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War sichtlich enttäuscht: Stefan Roth.
(Bild: jakob ineichen)Der Luzerner Stadtpräsident Stefan Roth (CVP) hat eine herbe Niederlage einstecken müssen. Er wurde vom Volk weder als Stadtrat noch als Stapi bestätigt. Dafür hat es der SP-Neuling Beat Züsli im ersten Wahlgang geschafft. Soll die SP nun im zweiten Wahlgang mit einem neuen Kandidaten für eine linke Mehrheit kämpfen? Soll Roth als Stapi-Kandidat zurücktreten? Hat SVP-With überhaupt noch eine Chance? Die Debatte ist eröffnet.
Die Stadtluzerner sind sozialer geworden. Völlig überraschend haben sie im ersten Wahlgang der Luzerner Stadtratswahlen den einem linken FDP-Flügel angehörigen Martin Merki (FDP, bisher, 11’531 Stimmen), Adrian Borgula (Grüne, bisher, 10’545) und Beat Züsli (SP, neu, 10’515) gewählt.
CVP-Stadtrat und Stapi Stefan Roth hat einen rabenschwarzen Tag eingefahren. Roth landete fast 2000 Stimmen hinter Züsli und muss in den zweiten Wahlgang. Auch Manuela Jost (GLP, bisher, 7809) und Peter With (SVP, neu, 6801) müssen nochmals antreten.
(Bild: les)
Für die SP hätten die Stadtratswahlen nicht besser laufen können. Ihr Kandidat Beat Züsli schaffte die Wahl gleich auf Anhieb. Da stellt sich die Frage: Zaubern die Genossen für den zweiten Wahlgang einen neuen Kandidaten aus dem Hut, um im Stadtrat eine linke Mehrheit zu erkämpfen? Mit den gewählten Züsli und Borgula und einem zweiten SP-Kandidaten hätte die Linke im fünfköpfigen Gremium eine Mehrheit. Doch Parteipräsident Claudio Soldati hebt deswegen nicht ab: «Beats Resultat ist fantastisch, damit hätten wir nicht gerechnet.» Dennoch glaube er eher nicht, dass die SP am 5. Juni mit noch einem Kandidaten ins Rennen gehen werde. «Der eine Sitz der SP im Stadtrat ist unbestritten. Aber wenn wir nun noch mit einem zweiten Kandidaten antreten würden, könnte uns das als überheblich ausgelegt werden.» Entschieden sei aber noch nichts, man müsse die Resultate, auch aus dem Stadtparlament, nun analysieren.
SP-Neuling gleich doppelt vor
Im Kampf ums Stadtpräsidium erreichten weder Züsli noch Roth das absolute Mehr. Züsli setzte sich aber mit 8700 Stimmen knapp vor Roth (8518). Auch damit hat niemand gerechnet, und auch das war eine herbe Schlappe für den seit 2012 amtierenden CVP-Magistraten.
Roth war nach Bekanntgabe der Wahl denn auch sichtlich enttäuscht. Gab sich aber Mühe, keine Untergangsstimmung aufkommen zu lassen: «Wir müssen die Ergebnisse nun aufarbeiten und analysieren. Das Ziel muss sein, im zweiten Wahlgang die Kräfte zu bündeln. Wir müssen uns entscheiden, ob wir einen bürgerlichen Stadtrat und Stadtpräsidenten wollen oder einen Linken.»
Roth räumt Versäumnisse ein
Unter Besuchern der Wahlveranstaltung im Stadthaus wurde bereits orakelt, ob Roth als Stapi im zweiten Wahlgang nicht kapitulieren sollte – um Martin Merki den Vorzug zu geben, da dieser ein sensationelles Resultat erzielt hat. Doch zu solchen Aussagen will sich Roth nicht äussern. Man müsse die Resultate nun erst mal in Ruhe anschauen.
(Bild: Jakob Ineichen)
Als Erklärung für sein schlechtes Abschneiden bringt Roth die Finanzen ins Spiel: «Ich musste als Finanzdirektor einige unangenehme Entscheidungen fällen, die nicht allen gepasst haben.» Damit spricht er unter anderem Sparmassnahmen im Bereich Bildung und Quartierarbeit an, die wegen der finanziellen Schieflage der Stadt nötig wurden. Er räumt aber auch ein: «Eventuell waren wir zu zuversichtlich. Das könnte dazu geführt haben, dass ich und meine Partei nicht hundertprozentig die Wähler mobilisieren konnten.» Das wiederum sei den linken Parteien viel besser gelungen, was sich auch in den sehr guten Resultaten des Juso- und Junge-Grüne-Kandidaten gezeigt habe.
Züsli ist völlig überrascht
Für Beat Züsli hingegen war dieser Wahlsonntag ein Highlight in seiner politischen Karriere. Der Ex-Grossstadtrat und Neo-Stadtrat gab sich denn vor den Medien auch entsprechend gut gelaunt – wobei grosse Emotionen nicht das Ding von Züsli sind. «Ich freue mich wahnsinnig und hätte nie mit diesem Resultat gerechnet. Als Neuer so gut abzuschneiden, das hat mich überrascht.» Das gute Resultat erklärt sich Züsli mit den Themen, für die er sich einsetzt: «Ich stehe ein für die Förderung des öffentlichen Verkehrs und des sozialen Wohnungsbaus. Das ist in der Bevölkerung offenbar gut angekommen.»
