Martin Pfister ist der neue Bundesrat

«Papi ist ein Held» – das sind die Reaktionen

… und Personen umarmt. (Bild: Andreas Busslinger)

Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister schafft den Sprung in den Bundesrat. Gerade die Reaktionen aus seiner Heimat fallen euphorisch aus. Doch es gibt Ausnahmen.

Les jeux sont faits. Zug hat mit Martin Pfister nach 43 Jahren wieder einen Bundesrat. In nur zwei Wahlgängen ist es dem Zuger Regierungsrat gelungen, 134 Stimmen der Vereinigten Bundesversammlung zu ergattern. Das absolute Mehr lag bei 123. Dass es ein so klarer Entscheid gegen Nationalrat Markus Ritter würde, hätte wohl kaum jemand gedacht.

Die Befürworter Pfisters, insbesondere seine Unterstützerinnen aus Zug, reagieren euphorisch. Allen voran Martin Pfisters Sohn Samuel: «Ich bin unheimlich stolz. Mein Papi ist sowieso mein Held. Jetzt noch mehr. Ich gönne es ihm sehr und bin unglaublich erleichtert», sagt er.

Die Zuger Regierungsräte lassen Pfister ungern ziehen

Für Andreas Hostettler, ebenfalls ein Baarer, ist Pfisters Wahl eine grosse Freude. Der Zuger Direktor des Innern strahlt bei seinem Besuch im Bundeshaus wie ein Marienkäfer. «Die Stimmung könnte nicht besser sein», sagt der FDP-Regierungsrat. Vor allem sei es schön gewesen zu sehen, wie schnell klar gewesen sei, dass Martin Pfister gewählt sei.

Hostettler weiter: «Es ist natürlich bedauerlich, dass wir nun einen tollen Regierungsrat verlieren, der auch über die eigene Direktion hinaus gedacht hat.»

Auch die Zuger Regierungsrätin Silvia Thalmann-Gut ist bester Laune: «Ich habe unglaublich Freude, dass es Martin gelungen ist.» Sie freue sich grad doppelt: als Präsidentin der Zentralschweizer Regierungskonferenz und als Zuger Mitte-Regierungsrätin. Auch wenn sie dadurch einen «sehr, sehr geschätzten Regierungsratskollegen» verliere.

Als Bundesrat werde Martin Pfister seine bedachte Art mitbringen. Er werde gut analysieren und erst dann Entscheidungen fällen, diese dafür konsequent verfolgen, ist Thalmann-Gut überzeugt.

Die letzten Wochen werde es wohl nicht mehr so viele gemeinsame Regierungssitzungen geben. Danach werde die Exekutive – wie sie schätzt bis September – zu sechst weiterregieren. «Aber ich denke, das werden wir packen.»

«Dafür gewinnt unser Land mit Martin einen sensationellen Bundesrat.»

Laura Dittli, Zuger Regierungsrätin (Mitte)

Auch die Zuger Sicherheitsdirektorin Laura Dittli (Mitte) ist heute nach Bern gereist. Sie sagt: «Es ist definitiv ein historischer Tag heute. Es war eine sensationelle Wahl. Die Freude ist riesig.» Doch auch sie zeigt sich etwas wehmütig, dass sie einen «geschätzten Regierungsratskollegen» verliere.

«Dafür gewinnt unser Land mit Martin einen sensationellen Bundesrat.» Martin Pfister sei ein sehr engagierter Regierungsrat, im Kanton geschätzt, ein Schaffer, er suche nach der richtigen, mehrheitsfähigen Lösung, sehr kollegial – er habe das nötige Rüstzeug, um ein guter Bundesrat zu sein. Genau das brauche es jetzt in der Landesregierung.

Nun arbeite der Regierungsrat zu sechst weiter – Dittli ist gespannt, wer künftig zur Regierung stosse. Zuerst werde die Mitte aber ihren Bundesrat noch «gebührend feiern».

Alle sind begeistert. Die Sekunde, in der Martin Pfister zum Bundesrat gewählt wurde. (Bild: Andreas Busslinger)

Ein besonnener Regierungsrat, ein besonnener Bundesrat?

Der Zuger Stadtrat Urs Raschle (Mitte) kennt Pfister noch als Kollege im Kantonsrat, aber auch aus dessen Zeit als Regierungsrat bestens. «Dass die Wahl so deutlich ausfiel, ist für mich unerwartet. Ich meine, das ist historisch, dass ein Regierungsrat in nur zweiten Wahlgängen in den Bundesrat gewählt wird.»

