Luzern legt trotz Uni 32 Millionen drauf

Reichen die «billigen» Fakultäten nicht mehr?

Ende November sagte Luzern mit 55,1 Prozent «Ja» zur neuen Wirtschaftsfakultät an der Uni Luzern.

(Bild: zentralplus)

Studenten kosten einiges. Und ein Uni-Kanton erhält Gelder von Kantonen, die keine haben. Luzern aber zahlt als Universitätskanton jährlich rund 30 Millionen drauf. Ist die Uni Luzern schlicht zu klein um zu rentieren, oder brauchen wir einfach eine Medizinische Fakultät?

Luzern hat eine Universität, während andere Kantone keine haben. Und Studierende kosten – sie kosten so einiges. Deshalb bezahlen die Kantone sich gegenseitig Beiträge für die Ausbildung ihrer Studenten.

Der Kanton Luzern bezahlt dabei über 46 Millionen an andere Universitäten, während er lediglich 14 Millionen erhält. Er zahlt also, obwohl er eine Universität hat, über 30 Millionen drauf. Üblicherweise erhalten Universitätskantone mehr als sie bezahlen – da Studenten aus anderen Kantonen bei ihnen studieren können. Ist die Universität Luzern einfach zu klein um bei dieser Rechnung im Plus abzuschliessen? Oder müsste eine Medizinische Fakultät her, oder eine Wirtschaftsfakultät, wie bereits mehrmals diskutiert wurde?

Die Grösse

Die Universität Luzern ist eine der kleinsten in der Schweiz. Weniger als 3’000 Studenten sind eingeschrieben. Vergleiche mit Zürich und seinen über 25’000 Studierenden machen demnach nicht viel Sinn. Am nächsten kommen Luzern die Universitäten Freiburg und St. Gallen mit 7’500 und 10’000 Immatrikulierten. Ist die Universität Luzern also schlichtweg zu klein, um zu rentieren? «Es besuchen doppelt so viele Luzerner Studierende eine ausserkantonale Universität, als die Uni Luzern ausserkantonale Studierende aufnimmt», erklärt Uschi Herzog, Zuständige für die Koordination Schulabkommen des Kantons Luzern. Daher sei es logisch, dass der Kanton mehr bezahle, als er erhalte.

«Ein Wachstum lohnt sich aus mehreren Gründen.»
Lukas Portmann, Kommunikationsbeauftragter der Universität Luzern

Deshalb lohne sich ein Ausbau der Universität Luzern, sagt der Kommunikationsbeauftragte Lukas Portmann. «Ein Wachstum lohnt sich aber aus mehreren Gründen.» So würden die Kosten breiter verteilt werden können. Es gäbe bei einer Erweiterung des Studienangebots auch zusätzliche Kombinationsmöglichkeiten für Studenten und Professoren.

Eine Erweiterung des Angebots habe für Luzern noch einen zusätzlichen wichtigen Aspekt: «Die Universität Luzern verfügt über keine Wachstumsfächer. Wenn, wie in Szenarien des Bundesamts für Statistik dargelegt, die Zahl der Maturanden abnimmt, bedeutet dies, dass wir überdurchschnittlich davon betroffen sein werden.» Deshalb mache es Sinn, das Angebot um ein beliebtes Fach auszubauen, welches auch zukünftig mehr Studenten anzieht.

Regelung der Beiträge

Die Interkantonale Universitätsvereinbarung (IUV) regelt die Verteilung der Beiträge seit den 90er Jahren. Die Universität Luzern erhält dabei IUV-Beiträge für die Aufnahme ausserkantonaler Studierender in der Höhe von 14 Millionen Franken für das Studienjahr 2013/14. Die Uni Freiburg erhält 58 Millionen, die Uni St.Gallen 32 Millionen von den anderen Kantonen.

Was bezahlt der Kanton Luzern an andere Universitätskantone?

