Sie will eine andere Sicht in den Regierungsrat bringen
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Michaela Tschuor hat den Sprung in die Luzerner Regierung auf Anhieb geschafft. Die 45-Jährige hat ein Wunschdepartement und will einen Aspekt in die Exekutive tragen, der ihr bis anhin zu kurz kam.
Als Erstes entschuldigt sich Michaela Tschuor gleich dafür, dass sie erst am Nachmittag Zeit für ein Gespräch gefunden habe. Sie habe Hunderte Nachrichten erhalten. Wer kann es ihr verübeln? Als neu gewählte Luzerner Regierungsrätin, dazu noch als erste Frau seit acht Jahren, möchte momentan wohl gefühlt jeder Journalist des Kantons etwas von ihr. Von den Parteikollegen, Freunden und Familienangehörigen ganz zu schweigen.
Doch Tschuor findet Zeit – und ist dabei glänzend gelaunt. Die Mitte-Politikerin wurde am Sonntag mit 58'008 Stimmen im ersten Wahlgang in den fünfköpfigen Luzerner Regierungsrat gewählt (zentralplus berichtete). Sie lag damit nur gerade 400 Stimmen hinter ihrem Parteikollegen und dem Bisherigen Reto Wyss. Im politischen Luzern ist man sich einig: Das ist ein Glanzresultat (zentralplus berichtete). Der 45-Jährigen ist die Freude anzuhören. «Ich war extrem überrascht», sagt sie gegenüber zentralplus. «Ich bin in den vergangenen Wochen von einem zweiten Wahlgang ausgegangen, denn die Hürde ist im ersten Wahlgang mit dem absoluten Mehr sehr hoch.»
Förderung von Müttern liegt ihr am Herzen
Als Grund für ihr Resultat sieht Tschuor die jahrelange Absenz von Frauen im Regierungsrat – genau genommen seit Yvonne Schärlis (SP) Rücktritt 2015. «Das habe ich während des Wahlkampfs stark gespürt. Immer wieder erhielt ich Rückmeldungen, dass die weibliche Vertretung in der Regierung fehlt.» Zudem sei es von Vorteil gewesen, dass sie bürgerlich politisiere. «Die Kombination weiblich/bürgerlich und der ‹ideale Mix› haben zu einer sehr guten Mobilisierung geführt.»
Die dreifache Mutter, die in Deutschland aufwuchs und mit ihrer Familie im jugendlichen Alter in den Kanton Luzern zog, will im Regierungsrat die Familienpolitik vermehrt auf den Tisch bringen. «Dabei gibt es viele Themen. Beispielsweise die Unterstützung von Alleinerziehenden. Zudem liegt es mir am Herzen, dass wir Frauen, die beispielsweise wegen Mutterpflichten nicht mehr arbeiten, motivieren können, wieder einen Beruf auszuüben.» Es sei wichtig, dass sie als Frau eine andere Sicht in das Gremium bringen könne. Denn: «Manchmal fehlen mir bei den männlichen Regierungsräten einige Aspekte.»
Das Gesundheitsdepartement im Fokus
Die promovierte Gesundheitsrechtlerin würde am liebsten das Gesundheits- und Sozialdepartement übernehmen, wie sie sagt. Sie wäre damit Nachfolgerin des abtretenden Mitte-Regierungsrats Guido Graf. «Themen wie das Asylwesen oder der Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich reizen mich.» Mit ihrer Ausbildung und auch ihrer Erfahrung als Sozialvorsteherin von Wikon würde sie wichtige Ideen einbringen können. «Doch es ist klar: Wir werden das im Gremium anschauen und gemeinsam entscheiden, wer welches Departement übernimmt.»
Apropos Wikon: 2012 wurde sie in den Gemeinderat gewählt, seit vier Jahren ist sie Gemeindepräsidentin im Wiggertal. Das Amt wird sie als Regierungsrätin nicht mehr ausführen können. Voraussichtlich demissioniert sie per Ende Mai, wie Tschuor sagt.
Tschuor tippt auf einen Zweikampf
Und dann folgt der Amtsantritt in der kantonalen Exekutive. Den zweiten Wahlgang kann Tschuor, die mit einem Bündner verheiratet ist, nun entspannt angehen und von der Ferne aus verfolgen. Drei der fünf Sitze im Regierungsrat sind vergeben. Am 14. Mai werden die letzten beiden Sitze vergeben.
Tschuor geht davon aus, dass SVP-Kandidat Armin Hartmann die Wahl schafft. «Dann läuft es wohl auf einen Zweikampf zwischen Claudia Huser (GLP) und Ylfete Fanaj (SP) hinaus. Ich habe im Kantonsrat mit beiden sehr gut zusammengearbeitet. Sie sind beide sehr kompetent.» Aber nein, eine Wahlempfehlung gebe sie keine ab. «Das überlasse ich den Wählern», sagt sie gut gelaunt. Diese gute Laune wird Michaela Tschuor wohl noch eine Weile haben, obwohl sie vielleicht nicht immer für alle Personen, die etwas von ihr wollen, Zeit finden wird.
- Telefongespräch mit Michaela Tschuor
- Resultate Regierungsratswahlen
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