Warum es dem Zuger gelang, die Mehrheit der Stimmen für sich zu gewinnen? Dafür gibt Raschle eine Anekdote preis: «Die Ruhe und Besonnenheit, mit welcher er während Corona mit der ausserordentlichen Situation umgegangen ist, hat mich beeindruckt. Er hat den Menschen gezeigt, dass er es im Griff hat.» Raschle weiter: «Ich glaube, das konnte er auch während der letzten Wochen rüberbringen.»

Gerhard Pfister reagiert mit viel Diplomatie

Mitte-Präsident Gerhard Pfister freut sich als Zuger zwar für Pfister, stellt dabei jedoch gleich diplomatisch fest: «Markus Ritter hatte sicher einen Vorsprung, weil er im Parlament bekannt war. Wenn man aber Präsident eines Bauernverbands oder Parteipräsident ist, hat man natürlich Ecken und Kanten – dann ist es für gewisse manchmal eine Option, dass sie jemanden nehmen, der ihrem Profil ein wenig besser entspricht.»

ALG-Nationalrätin Manuela Weichelt, die sich als ehemalige Regierungsratskollegin Pfisters über dessen Wahl freut, wird deutlicher: «Wahrscheinlich war es schlussendlich vor allem eine Wahl gegen Nationalrat Ritter. Ich denke, gerade die ökologischen, europapolitischen Anliegen hätte Herr Ritter weniger gut vertreten. Das war wohl mit ein ausschlaggebender Grund», sagt Manuela Weichelt zur Wahl Pfisters.

SVP-Nationalrat und -Fraktionschef Thomas Aeschi gibt sich betont entspannt. Als Zuger freue er sich über Pfisters Wahl. Als SVP-Fraktionschef – die Landwirtschaft ist für viele Parteimitglieder ein grosses Anliegen – wäre für ihn auch die Wahl von Markus Ritter positiv gewesen.

Parteikollege und Ständerat Peter Hegglin ist ob der Wahl des Zugers in den Bundesrat selbstredend begeistert. Er erwarte nun, dass sich Martin Pfister als Bundesrat gut einarbeite und sich eine Übersicht zu den Dossiers verschaffe. Und dass dieser dann Schritt für Schritt den Haufen an anstehenden Problemen abarbeite.

Freibier für alle! Matthias Michel freut sich für seinen ehemaligen Regierungsratskollegen. (Bild: Andreas Busslinger)

Ein «hervorragender Tag» für die Schweiz

Tabea Estermann, die Präsidentin der GLP Kanton Zug, spricht von einer «hervorragenden Wahl des Parlaments» und von einem «hervorragenden Tag für die Schweiz». Martin Pfister sei genau das, was es in diesen Zeiten brauche. «Er ist eine Antithese zu Trump. Er macht keine Mähdrescher-Politik. Er ist weitsichtig und holt die Stimmung ab.» Darum sei er auch so beliebt im Kanton Zug.

Weniger begeistert von Pfisters Wahl ist der Luzerner Nationalrat David Roth. «Wir können als Zentralschweiz Freude daran haben, dass wir wieder im Bundesrat vertreten sind. Das ist jetzt lange genug gegangen», sagt der Luzerner SP-Politiker gegenüber zentralplus. Nun kommt das Aber: «Die politische Bedeutung ist, dass der Bundesrat rechter wird als vorher. Viola Amherd gehörte sicher zum progressiven Teil dieses Bundesrats. Das ist natürlich schwerwiegend.» 

Das hätte man aber schon vor den Wahlen gewusst. «Wir hatten die Auswahl zwischen zwei sehr rechten Mitte-Politikern», sagt David Roth. Das müsse «möglichst bald korrigiert» werden, so der Luzerner weiter.

Die Juso schiesst gegen den neuen Bundesrat

Apropos Sozialdemokraten: Vernichtend fällt das Urteil der Juso Zug aus. «Die Juso Zug gratuliert Martin Pfister für seine Wahl in den Bundesrat nicht. Im Gegenteil: Wir verurteilen die Wahl, den folgenden Rechtsrutsch im Bundesrat sowie die von der Mitte Schweiz gestellte Scheinauswahl.»

«Als Zuger Regierungsrat trieb er die kantonale Tiefsteuer- und Sparpolitik an und stellte sich gegen nötige soziale oder klimapolitische Fortschritte», schreibt die Jungpartei in einer Mitteilung. «Seine Partei, die Mitte Kanton Zug, gehört dem rechten Rand der Mitte-Kantonalsektionen an. Als stärkste Kraft im Kantons- und Regierungsrat politisiert sie seit Jahren gegen die Interessen der Zuger Bevölkerung und der internationalen Solidarität.»

Verwendete Quellen
  • Besuch der Bundesratswahlen
  • Gespräche vor Ort sowie an den Festanlässen
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