BDP macht Gay-Wahlkampf

Sie sind schwul – und das ist gut so

Die Spitze der BDP Luzern steht dazu: Co-Präsident Denis Kläfiger und Parteiskretär Nico Planzer. (Bild: zvg)

Eine Luzerner Partei gibt in der Gay-Szene Vollgas. Die BDP schaltet Inserate in Schwulenmagazinen, nimmt an Gay-Prides teil und gibt am Sonntag ein offzielles Liebes-Coming-Out von Co-Präsident und Parteisekretär. Im aktuellen Nationalratswahlkamf sorgt das für Pfiff.

Für Denis Kläfiger (24) und Nico Planzer (20) ist es selbstverständlich. Beide sind schwul und stehen öffentlich dazu. Zusammen posieren sie für ein Inserat in der Schwulenzeitschrift «Gaymagazine». 

Das alleine wäre ja noch nichts Besonderes: Die zwei bringen allerdings mit ihrer offen gelebten Homosexualität den politischen Wahlkampf in Schwung. Kläfiger ist Co-Präsident und Planzer Parteisekretär der Luzerner BDP – wohlbemerkt einer profiliert bürgerlichen Partei. 

«Öffentliche Auftritte in Luzern sind für uns eher schwierig.»

Nico Planzer, Parteisekretär BDP

Ein Coming out für die Politik

Die Luzerner Partei setzt im aktuellen Wahlkampf stark auf LGBT-Themen (Lesbian-Gay-Bisexuel-Trans-Community). «Wir wollen eine Vorbildfunktion einnehmen und Politiker motivieren, sich ebenfalls mehr den Schwulen und Lesben anzunehmen», sagt Co-Präsident Denis Kläfiger. Seine Partei war dieses Jahr bei den beiden «Gay Prides» in Sion und Zürich aktiv vertreten. 

Denis Kläfiger mit BDP-Fahne und Parteimitgliedern an einer LGBT-Veranstaltung in Zürich (Foto mbe).

Denis Kläfiger mit BDP-Fahne und Parteimitgliedern an einer LGBT-Veranstaltung in Zürich (Foto mbe).

Am Sonntag wollen sich Kläfiger und Planzer zudem am «Coming-Out-Day» präsentieren. Damit tragen sie ihr Liebesleben offensiv in die Öffentlichkeit. «Denis Kläfiger und Nico Planzer stehen offen zu ihrer Beziehung und möchten mit ihrem Outing ein Zeichen für mehr Toleranz und Akzeptanz setzen», teilen sie per Partei-Communiqué mit. Wie viele Mitglieder ihrer Partei ebenfalls noch schwul oder lesbisch sind, wissen sie nicht. «Wir haben noch keine Umfragen gestartet.»

Luzern gelte im Vergleich zu anderen Kantonen als konservativ. Das stört die zwei. «Öffentliche Auftritte sind für uns eher schwierig», sagt Nico Planzer. «Luzern ist zwar einerseits weltoffen und geprägt durch die Tourismusindustrie. Doch schaut man sich die Abstimmungen an, so hat zum Beispiel auch die politische Mitte einen altmodischen Touch», sagt Planzer. 

«Besonders im Internet sind schwulenfeindliche Äusserungen noch viel zu häufig»

Nico Planzer

Einsatz für die Adoption 

Konkret kämpfen Planzer und Kläfiger etwa für die Adoption von Kindern für lesbische und schwule Paare; die Stiefkindadoption so wie auch die Volladoption. Ausserdem für einen besseren rechtlichen Schutz bei «Hate-Crimining», also beispielsweise antisemitisch, rassistisch oder ausländerfeindlich motivierte Straftaten. «Besonders im Internet sind schwulenfeindliche Äusserungen noch viel zu häufig», sagt Planzer. 

Denis Kläfiger ergänzt, vor anderthalb Jahren hätten sie angefangen, das Thema auf verschiedenen Ebenen anzugehen. «Wir sehen uns verpflichtet, etwas zu tun», sagt der Co-Präsident. Fassungslos habe er damals etwa von intoleranten Äusserungen wie zum Beispiel jene des SVP-Nationalrats Toni Bortoluzzi gelesen. Dieser bezeichnete Schwule und Lesben als «Fehlgeleitete» mit «unnatürlichem Verhalten». Sie hätten einen «Hirnlappen», der «verkehrt läuft.» (Siehe Artikel von «beobachter.ch»). 

Mit Kalkül zum Wählersegment

Klar agieren die zwei Luzerner nicht ohne Hintergedanken. Die LGBT-Themen werden von der BDP Luzern bewusst und mit politischem Kalkül besetzt. Der Wähleranteil der kleinen Partei liegt nur gerade bei 0,88 Prozent (Kantonsratswahlen). «Die LGBT-Community ist ein Wählersegment, das noch stark vernachlässigt wird», erklärt Kläfiger. 

Bei der Mutterpartei kommt die Richtung gut an. Denn auch die BDP Schweiz schreibt sich als klar bürgerliche Partei die Gleichstellungsthemen auf die Fahne. Sie fordert die gleichen Rechte und Pflichten für alle. Anfang März wurde die nationale Gleichstellungsgruppe «Pink Bees» gegründet. Immer vorne mit dabei: Denis Kläfiger und Nico Planzer.

Warum nicht SP, Grüne oder Grünliberale?

Allerdings setzen sich andere Parteien ebenfalls für die Bedürfnisse von Homosexuellen ein. So zum Beispiel die SP und die Grünen, die sich traditionell für Minderheiten stark machen. Sowie auch die Grünliberalen, welche einen konsequent gesellschaftsliberalen Kurs verfolgen.

Warum haben sich Kläfiger und Planzer nicht für linke Parteien entschieden, welche sich seit Jahrzehnten für Gleichstellung einsetzen? Die sexuelle Ausrichtung sage noch nichts über die politische Einstellung aus, sagt Nico Planzer. «Das Bedürfnis nach einer modernen bürgerlichen Partei ist gross». Das Rechts-Links-Schema greife für Homosexuelle zu kurz. «Es gibt viele Schwule und Lesben, die etwa eine eigene Unternehmung führen und sich deshalb eher auf der bürgerlichen Seite des politischen Spektrums sehen», so Planzer.

Aktuell bewirtschaftet keine andere Partei die LGBT-Themen so aktiv wie die BDP. Der grüne Kantonsrat Michael Töngi sagt zum offensiven Engagement der Konkurrenz: «Für die Grünen ist es nichts Neues und seit Jahzehnten eine Selbstverständlichkeit, sich für die Anliegen von Homosexuellen einzusetzen.» Dass sich die BDP die Vertretung der Schwulen und Lesben speziell für den Wahlkampf auf die Fahne geschrieben hat, findet Töngi gut.

Die BDP Schweiz verlässt sich im Wahlkampf vor allem auf ihre Bundesrätin Eveline-Widmer Schlumpf als Zugpferd. Die weiteren politischen Statements der Partei lauten «für Frauen in Wirtschaft und Politik», «pro Energiewende» und für einen «bilateralen Weg ohne EU-Beitritt».

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