Interview: Er wäre der erste Zuger seit 36 Jahren

Peter Hegglin kandidiert für den Bundesrat

Peter Hegglin vor dem Bundeshaus. Hier will er auch weiterhin ein- und ausgehen. Aber nicht im Parlament.

(Bild: wia)

Der Zuger CVP-Ständerat Peter Hegglin kandidiert für den Bundesrat. Bewusst habe er sich etwas Zeit genommen für den Entscheid, sagt er im Interview. Nun aber will er sich diese Chance nicht entgehen lassen – auch wenn er mit einem Defizit in die Ausmarchung steigt.

Ja, Peter Hegglin will. Der Ständerat aus Menzingen will die Gelegenheit am Schopf packen und ins Rennen um die Nachfolge von Doris Leuthard steigen. Schafft er es, beschert Hegglin dem Kanton Zug nach 36 Jahren Absenz endlich wieder einen Bundesrat (zentralplus berichtete). Wir haben mit dem Kandidaten gesprochen.

zentralplus: Peter Hegglin, am 25. September kündete FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann seinen Rücktritt an. Zwei Tage später zog auch die langjährige CVP-Bundesrätin Doris Leuthard nach. War für Sie von Anfang an klar, dass Sie kandidieren wollen?

Peter Hegglin: Nein. Ich habe mir bis vor Doris Leuthards Rücktritt noch gar keine Gedanken dazu gemacht. Ich hatte gar nicht die Zeit dazu. Ausserdem macht es keinen Sinn, über eine mögliche Kandidatur nachzugrübeln, solange es keine Vakanz im Bundesrat gibt. Nachdem Doris Leuthard vorletzte Woche ihren Rücktritt bekannt gab, kamen jedoch schon bald mehrere Personen auf mich zu, die mich fragten, ob ich kandidieren wolle. Bewusst habe ich mir jedoch Zeit genommen, darüber nachzudenken.

zentralplus: Nun, eineinhalb Wochen später, steht für Sie fest: Doch, ich mache es. Wie kam dieser Entschluss zustande?

Hegglin: Unter anderem habe ich abgewägt: Passt eine Kandidatur in meine persönliche Situation? Von meinem Alter, meiner Gesundheit, meinem Umfeld her? Trägt meine Familie den Entscheid mit? Auch galt es, die politische Landschaft miteinzubeziehen. Und dann ging es um die Frage: Will ich ein, zwei weitere Amtszeiten in der Legislative anhängen oder wieder in die Exekutive zurück? Ich war zwischen 2003 und 2016 Finanzdirektor des Kantons Zug. Mit meiner Erfahrung will ich mich zumindest der Kandidatur stellen. Diese Chance will ich packen.

«Es ist mir überhaupt nicht daran gelegen, den Anspruch der Frauen bei dieser Wahl zu torpedieren.»

zentralplus: Sie sind verheiratet, haben vier Kinder. Ihre Familie kann sich also damit anfreunden, womöglich bald einen Bundesrat im Haus zu haben?

Hegglin: Wir haben letzte Woche einen Familienrat einberufen, um herauszufinden, wie sie dazu stehen. Meine Kinder sind es sich gewohnt, dass sie auf meine Funktion angesprochen werden und dass sie auch mal unbedarfte Sprüche zu hören bekommen. Und sie befanden, dass sie bisher mit dieser Exponiertheit umgehen konnten und dass sie das auch weiterhin können. Wichtig war mir dieses Treffen ausserdem, weil ich nicht will, dass meine Kinder aus der Zeitung von meiner Kandidatur erfahren.

«Ich habe vermutlich die längste Exekutiverfahrung von allen Bundesratsmitgliedern.»

zentralplus: Zu besetzen sind bekanntlich zwei Bundesratssitze. Am Dienstag kommunizierte die FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter ihre Kandidatur für den Bundesrat. Dies dürfte Ihnen in die Hände spielen, verringert sich doch damit für die CVP der Druck, eine Frau ins Rennen schicken zu müssen.

Hegglin: Es ist mir überhaupt nicht daran gelegen, den Anspruch der Frauen bei dieser Wahl zu torpedieren. Vielmehr sehe in meiner Kandidatur einen Beitrag für eine mögliche Wahl und eine demokratische Chance.

Peter Hegglin tritt aus dem bereits ziemlich leeren Bundeshaus.

Peter Hegglin tritt aus dem bereits ziemlich leeren Bundeshaus.

(Bild: wia)

zentralplus: Berücksichtigt man die regionalen Voraussetzungen, denen der nächste Bundesrat entsprechen sollte, sind Sie als Zentralschweizer der Richtige. Was sind weitere Gründe, warum Sie der richtige Mann fürs Amt sind?

