Poststellen weichen Partnerfilialen

Poststerben: Stadt Luzern steht hinter Vorgehen des gelben Riesen

Der Mitte-Grossstadtrat Michael Zeier-Rast bedauert die Schliessung der Uni-Post. (Bild: bic/zvg)

Das Poststerben in der Stadt Luzern hat die Mitte auf den Plan gerufen. Mittels Interpellation wollen Michael Zeier-Rast und Mirjam Fries wissen, wieso die entsprechenden Filialen geschlossen wurden. Die Stadt Luzern bläst ins gleiche Horn wie die Post und sagt: wegen veränderten Kundenbedürfnissen.

Das Stadtbild ändert sich laufend, was nicht selten auch Schliessungen mit sich zieht. Gewisse Branchen trifft es besonders hart, gemäss dem Volksmund sind diese gar am Aussterben. So spricht man beispielsweise vom «Lädelisterben» oder «Kinosterben» (zentralplus berichtete). In den jüngsten Jahren scheint sich ein weiterer sterbender Schwan dazugesellt zu haben: die Postfilialen. Meldungen über etwaige Schliessungen erhitzen in Luzern immer wieder die Gemüter (zentralplus berichtete).

Jüngste Postschliessungen lassen Mitte-Politiker aufhorchen

«In den letzten Jahren hat sich die Post in der Stadt Luzern stark umstrukturiert», sagt der Mitte-Grossstadtrat Michael Zeier-Rast. Als Beispiel nennt er die Schliessung der Filiale am Hirschengraben, die noch immer leer steht (zentralplus berichtete). Oder die deutlich früheren Leerungszeiten der Briefkästen. «Vorübergehend war es etwas ruhiger, doch mit der Schliessung der Uni-Post wurden die Postschliessungen wieder zum Thema», so Zeier-Rast (zentralplus berichtete).

Zusammen mit Mirjam Fries hat der Musikschulleiter und Regisseur deshalb in einer Interpellation den Luzerner Stadtrat zu den jüngsten Postschliessungen befragt. Insbesondere über deren Hintergründen und darüber, was danach folgt, soll die Luzerner Regierung Auskunft geben.

Stadt ist mit Stossrichtung der Post einverstanden

Den ungenannten Vorwurf des Poststerbens dementiert die Stadt Luzern: Seit 2017 sei die Zahl der Post-Zugangspunkte gleich geblieben. Damit wiederholt er seine Sichtweise von damals, als er ein entsprechendes Postulat ablehnte. Zwar hätten einige Filialen geschlossen, gleichzeitig kamen jedoch neue Angebote hinzu. So zum Beispiel die Paket-Annahmestellen «My Post Service-Stelle», die Stellen für Geschäftskunden (wo beispielsweise kleinere Online-Händler ihre Pakete abgeben können) oder die Filialen, die mit Partnern umgesetzt werden, etwa in Filialen von Detailhändlern. Diese kämen laut Angaben der Post bei ihren Kundinnen ähnlich positiv an wie reguläre Filialen.

Die Schliessung der Postfilialen habe hauptsächlich Einschränkungen im Bargeldgeschäft zur Folge. Einzahlungen seien demnach in Partnerfilialen nur bargeldlos möglich. Auch der Bezug von Bargeld ist beschränkt.

In der nachfolgenden Karte siehst du einen Überblick über die Post-Angebote in der Stadt Luzern:

Die Post informiert die Stadt Luzern bei jeder Schliessung und Eröffnung einer (Partner-)Filiale. Das ist in der Postverordnung so vorgeschrieben. Bei den jüngsten Schliessungen steht der Luzerner Stadtrat hinter dem Vorgehen der Post: «Aus Sicht des Stadtrates ist es sinnvoll, die traditionellen Poststellen durch weitere Formate zu ergänzen, die auf spezifische Bedürfnisse unterschiedlicher Kundschaft zugeschnitten sind», heisst es in der Antwort auf die Interpellation.

Zudem ist das Poststerben nun erstmal vorbei: Nach Aussagen der Post sind in der Stadt Luzern keine weiteren Schliessungen vorgesehen. Im Gegenteil: die Post suche geeignete Standorte für weitere Geschäftskundenstellen. So zum Beispiel im Raum Allmend/Obergrund und zwischen Schlossberg und Würzenbach. Auch national will die Post die Zahl ihrer selbst betriebenen Filialen bei rund 800 stabilisieren. Dazu kommen mit Stand 2020 1200 bis 1300 Partnerfilialen und 500 bis 700 ergänzende Servicestellen wie Abholstellen.

Einsatz für Geschäftsstelle an der Uni kommt gut an

«Die Antwort ist für uns so weit in Ordnung, auch wenn wir mit der Aufhebung der Uni-Post nicht glücklich sind», sagt Interpellant Michael Zeier-Rast am Telefon. Als positiv bezeichnet er den Einsatz des Luzerner Stadtrats dafür, dass die Post an der Uni künftig zumindest für Geschäftskunden noch zugänglich bleibt. Der Stadtrat hatte sich im Oktober 2020 gegen eine ersatzlose Schliessung gewehrt. Die Schliessung der Uni-Filiale war einer dee Hauptkritikpunkte der Interpellanten.

«Das Poststerben ist sehr stark auch ein kommunikatives Problem. Die Kunden und Kundinnen nehmen neue Angebote oder gar Service-Verbesserungen kaum war.»

Michael Zeier-Rast, Mitte-Grossstadtrat

«Entscheidend für uns war zu sehen, dass der Kontakt mit der Post da ist und die Stadt bei Bedarf intervenieren kann», so Zeier-Rast. Einzig unglücklich ist er mit der Beantwortung der Frage, wie die Partnerfilialen mit der Pakete-Flut seit Corona zurechtkommen. Hier seien die Antworten nicht sehr transparent.

Der Stadtrat bleibt in seiner Antwort nämlich vage: «Beim zur Grundversorgung gehörenden Format ‹Filiale mit Partnern› kam es an einzelnen Standorten auch schon zu Engpässen. Die Post ist mit den Partnerunternehmen regelmässig im Austausch», schreibt die Luzerner Regierung.

Luzerner Poststerben – ein Kommunikationsproblem?

Es sei nachvollziehbar, dass sich die Post auf neue Bedürfnisse einstellt. Wie aus der Antwort hervorgehe, suche die Post durchaus Alternativ-Angebote, wenn es zu Schliessungen kommt. «Es gibt aber auch Kunden, die mit der Nutzung dieser neuen Angebote Probleme haben», bemängelt Zeier-Rast. Hierfür sei dann eine sensibilisierte Kommunikation vonseiten Post wichtig.

«Das Poststerben ist sehr stark auch ein kommunikatives Problem. Die Kunden und Kundinnen nehmen neue Angebote oder gar Service-Verbesserungen kaum war.» Im Kopf bleibe nur, dass die eigene Poststelle geschlossen wird. Damit würde das Vertrauen und die Zufriedenheit mit dem Service Public leiden.

Vorerst will der Mitte-Grossstadtrat keine weiteren Schritte zu diesem Thema unternehmen. Doch Zeier-Rast prophezeit: «Die Post-Umstrukturierung wird sicher auch künftig noch diskutiert werden.» Einen leisen Abgang werden die Postfilialen wohl auch in Zukunft nicht machen.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Roland Grueter
    Roland Grueter, 09.03.2022, 08:36 Uhr

    Eine Typische Haltung unserer Stadt-Regierung! Wenn es um berechtigte Bedürfnisse der Bürger geht, z.B. wenn die Post Dienstleistungen abbaut, findet dieser Betrieb von der Stadt Luzern für diese Haltung noch Verständnis, gar Unterstützung. Kein Auslandversand von Paketen, keine Ein- und Auszahlungen mit Bargeld usw. in den sogenanntenAgenturen. Dafür zeigt der gleiche Kreis Interesse für das sinnlose Vorhaben, Verkehrs-Massnahmen einer Millionen-Stadt für die Kleinstadt Luzern zu prüfen. Was für ein Blödsinn. Anscheinend leben diese Leute in «Fantasia».Aber die echten, täglichen Probleme werden negiert.

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  • Profilfoto von Luchsfan
    Luchsfan, 08.03.2022, 21:39 Uhr

    Es ist tragisch.
    Mit der letzten Schliessung der Post bei der Uni bin ich gar nicht einverstanden.
    Es war die einzige Poststelle wo man auch am Sonntag oder ausserhalb der normalen Öffnungszeiten der anderen Postfilialen Postgeschäfte erledigen konnte.
    Es gibt keinen Ersatz dazu.
    Die Paketstationen die 24 Stunden zugänglich sind ersetzen den persöhnlichen Kontakt nicht und sind nicht sehr zuverlässig denn ich habe schon mehrere Male eine Abholungseinladung erhalten und am Paketautomaten hiess es dann man müsse es beim Partnerbetrieb abholen da es kein passendes Fach gebe.
    Sowas ist einfach nur tragisch und für mich nicht wirklich einfach zumal ich 100% im Detailhandel arbeite.

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    • Profilfoto von Sonntägler
      Sonntägler, 09.03.2022, 11:46 Uhr

      Stimmt nicht. Hauptpost öffnet neuerdings am Sonntag.

      Man muss nur kurz recherchieren möchten.

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