Grosser Schritt in Richtung E-Government

Premiere: Zuger können sich eine digitale Identität zulegen

Wann kriegen die Zuger einen richtigen Avatar wie in James Camerons Film? Ein erster Schritt wäre gemacht.

(Bild: zvg)

Die Schweiz ist in Sachen E-Goverment ein Entwicklungsland. Die Stadt Zug will das ändern und bietet ihren Einwohnern ab September die Möglichkeit, eine offiziell anerkannte elektronische Identität zu schaffen. Als künstliche Personen können sie in Zukunft eine Menge Sachen anstellen.

Estland hat sie schon lange: die elektronische Identität. Damit kann man mit dem Handy abstimmen oder als Firma elektronisch Geschäfte abwickeln. In der Schweiz tut man sich schwer damit, ähnlich innovativ zu sein. Beim Bund werden zentralisierte Lösungen geprüft – wie etwa beim Projekt «Suisse ID». Doch heute konnten sich diese nicht durchsetzen. Dies liegt vor allem daran, dass sie in der Anwendung kompliziert sind und technisch schon als veraltet gelten.

«Wir wollen einen einzigen digitalen Pass für alle möglichen Anwendungen.»

Dolfi Müller, Stadtpräsident Zug

Die Stadt Zug verfolgt gemäss Stadtpräsident Dolfi Müller einen eigenen Weg: «Wir wollen eine einzige elektronische Identität – eine Art digitalen Pass – für alle möglichen Anwendungen. Und wir wollen diese digitale ID nicht zentralisiert bei der Stadt, sondern auf der Blockchain. Wir überprüfen und bestätigen lediglich die Identität einer Person.»

Künstliches Ich bezahlt Parkgebühren und mietet Säle

Einen richtigen Avatar wie in James Camerons Film «Avatar – Aufbruch nach Pandora» (2009) kann man mit der neuen Zuger ID zwar noch nicht steuern. Aber was nicht ist, kann ja dereinst noch werden.

Denn die Anwendungen sollen sich dabei nicht allein auf städtische Dienstleistungen wie Gebühreninkasso oder Raumvermietung beschränken. Die Zuger möchten endlich auch einen Schritt in Richtung E-Government tun. Weil der Bund die ID für amtliche Abstimmungen noch nicht bewilligt hat, beabsichtigt man erst mal eine Konsultativabstimmung über «e-Voting» durchzuführen – voraussichtlich im Frühling 2018. «Man könnte dabei möglicherweise über die Öffnungszeiten der Badis entscheiden», erklärt Dieter Müller, Mediensprecher der Stadt.

Mehrwert an Sicherheit

Die Stadt Zug preist ihre Idee als weltweite Premiere an. Doch wo liegt der Unterschied zu den digitalen Identitäten, wie sie Estland kennt? «In Estland ist man zentral beim Staat registriert», sagt Müller. Zug hingegen speichere die Identitäten nicht zentral. Sie seien dezentral auf einer Blockchain hinterlegt. «Das bringt punkto Datensicherheit grosse Vorteile», so Dieter Müller.

Benutzt wird die digitale ID über eine App, welche die Projektverantwortlichen auf der Plattform der Ethereum-Blockchain entwickelt haben. Ethereum ist derzeit die weltweit zweitgrösste Blockchain nach Bitcoin. Sie hat ihre Wurzeln in Zug. Mit der Neuerung zeigt die Stadt Zug auch, dass sie auf die neue, von einer Zuger Stiftung geschaffene Technologie vertraut.

Im Crypto Valley Zug geht’s schneller

An der Entwicklung beteiligt waren das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern sowie die Firmen Consensys-uPort aus Zug und ti&m aus Zürich. Mathias Bucher, Dozent am IFZ, hat das Ganze koordiniert.

Den Wert des Zuger Pionierprojekts erklärt Bucher wie folgt: Heute lägen unsere digitale Fingerabdrücke noch bei grossen Suchmaschinen und sozialen Netzwerken, die daraus Profit schlagen. «Eine selbst verwaltete, sichere und beglaubigte Identität ist für das Funktionieren einer immer digitaleren Gesellschaft aber unabdingbar», so Bucher. Es spreche für das Crypto Valley Zug, «dass wir in Zusammenarbeit von Forschung, Industrie und Behörden eine solche Identität pragmatisch realisieren können».

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