Hegglin: Ich habe vermutlich die längste Exekutiverfahrung von allen Bundesratsmitgliedern. Weiter liegt es mir, Probleme zu analysieren und mitzuhelfen, diese zu lösen. Zudem bin ich gesund, stark und motiviert, diesen Beitrag in der Schweizer Politik zu leisten.

zentralplus: Und wo sehen Sie bei sich ein Defizit?

Hegglin: Vermutlich bei der Mehrsprachigkeit. Zwar habe ich einst ein Jahr in Lausanne verbracht, doch zwischenzeitlich ist mein Französisch etwas rostig geworden. Das ist jedoch nichts, was ich nicht aufholen könnte.

zentralplus: Wen sehen Sie als grössten Konkurrenten, als grösste Konkurrentin?

Hegglin: Das ist schwierig zu sagen, und ich könnte auch keine spezifische Person nennen. Nicht zuletzt, weil auch noch nicht klar ist, wer alles kandidieren wird. Ich will dazu beitragen, dass es eine richtige Wahl gibt. Sollte ich nicht gewählt werden, sehe ich das nicht als Niederlage. Das hat ja dann womöglich nichts mit mir als Person zu tun.

zentralplus: Immer wieder, wenn es um mögliche CVP-Kandidaturen geht, wird der Name Erich Ettlin genannt. Warum sind Sie die bessere Wahl als der Obwaldner Ständerat?

Hegglin: Ich habe deutlich mehr Exekutiverfahrung, und zwar durch alle Instanzen. Ich war Gemeinderat, im Kantonsrat und im Regierungsrat. Weiter war ich beruflich in einem sehr breiten Feld tätig.

«Ich brächte die Erfahrung für verschiedene Departemente mit.»

zentralplus: Apropos breites Feld: Liebäugeln Sie bereits mit einem Wunschdepartement?

Hegglin: Das ist schwierig zu sagen. Ich komme aus der Landwirtschaft, hatte in der kantonalen Legislative eng mit der Volkswirtschaft zu tun, war Präsident der Raumplanungskommission und später dann in der Finanzpolitik tätig. Nun habe ich vermehrt mit sicherheits- und staatspolitischen Fragen zu tun und Mandate im Krankenversicherungsrecht. Ich brächte also die Erfahrung für verschiedene Departemente mit. Kommt dazu, dass es ja auch darauf ankäme, was überhaupt frei würde.

zentralplus: Sie waren über 13 Jahre Finanzdirektor und zudem einige Jahre Präsident der Finanzdirektorenkonferenz. Denken Sie, Sie können Ihr Finanzimage überhaupt je abschütteln?

Hegglin: Das stimmt. Man hat mich lange Zeit als Vertreter dieses Gebiets wahrgenommen. Doch bin ich heute nicht in den Kommissionen für Wirtschaft und Abgaben (WAK), dafür Mitglied der Finanzkommission und bekomme dadurch Einblick in sämtliche Bereiche der Verwaltung. Im Übrigen bin ich neugierig und interessiert genug, mich auch in bislang unbekanntere Themen einzuarbeiten. Entscheidend ist es, bei allen Themen die richtigen Fragen zu stellen und entscheidungsfreudig zu sein.

«Ich glaube nicht, dass ich nun plötzlich auf Twitter oder Instagram zu finden sein werde. Das passt nicht zu mir.»

zentralplus: Wie gehts nun weiter für Sie? Inwiefern müssen Sie sich vorbereiten?

Hegglin: Ich habe schon jetzt versucht, erste Massnahmen in die Wege zu leiten. So habe ich erste Gespräche hinter mir mit Leuten aus meinem Umfeld und Gremien, bei denen ich dabei bin. Weiter versuche ich ein Team aufzubauen, das mich in der kommenden Zeit unterstützt, etwa technisch, mit dem Aufbau einer Webseite. Ich glaube jedoch nicht, dass ich nun plötzlich auf Twitter oder Instagram zu finden sein werde. Das passt nicht zu mir. Ich will mich selber bleiben.

zentralplus: Und dann erwarten Sie ja noch die obligaten Hearings.

Hegglin: Richtig. Mit diesen werden alle Bundesratskandidaten geprüft. Zwar scheue ich mich nicht davor, doch werde ich mich entsprechend darauf vorbereiten.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Topo
    Topo, 16.10.2018, 08:39 Uhr

    Ich denke, es wäre ein falsches Signal der CVP, einen Kanditaten zu portieren, der gegen die Interessen der eigenen Partei im Ständerat dafür stimmte, dass Kriegsmaterial in in Krisen- und Kriegsgebiete geliefert werden darf.
    Dies würde sicher von einem grossen Teil der CVP nicht verstanden und würde der Partei weiter schaden.

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  • Profilfoto von Mario Bernasconi
    Mario Bernasconi, 14.10.2018, 12:11 Uhr

    Ein CVP-Bundesrat, der Waffenexporte in kriegsführende Länder befürwortet geht gar nicht!

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