrat wird voraussichtlich Anfang Februar über den Antrag entscheiden.

Das sagt der städtische Sozialdirektor

Doch wie sehr trägt das Projekt wirklich zur Chancengerechtigkeit bei? Schliesslich kostet es die Stadt auch eine Menge Geld.

«Die Wirkung des Projekts ist ausgewiesen», sagt Sozial- und Sicherheitsdirektor Martin Merki auf Anfrage. Er betont, dass neben den monatlichen Treffen die professionelle Rekrutierung, Ausbildung und Begleitung der Freiwilligen zentral sei.

Das Elternmentoring Copilot ergänze andere bestehende Angebote wie Spielgruppen, Kitas, die Mütter- und Väterberatung oder Quartierarbeit. «Das Besondere am Elternmentoring Copilot ist, dass es an der Schnittstelle Eltern-Kind-Schule ansetzt. Die Zielgruppe sind Eltern aus vulnerablen Familienverhältnissen und sozial benachteiligte Familien. Durch die Stärkung der Eltern können die Bildungschancen der Kinder verbessert werden. Dies ist ein wichtiger Beitrag für eine erfolgreiche Integration in die Gesellschaft.»

Verwendete Quellen
  • Bericht und Antrag 34 des Luzerner Stadtrats über das Elternmentoring Copilot
  • Schriftlicher Austausch mit Reto Stalder von der Caritas Luzern
  • Telefonat mit Martin Merki, Stadtrat
  • Informationen zum Projekt Copilot auf der Website der Caritas Luzern
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