«Der Entzug des Vertrauens machte mich betroffen»

Roth hat Abwahl als Stapi nicht verdaut

War sichtlich enttäuscht: Stefan Roth.

(Bild: jakob ineichen)

«Ich habe mich mit viel Begeisterung und Leidenschaft für unsere Stadt eingesetzt», schreibt Stefan Roth. Aber die Abwahl als Stadtpräsident hat er nie verdaut: Sie habe emotionale und physische Spuren hinterlassen. Deshalb tritt er auf Mitte September als Stadtrat zurück. Seine berufliche Zukunft lässt er offen.

Seit Mittwochmorgen weiss man: Stefan Roth tritt per Mitte September als Stadtrat und Finanzdirektor zurück (zentralplus berichtete). In einer Mitteilung liefert er nun die Gründe: «Der Entzug des Vertrauens durch die Stimmbevölkerung hat mich zutiefst betroffen gemacht. Der bevorstehende Rollenwechsel beschäftigt mich daher und hinterlässt emotionale und physische Spuren», schreibt Stefan Roth (zur Medienmitteilung als PDF).

Aufgabe entsprach nicht Erwartungen

Die künftige Aufgabe und Funktion – als Stadtrat und Finanzdirektor – hätte nicht seinen Erwartungen enstprochen, was sich negativ auf seine Aufgabenerfüllung ausgewirkt hätte. Nach sorgfältigen und intensiven Gesprächen mit seiner Familie sei er zum Schluss gekommen, den Rücktritt einzureichen. Der Stadtrat habe dem Gesuch entsprochen.

«Ich habe mich als Stadtpräsident wohlgefühlt und mich mit viel Begeisterung und Leidenschaft für unsere Stadt eingesetzt», schreibt Roth. Die Leitung des Stadtratsgremiums sei eine motivierende und anspruchsvolle und herausfordernde Aufgabe gewesen.

Basis für die Zukunft geschaffen

Roth geht mit gutem Gewissen: Die finanzpolitischen Zielsetzungen seien erreicht worden, «die Basis für eine prosperierende Stadt» sei geschaffen. Für die nächsten Jahre würden sich erfreuliche Überschüsse abzeichnen. Jährlich 1000 neue Arbeitsplätze seien Ausdruck von optimalen Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Tourismus. «Auf diesen Aussichten lässt sich aufbauen und darauf bin ich stolz.»

Roth will mit 55 Jahren offen für Neues sein, sein Leistungsausweis sowie sein engmaschiges Netzwerk seien Grundlage für eine berufliche Neuausrichtung. Was er nach Mitte September genau tun werde, verrät er noch nicht. «Ich nehme mir genügend Zeit für eine systematische Standortbestimmung.» Danach freue er sich auf neue berufliche Perspektiven.

Roth bleibt Kantonsrat

Der Littauer Stefan Roth wurde 2010 Finanzdirektor und 2012 zum Stadtpräsidenten von Luzern gewählt. «Er hat sich dafür eingesetzt, Littau und Luzern zu einer einheitlichen Gemeinde zusammenzuführen», schreibt seine Partei, die CVP Stadt Luzern. Stefan Roth werde eine Stadt hinterlassen, die finanziell gut aufgestellt ist, teilt die Partei mit.

Stefan Roth verschwindetn nicht ganz von der politischen Bildfläche: «Er bleibt als Kantonsrat weiterhin mit Partei, Politik und Stadt verbunden», schreibt die CVP.

Zwischen Mitte September und der Neuwahl entsteht in der Finanzdirektion eine Vakanz von mindestens zwei Monaten. Während dieser Zeit übernimmt Roths Stellvertreter seine Aufgaben: Dies ist Sozialdirektor Martin Merki (FDP).

So geht’s weiter: Am 27. November könnte gewählt werden

Stefan Roths Rücktritt Mitte September bedeutet auch, dass in der Stadt Luzern erneut Wahlen nötig werden. Wann diese stattfinden, ist noch offen – es liegt am Stadtrat ein Datum festzulegen. Die CVP Stadt Luzern hält wenig überraschend an ihrem Sitz fest, «die Partei verfüge über diverse ausgewiesene Persönlichkeiten, welche die Voraussetzungen für die Nachfolge des Finanzdirektors erfüllen», teilt die CVP am Mittwoch mit.

In den nächsten Tagen führt die Partei Gespräche mit potentiellen Nachfolgern, an einer ausserordentlichen Parteiversammlung spätestens Mitte September wird schliesslich ein Kandidat oder eine Kandidatin nominiert. Den genauen Fahrplan legt die CVP nach ihrer Parteileitungssitzung am 23. August vor.

Auch wenn die Ersatzwahl sofort in die Wege geleitet wird, braucht es sicher rund zwei Monate Vorlaufzeit: Bis sieben Wochen vor dem Wahldatum können die Parteien Wahlvorschläge einreichen, diese müssen geprüft werden, danach müssen die Unterlagen gedruckt und verschickt werden. Spätestens drei Wochen vor dem Wahltermin müssen die Unterlagen beim Stimmbürger sein.

Sollte die Ersatzwahl auf einen Wahlsonntag gelegt werden, wäre der 27. November ein logischer umd möglicher Termin für die Wahl von Roths Nachfolger. Sie könnte aber auch einem anderen Sonntag stattfinden. Für die Ersatzwahl ist wie bei Exekutivwahlen üblich das absolute Mehr nötig. Das heisst, es könnte wiederum einen zweiten Wahlgang geben, dieser würde wohl erst 2017 stattfinden.

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