Dabei muss man beachten, dass alle Kantone mit Universitäten ebenfalls Beiträge an andere Universitätskantone leisten. Diese sind jedoch meist um einiges tiefer als die Beiträge, die sie erhalten.

Luzern bezahlt jährlich ungefähr 46 Millionen an andere Kantone. Mit den 14 Millionen, die Luzern einnimmt gerät er aktuell 32 Millionen unter den Strich. In Freiburg liegen die Ausgaben bei 19 Millionen und die Einnahmen bei 58 Millionen. Dadurch erhält der Kanton Freiburg jährlich 39 Millionen. St. Gallen hingegen bewegt sich in einem ähnlichen Einnahmebereich wie Luzern. Zahlt jedoch lediglich knappe 8 Millionen jährlich drauf – rund ein Drittel davon, was Luzern bezahlt.

Die Beiträge erhält Luzern hauptsächlich aus Zürich, Aargau, Zug, Tessin, St. Gallen, Bern, Schwyz und Graubünden. Bezahlt wird vom Kanton Luzern am meisten an Bern, Zürich und Basel, da dort die meisten Luzerner Maturanden ihr Studium in Angriff nehmen. Denn massgeblich für die Ausrichtung von IUV-Beiträgen ist nicht der aktuelle Wohnsitz eines Studenten, sondern jener zum Zeitpunkt, als die Maturität erworben wurde. Danach sind 26 Prozent der Studierenden an der Universität Luzern aus dem Kanton Luzern – dafür gibt es keine Beiträge.

Die günstigen Fakultäten

Doch nicht nur die Anzahl der Studierenden ist entscheidend. Auch was sie studieren, bestimmt über die Höhe der Beiträge. Bei den IUV-Beiträgen werden nämlich drei Tarifgruppen von Fakultäten unterschieden. Das macht Sinn, denn eine Medizinstudentin kostet den Kanton durchschnittlich einiges mehr als ein Ethnologie-Student. Man rechnet dabei mit rund 10’000 Franken pro Jahr für einen Studenten der Geistes- und Sozialwissenschaften – also der ersten Fakultätsgruppe. Für einen Studenten der dritten Fakultätsgruppe, im Bereich der Medizin, bezahlt der Kanton über 50’000 Franken pro Jahr und Student.

In Luzern sind alle Fakultäten der niedrigsten Tarifgruppe zuzuordnen. Also nur die günstigen Studiengänge werden angeboten. Der Kanton erhält damit auch nur die niedrigsten Beiträge, zahlt aber für die eigenen Studierenden an anderen Universitäten in allen Tarifgruppen.

Aus all diesen Gründen stellt sich die Frage, ob sich eine Medizinische Fakultät für Luzern nicht lohnen würde. Lukas Portmann von der Uni Luzern erwähnt, dass derzeit eine Arbeitsgruppe die Schaffung eines Masterstudiengangs Medizin an der Universität Luzern prüft. «Eine Medizinische Fakultät mit dem gesamten Studienprogramm ist im Kanton Luzern jedoch kein Thema», so Portmann. Denn der Strategieprozess 2012-2020 der Universität habe gezeigt, dass eine solche Fakultät den Kanton jährlich Dutzende Millionen Franken kosten würde. Dies wäre für den Kanton derzeit nicht tragbar.

Zur Uni-Geschichte

Erst seit 2005 zählt Luzern offiziell als Universitätskanton. Dies, obwohl die Geschichte der Uni Luzern wie Zürich oder Basel bereits im 16. Jahrhundert begann. Doch erst 1993 wurde die Geisteswissenschaftliche Fakultät geschaffen, im Jahr 2000 schliesslich stimmte die Luzerner Bevölkerung dem Universitätsgesetz zu und befürwortete damit die Gründung der Universität Luzern. Eine Selbstwahrnehmung als Universitätsstadt begann daher viel später als in anderen Städten.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon