Zug/Luzern

«Planung in der Grauzone» für Multiplex-Kinos

Zuger Kinos: Der Fortbestand bisheriger Säle ist offen. (Bild: Beat Holdener)

Die Gemeinden Zug und Baar hoffen weiterhin auf das geplante Multiplex-Kino im Unterfeld – zentral+ berichtete exklusiv über diese Projekte. Zurzeit wird die Machbarkeit im Detail abgeklärt. Dem Projekt droht Konkurrenz aus dem Kanton Luzern.

Das neue Quartier im Gebiet Schleife/Unterfeld zwischen Zug und Baar soll zum städtebaulichen Vorzeigeobjekt werden. Für die beiden involvierten Gemeinden, die Korporation Zug und die privaten Investoren ist es zentral, dass neben Wohnungen und Arbeitsplätzen publikumswirksame Nutzungen entstehen. «Wir wollen keine Agglobauten, sondern einen lebendigen Stadtteil», sagt Helmut Goldmann, Projektleiter des mit der Planung beauftragten Bauunternehmens Implenia. So ist etwa ein Hotel geplant, für das noch interessierte Investoren gesucht werden.

Die Pläne der Zuger Kino Hürlimann AG für ein neues Multiplex-Kino sind schon konkreter. Und sie stossen bei Behörden auf Zustimmung: «Die neue Überbauung kann durch die Ansiedlung der Kinos eine Funktion als Quartierzentrum erhalten», sagt der Zuger Stadtplaner Harald Klein. «Die Platzierung unmittelbar an der Stadtbahnhaltestelle Lindenpark ist gut gewählt, können die Kinos doch so direkt aus dem ganzen Kanton mit dem öffentlichen Verkehr angefahren werden.»

Auch der Gemeinderat Baar würde laut Präsident Andreas Hotz den Bau eines Kinos sehr begrüssen. Das Vorhaben wird durch die Baarer Bauordnung begünstigt, weil bei der Ausnützung unterirdische Gebäudeteile für das Kino nicht mitgerechnet werden.  

Baugrund wird untersucht

Die Krux dabei: Die geplanten UG-Kinos kämen in ein Grundwassergebiet zu stehen. Die Planer sind sich bewusst, dass die Realisierung deshalb schwierig werden könnte, denn die Grundwasserströme dürfen nur beschränkt tangiert werden. «Alles was tiefer liegt als ein Untergeschloss wird kritisch», sagt Implenia-Projektleiter Helmut Goldmann. «Wir wussten, dass wir uns in einer Grauzone bewegen.»

Um für die Kino Hürlimann AG Planungssicherheit zu schaffen, hat sich die Implenia deshalb entschlossen, bereits für die Ausarbeitung des Masterplans den Baugrund hydrogeologisch untersuchen zu lassen. In mehreren Etappen werden deshalb in diesen Tagen im Unterfeld Sondierbohrungen durchgeführt.

Die Ergebnisse des Gutachtens sollen bis Ende März vorliegen und zeigen, ob das Projekt wie vorgesehen weitergeplant werden kann oder einzelne Teile angepasst oder sogar redimensioniert werden müssen. «Ich hatte immer das Gefühl, dass wir es schaffen», zeigt sich Helmut Goldmann optimistisch.  «Auch wenn die Behörden im Kanton Zug strenger sind als andernorts, werden wir bestimmt Lösungen finden.»

«Cinema paradiso» soll bleiben

Allerdings gibt es auch Stimmen, welche die Notwendigkeit eines Multiplex-Kinos in Frage stellen. Sie fürchten um den Weiterbestand der Kleinkinos «Gotthard» und «Seehof» in Zug sowie «Lux» in Baar. Kino-Unternehmer Adrian Hürlimann zerstreut jedoch die Bedenken, zumindest teilweise:  «Den «Seehof» werden wir niemals zumachen», schreibt er in einer Stellungnahme. Und Stadtplaner Harry Klein ist überzeugt, dass die Ansiedlung der Multiplex-Betriebe im Unterfeld auch zur Existenzsicherung der bestehenden Kinos beitrage. Die zentrale Lage nütze allen und sei besser als ein Standort zum Beispiel bei einem Autobahnanschluss in der Peripherie.

Der Zuger Stadtpräsident Dolfi Müller meint, eine Kino-Strategie müsse auf mehrere Pferde setzen: Kommerzfilme in Multiplexkinos subventionieren Cinéasten-Filme quer. «Das bisherige Wirken der Zuger Kinobetreiber ist für mich eine Garantie, dass das «cinema paradiso» in der Zuger Innenstadt nicht sterben wird, auch wenn ein Multiplex-Kino kommen sollte.» Müller sagt weiter, wenn sich der vorgesehene Standort Unterfeld wegen Grundwasserproblemen nicht eignen würde, wäre das Siemens-Areal als Alternative «sicher prüfenswert».

Konkurrenz schläft nicht

Bei den grossen Kinokonzernen sieht man den Zuger Kinoplänen gelassen entgegen. «Wir gehen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Multiplex-Kino gebaut wird, eher gering ist», sagt  Claudia Haider von den Arena Cinemas in Zürich («Sihlcity»), «vor allem, weil ein grösseres Multiplexkino auch mit dem Einzugsgebiet Zug geplant ist.»

Damit spielt sie auf das Ebisquare in Ebikon an, das grosse Einkaufs- und Unterhaltungszentrum, das nun «Mall of Switzerland heisst». Dort wird von der Zürcher Firma Halter Unternehmungen die Projektentwicklung für die nächste Etappe vorangetrieben. Halter-Firmensprecher Nik Grubenmann sagt, die Konzeption sehe ein Multiplex-Kino mit 12 Sälen vor. Mit einem Kinobetreiber stehe man in vertieften Verhandlungen.

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