Zug erlebe «Startschuss für einen Hochhausboom»

Nun formiert sich bürgerlicher Widerstand gegen das Unterfeld

So sieht die geplante Überbauung Unterfeld (eingefärbte Fläche) aus. Das Projekt soll Zug (vorne im Bild) und Baar (hinten) verbinden und einen neuen Stadtteil hervorbringen. (Bild: PD)

Am 12. Februar stimmen Zug und Baar über den Bebauungsplan Unterfeld ab. Der Widerstand kam bisher meist von linker Seite. Nun outet sich ein «Bürgerliches Komitee Nein zum Unterfeld» rund um den parteilosen Zuger Gemeinderat Willi Vollenweider. Viel Chancen räumt Vollenweider dem Protest allerdings nicht ein.

Mit einem giftig gelben Flyer steigt das «Bürgerliche Komitee Nein zum Unterfeld» in den Abstimmungskampf ein. Das Flugblatt soll demnächst in alle Zuger Haushaltungen verteilt werden, und es bezieht sich auf die Stadt Zug. Abgebildet ist die reformierte Kirche Zug (37 Meter noch), daneben eine Skyline mit Hochhäusern zwischen 25 und 60 Metern Höhe zum Grössenvergleich.

Gegen diese Hochhäuser richtet sich der Protest vornehmlich. Die «gigantische» Überbauung Unterfeld mit ihren weit herum sichtbaren Hochhaustürmen passe überhaupt nicht ins Zuger Stadt- und Landschaftsbild, schreibt das Komitee. Die Rede ist von «Bronx», einer «Trutzburg». Aber auch von «Dichtestress» und einem drohenden Verkehrskollaps an der Nordstrasse.

Viele Stadtzuger lehnten das Unterfeld-Projekt ab, weil sie den Charakter und die Identität «unserer charmanten Kleinstadt» erhalten möchten. Die Argumente sind meist schon bekannt. Bis anhin kamen sie allerdings eher von linker Seite oder von der Planungs- und Baukommission des Zuger Stadtparlaments, die den Bebauungsplan ebenfalls ablehnte. Die bürgerlichen Parteien Zugs und Baars sind alle im Ja-Komitee (zentralplus berichtete).

«Es werden überall Mauern aufgezogen.»
Willi Vollenweider, Zuger Gemeinde- und Kantonsrat

«Meine Befürchtung ist, dass das Unterfeld der Startschuss für Hochhäuser überall ist», sagt Willi Vollenweider, auf Anfrage, «wir sehen die Abstimmung deshalb als historische Entscheidung. Es werden überall Mauern aufgezogen, nach dem Unterfeld zwischen Zug und Baar wird es auf der andere Seite bei Cham weitergehen.»

Das Unterfeld sehen Vollenweider und die Komitee-Mitglieder als Startschuss für eine unheilvolle Entwicklung. Im Flyer wird eine Art Geheimplan mit drei Etappen entworfen. Schritt 1: Mit dem Unterfeld solle sich die Bevölkerung an «gigantische Bauvolumen» gewöhnen. Schritt 2: Das neue Hochhausreglement, das nächstens beschlossen werde, heble sodann die Zonenplanung von 2009 aus. Es erlaube Hochhäuser bis zu 80 Meter Höhe. Schritt 3: Als Nächstes werde in der Lorzenallmend ein weiteres Hochhausgebiet entstehen.

Das Flugblatt des Komitees mit dem Grössenvergleich zwischen der reformierten Kirche Zug (links) und den Hochhäusern.

Das Flugblatt des Komitees mit dem Grössenvergleich zwischen der reformierten Kirche Zug (links) und den Hochhäusern.

(Bild: Screenshot)

Investitionen von 270 Millionen Franken

Wie schätzt Vollenweider den Erfolg des Protests ein? «Ich bin eher skeptisch», sagt er. «Die Macht des Geldes lockt. Es werden 270 Millionen Franken im Unterfeld investiert. Viele Unternehmer und Handwerker hoffen natürlich auf Aufträge.»

Das Komitee besteht aus zwölf Personen, die mit Namen und Berufen aufgeführt sind. Der Zuger Gemeinde- und Kantonsrat Vollenweider ist der einzige Politiker. Er war früher in der SVP, trat aus und ist heute parteilos. Im Komitee ist aber beispielsweise auch der Baarer Kinderarzt Romedius Alber samt Gattin.

Bürgerliche fürs Unterfeld

Zur Bürgerlichkeit seines Nein-Komitees sagt Vollenweider: «Die anderen Personen haben mir angegeben, bürgerlich zu stimmen, sind aber nicht unbedingt Parteimitglieder.» Die bürgerlichen Parteien von Zug und Baar seien als «Einheitsfront» fürs Unterfeld, fügt Vollenweider hinzu. «Es gibt aber auch andere kritisch eingestellte Bürgerliche, vor allem in Baar, wie ich in Gesprächen festgestellt habe.» Doch diese wollten sich wohl nicht gegen die offizielle Parole ihrer Parteien stellen.

Das Flugblatt soll laut dem Initianten extra nur in Zug und nicht in Baar verteilt werden. «Würden wir in Baar verteilen, käme das bei den Baarern gar nicht gut an. Das würde als Einmischung in fremde Angelegenheiten betrachtet», sagt der Stadtzuger Politiker.

Was meinen Sie, ist das Unterfeld eine Chance oder eine städtebauliche Sünde? Stimmen Sie ab in unserem aktuellen Pro & Contra zum Unterfeld mit Eliane Birchmeier (FDP Zug, Pro) und Urs Bertschi (SP Zug, Contra). Zum Pro & Contra geht es hier.

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