(Bild: jakob ineichen)
Ob er im zweiten Wahlgang im Kampf ums Stadtpräsidium Chancen habe, müsse sich aber erst zeigen. «Wenn die Bevölkerung gleich wählt, wie heute, sieht es gut aus.» Gut möglich aber, dass nun vielen bürgerlichen Nichtwählern das Herz in die Hose gerutscht ist – und sie am 5. Juni deshalb geballt doch noch an die Urne gehen.
Manuela Jost ist nicht erstaunt
Manuela Jost von den Grünliberalen nimmt ihre Nichtwahl gelassen. «Baudirektoren haben grundsätzlich immer schlechte Resultate, weil sie es nicht allen recht machen können», erklärt sie. Damit spricht sie dem Emmer Baudirektor Josef Schmidli wohl aus dem Herzen. «Ich bin aber froh, dass ich unter den Nichtgewählten auf dem zweiten Platz bin.» Sie habe ohnehin damit gerechnet, dass sie in einen zweiten Wahlgang müsse. Jost freut sich, dass sie mit ihrem Resultat immerhin vor ihrem Herausforderer Peter With von der SVP liegt.
(Bild: jakob ineichen)
Klar ist, dass Manuela Jost für den zweiten Wahlgang Gas geben muss. «Ich werde herausstreichen, dass es mich in der Stadtregierung braucht. Ich werde herausstreichen, dass es eine liberale Mitte braucht, dass ich ausgleichend wirken kann und dass es im Stadtrat auch eine Frau braucht.» Auf die Frage, ob sie im zweiten Wahlgang mit der Unterstützung der SP, der Grünen und allenfalls der FDP rechne, bleibt die Antwort von Manuel Jost eher allgemein: «Es ist immer besser, wenn man Unterstützung hat.»
Peter With findet’s «nicht schlecht»
Peter With von der SVP liegt mit seinem Resultat rund tausend Stimmen hinter Manuela Jost. Dennoch findet er sein Resultat «gar nicht so schlecht». «Ich wäre überrascht gewesen, wenn ich mich schon im ersten Wahlgang hätte durchsetzen können.»
(Bild: jakob ineichen)
Peter With hatte bekanntlich die Unterstützung der FDP, von Teilen der CVP und vom städtischen Wirtschaftsverband. Hat das nichts genützt? «Ich musste gegen eine Bisherige antreten», sagt With mit Blick auf seine Konkurrentin Manuela Jost. «Natürlich habe ich gehofft, dass ich mich vor Manuela Jost positionieren kann. Aber jetzt geht es um den zweiten Wahlgang, und da wird es nun spannend.» Dabei werden die Karten neu gemischt: Die Linken haben ihre Sitze im Trockenen, und ihr Support wird kaum dem SVP-Mann gelten. «Für mich gibt es einiges aufzuholen», gibt Peter With zu. Ob er im Falle einer Nichtwahl in vier Jahren erneut antreten werde, weiss er noch nicht. «Vorerst gilt: Ich werfe die Flinte nicht ins Korn.»
Merki fast sprachlos
Irgendwie sprachlos wirkt Martin Merki von der FDP, der das beste Resultat macht. «Ich kann mir dieses Resultat nicht erklären», sagt er unumwunden, «ich bin aber froh, dass ich so gut wiedergewählt worden bin, und ich bin dankbar, dass es so herausgekommen ist.» Das mache ihn aber nicht übermütig. «Ich hebe deswegen nicht ab.»
(Bild: jakob ineichen)
Merki will selber nicht einschätzen, ob er als Sozialdirektor einen guten Job gemacht hat. «Das sollen andere machen.» Dabei ist aber klar, dass die Arbeitslast in seinem Departement steigen wird. Es geht dabei um die Sozialhilfe, aber auch um die steigenden Anforderungen bei der Integration von Flüchtlingen. «Der Druck wächst überall», meint Merki, «und schwierig bleibt es immer.» Es gehe darum, pragmatische Lösungen zu finden.
Borgula trauert um Lebenspartnerin
Der ebenfalls mit einem tollen Resultat wieder gewählte Stadtrat Adrian Borgula war an diesem Sonntag nicht im Stadthaus anwesend. Er gab keine Statements ab. Grund ist der Tod seiner Lebenspartnerin Gaby Müller vom 22. April. Borgula wird ab dem 9. Mai wieder zur Arbeit antreten.
Sie möchten mehr über die Stadtratskandidaten wissen? Hier geht’s zu unseren spannenden 30-Fragen-Interviews, die wir im Vorfeld der Wahlen mit den Kandidaten geführt haben, samt Video-Statements:
- Adrian Borgula: «Ich habe alle meine Geschäfte durchgebracht»
- Martin Merki: «Wir müssen uns bei der Integration anstrengen»
- Manuela Jost: «Ich musste mich da richtig reinknien»
- Peter With: «Es würde sich weniger ändern, als viele befürchten»
- Beat Züsli: «Schlaftablette passt nicht zu mir»
- Stefan Roth: «Warum immer so pessimistisch?»
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Mehr Bilder aus dem Stadthaus finden Sie hier in unserer Slideshow:
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